Zwei Beine, ohne Interesse an Genialität, vereinfachter Mechanismus, nichts Brasilianisches, kein Sternenlauf, kein Jubel in den Fußgelenken, Standbein, Schussbein, nichts für Genießer, und trotzdem einer, dessen die Menschen, die ihn spielen sahen, gedenken.
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Ein großer Dorn, der stach und dicht hielt, der die Anstürmenden ersaufen ließ, das Feuer zertrat, das sie bereit waren zu entfachen. Nichts da, ich arbeite, ich komme aus der Vorstadt, ich bin geboren für das Einfache. Nicht einmal Siege sind es am Ende, die zählen.
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Unzuständig für alles Künstlerische! Kein Dribbling, kein nie gesehener Trick, stattdessen Luft für neunzig Minuten, und notfalls für die Verlängerung, wenn die Kollegen Krämpfe quälen. Merkwürdig, daß so einer, eckig wie eine leer gegessene Pralinenschachtel, etwas trifft, das rund ist.
„Der Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur besteht darin, dass Sie in einer Demokratie zuerst wählen und später Befehle entgegennehmen. In einer Diktatur müssen Sie Ihre Zeit nicht mit Abstimmungen verschwenden.“ (Charles Bukowski)
Schauen wir mal, wer oder was sich im nächsten Jahr bewegt und / oder rollt. Allen die hier reingucken sei gewünscht eine friedliche Weihnacht und ein gutes neues Jahr. Bis 2023. Jetzt muß ich an den Herd: der Rotkohl.
Ekhof – Theater / Schloß Friedenstein / Gotha / im Oktober 2021
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Weia! Großes Theater in der Wüste. Dass dies eine absurde Veranstaltung wird, war ja abzusehen, aber dass gleich in den ersten vierundzwanzig Stunden so verbissen um den Oscar in Sachen Peinlichkeiten gefochten wird, hätte noch nicht mal ich als Zyniker vor dem Herrn vermutet. Ein paar Reime plus Nachgedenken. Bis Weihnachten.
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Das Kehren
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Es kehrt der Scheich
Gewohnt nur Sieg
Den Rücken weißbetucht
Und leise dem Propheten flucht
Eventuell der Zweifel voll
War die Idee denn wirklich toll
Doch die Verträge sind gemacht
Das ziehn wir durch wär‘ doch gelacht
Zur Not vor leeren Sitzen
Wir dürfen schwitzen
Doch ihr mit krummen Rücken bettelt
Schrecklich in Moral verzettelt
Was war’s noch gleich
Weshalb besucht
Uns nun seit Wochen
Kommt schleimend angekrochen
Ihr
Wir ham doch gut gezahlt
Und jetzt halt Krieg
Doch noch ein Sieg
Dem Scheich
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Derweilen sucht die Binde
Die früher nur der Blinde
Trug dass man ihn erkenne
Und nicht auf Übergängen
Tät in die Ecken zwängen
Doch diese Sehet! Binde
Tragen nicht mehr Blinde
Sondern die die sehen
Was andere leider nicht
Verstehen obwohl
Doch leider wird die Binde teuer
Das weiß sogar der Dings
Und die anderen sechse auch
Legen sich auf ihren Bauch
Den Kopf im Wüstenwinde
Ach scheiß doch auf die Binde
Das könn‘ wir uns nicht leisten
So kehr’n auch wir den Rücken
Doch leider nicht vor eig’nen
Türen
So kann man nur verlieren
Spricht die Moral im Drittpullover
Katar Alaaf und es isch over
Helau dem DfB
Ach nee
Als letzter Reim
Fahret halt heim!
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Der blinde Schreihals findet nichts
Nicht mal ein Körnchen
Mut
Und lebt denn noch die Lichtgestalt
Oh ja sie lebt sie lebt noch
Doch tief im Wald
Und hat es längst vergessen
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Ungereimt noch dies. In den nächsten Tagen wird wohl eine Peinlichkeit die andere jagen. Und so bescheuert diese durchgeknallte FIFA – Glatze ist, mit der Doppelmoral des Europäers hat er recht. Da muss man nur ein, zwei Minütchen bei ARD und ZDF reinriechen, wenn sie sich im überheizten, grell beleuchteten Studio in den Schritt greifen und gegenseitig an Deutungswucht übertreffen wollen. Denke aus diesen Reihen wird der Favorit (oder das andere Chromosom) in Sachen „Oscar Peinlichkeit / national“ erwachsen. Weltweit? Infantino ist da schon Wettkönig. Aber vielleicht kommen ja noch der Wladimir und der Silvio und der Sepp vorbei. Und wie hieß noch der VW’ler? So ein bisserl Bunga – Bunga im Luxusresort? Da haben die Weißrücken ja nüscht gegen. Oder Olli?
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Aber es gibt ja auch die regionale Ausgabe des begehrten Preises. Da wohnt der Geheimfavorit bei mir um die Ecke. Ein Lokalblatt fragte sich die Tage durch die Kneipen, wer zeige und wer nicht. Die einen so. Die anderen anders. Vollkommen in Ordnung. Soll jeder machen wie er will. Schon allein wegen dem Doppelmoralmist. Also mein Favorit, am Hungertuch nagender Großgastronom in Gießen, der mit seinen regelmäßigen Preiserhöhungen die anderen Kruschtler vor sich hertreibt, krokodiltränt, er zeige deshalb Katar, weil er wegen der stressigen Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt sich nicht mit der Lage in der Wüste beschäftigen konnte. Hä? Das muss man erst mal bringen. Seit bald fünf / sechs Jahren kümmert sich der Mann um unsere sogenannte Weihnachtskultur? Weil Glühwein aus riesigen Plastikkanistern verkaufen ist ja eine Art von Gottesdienst? Aber bleiben wir auch hier gnädig. Dumm kann jeder von uns selber. Der große „Si tacuisses“ – Ehren – Santa Claus ist ihm aber gewiss, dem kleinen Provinzpaten. An Weihnachten folgen dann alle Preisträger.
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Mit dem Song unten eröffnet Dylan seine Philosophie der modernen Lieder. Traum: Harry Kane singt es gleich und kehrt. Erst seinen Rücken. Oder vor der eigenen Türe dann. Back home. Andere folgen auch noch. Weia!
Zwei Zeilen in die Erinnerung gekritzelt bestenfalls
Und alles für wahr befunden
So isses doch so genau und
Auf diesem langen Weg nach Hause
Wenn der letzte Bus ausgefallen war
Dies deine Ausrede für morgen
Summst du wieder und wieder den Namen
Getränkt mit irren Anschuldigungen
Aber wenn doch es ganz anders
Liebeslego Zukunftsscrabble
Oder der Märklinbaukasten Metall
Der Flugzeuge in den Himmel schickt
Heute Nacht jedoch nicht mehr
Heute nur Asche im Mund
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(Gießen / November 2022)
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Für die Asche im Mund danke ich Bob Dylan, der diese Worte in der „Beschreibung“ untigen Songs nutzt. Ans Herz gelegt der erste Kommentar zu diesem Clip. Vielleicht war es Dylan. Unter einem Alias. Und singende Schlagzeuger haben auch schon was.
Der des depressiven Schürrle Pass in die Kiste hub
Und alle Pilger unseres Jogis aus Schönau
Hüpften auf dem Sofa hoch
Ich henn`s gewißt! I au!
Löwy au der Besserwissi
Du machsch mir etz direkt der Messi
Dann ward der Bub verschwunden und wurd krank und Bayer
Schmorte dick und dicker auf der Bank
Mal zehn Minuten Einsatzfeier
Heiratete sein Gegenbild zum Wohle seiner … Zukunft
Die nicht mehr lag in Kloppos warmen Arenen
Wo die Nation noch Hoffnung tat wähnen
Dass eben der kleine dicke Bub nochmal
Den Pass von Schürrle hub
Doch jener selbst sich schon versenkt
Ungewollt und aufgehängt
In müder Dauerschleife alten Triumphs
Vergangenheitssumpf und hektisch transferiert
Die Hoffnung gern Gesicht verliert
Und nun aus fernen Hollands Stränden
Kehrt er zurück der Mario
Die Nation schon wieder richtig froh
Er soll nicht enden
Als Bub mit ewig dicken Backen
Noch einmal sich am Schopfe tat er packen
Und adlergleich beflügelt
Aus den Sümpfen er
Zurück zu den Triümphen kehrt
Und Flickens Hansemann
Glaubt dass er es nochmal machen kann
Auch wenn
Dies nun des Reimes Ende
Man Kicker niemals in die Wüste sende
Lasst regnen es aus den Hintergründen
Schwarz – weiße Bilder
Bestraft die Sünden
Dem dicken Bube toitoitoi
Alte Hoffnung ist nicht neu
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PS: Aus aktuellem Anlass. Ein bisserl freu ich mich schon für den Götze mit den gar nicht mehr dicken Backen. Aber gucken deshalb trotzdem nicht. Ähem! Vielleicht habe ich eben hoffnungsfroh gelogen. Hoffentlich nicht.