This is not America?

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Ich kann es nicht mehr hören oder lesen. „Angriff auf das Herz der Demokratie!“ „Unsere Werte mit Füßen getreten!“ „Diese chaotischen Szenen stehen nicht für das wahre Amerika!“

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This is not America? Come on! Indian Reservation? Ethnic Genocid? Slavery? Ku Klux Clan? Hiroshima? Nagasaki? Mc Carthy? Agent Orange? My Lai? Martin Luther King? Rubin Carter? Death Penalty? 4 dead in Ohio? Watergate? Waterboarding? Abu Ghreb? 5000 bombs a year on Afghanistan since 2009? United Fruit Company? Amazon? Facebook? Any taxes paid? 74 millions voting for a fascist psycho? Are you real? Forgive me if i forgotten something! Oh yeah, i’ve forgotten George Floyd. Gimme an F. Gimme an U. Gimme an C. Gimme an K: What’s that spell?

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Megan Rapinoe, Fußballspielerin und mutig (By the way: wie wär es mal Mut in solchen Fragen zu zeigen, lieber Thomas Müller, statt angepisst als schlechter Verlierer eine Reporterin blöd anzumachen? Trainingslager Katar zB?), wird heute so zitiert: „Das ist Amerika. Machen Sie sich nichts vor. Ich denke, wir haben sehr wohl unser wahres Gesicht gezeigt. Es ist nicht das erste Mal, daß wir einen solchen mörderischen Mob sehen. Die Entfesselung eines Mobs der weißen Vorherrschaft ist nichts Neues für Amerika, wie People of Colour sehr gut wissen.“ (Quelle / Sportteil FAZ)

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Und noch ekliger die plötzlichen Absatzbewegungen (hihi, Herr Freud: Absetzbewegungen wollte ich eigentlich tippen!) ehemaliger Geschäftlesfreunde des Golfbescheisserles. Dieser klebrige Gratismut. Erinnert mich – danke dafür SZ und für’s Verwursten – an manch „couragierte“ Ensembleversammlung in meinem Berufsleben. Das Rückgrat einer Meise. Hatte ich ja unlängst.

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„Wie soll man all diese Entscheidungen nennen? Späte Einsicht, aber immerhin? Gar mutig, weil irgendwie doch auch radikal? Da fällt einem ein Begriff ein, den der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger vor 60 Jahren in einem Essay kreierte: Gratismut. Er umschrieb damit auf höchst elegante Weise die Wesensart bestimmter Menschen, sich besonders couragiert zu geben, in Momenten, in denen ihnen sehr gewahr ist, dass ihnen daraus keine Nachteile entstehen. Mut-Simulanten könnte man sie auch nennen. In noch erträglichem Maß lässt sich diese Eigenschaft manchmal bei Künstlerinnen und Künstlern beobachten, die öffentlich Missstände kritisieren und dabei eine Haltung einnehmen, die sowieso schon deckungsgleich mit denen ihrer Fans ist. Geißeln ohne Gefahr, mit dem schönen Nebeneffekt eines warmen, aber vielleicht etwas schalen Applauses.“

(SZ / 13.01.2021)

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gotta serve somebody 2

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Seit Tagen, immermal wieder bass erstaunt oder mit Magenschmerzen lesend von den Washingtoner Kapriolen, geht mir eine Textzeile aus Tom Waits‘ „The piano has been drinkin“ nicht aus dem Kopf. „And the owner is a mental midget with the i.q. of a fencepost“. Es scheint als würden die Götter uns Menschen Dummheit und Rücksichtslosigkeit in Form von Trump und Virus um die überrascht tuenden Ohren hauen. Mit viel Spaß an dr Freud‘.

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Die Eitelkeit zum Mensch gehört

Was dann auch nicht weiter stört

Wenn Dummheit doch dazu gelangt

Die Wirkung sie ist wohlbekannt

Ein Würgen tut den Magen fassen

Die Speise muß den Leib verlassen

In dichtem Strahl inzwischen kalt

Knallt sie mit Verve auf den Asphalt

Malt zarte Muster wunderbar

Dem Gecken ist dies einerlei

Da er nicht denkt sich nichts dabei

Das Grimmen fremder Eingeweide

Warum kann mich das Mensch nich‘ leide

Es spreizt sich wieder sein Gefieder

Ich spür’s in mir da ist es wieder

Ein Trost mir bleibt ich rufe „Halt!“

Denn jeder Geck wird auch mal kalt

Das letzte Hemd ist taschenfrei

Der Geck er wird mir einerlei

In meinen Träumen wunderbar

Heut Nacht

(nicht nur für den kleinen Donald gereimt)

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PS: So sangen die legendären Köster, Hocker, Keul und co einst zu Kölle vum Klavier, dat gesoffe hät. Ohne den Zwerg zu erwähnen, ävver härrlich.

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Heimasturbationen oder die Verhöhnerisierung der eigenen Herkunft

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Neunzehnhundertachtzig zog ich nach Köln, um Schauspieler zu lernen. An einem der ersten Tage dort stand ich mit einem neuen Klassenkollegen, der bald einer meiner besten Freunde werden sollte, vor der Schlosserei des Schauspiels und wir lauschten einer damals nur in Köln bekannten Drei – Buchstaben – Beatband. „Sag mal, Karl, sind das Holländer? Was singen die denn da?“ „Kölsch, Du Drisskopp!“ Ich war in einer Stadt gelandet in der das heimische Bier und der Dialekt, der fast eine eigene „Sprooch“ war, denselben Namen trugen. Das gefiel mir. Als ich später dann von trink – und sangesfesten Fachfeierbiestern in den Straßen – und Kneipenkarneval eingeführt wurde, inklusive intensivem Textstudium der mitzusingenden Standardhymnen, vor allem von den „Fööss“, war es um mich geschehen und ich war verliebt. Kölle, Du ming Stadt am Rhing. Und ich konnte die Tränen des freundlichen und pausenlos redenden (Kölle !!!) Autofahrers– ich trampte übers Wochenende oft an den Bodensee zur Freundin oder Familie und zurück , ja, das ging damals problemfrei und pünktlich – die ihm auf der Rodenkirchner Autobahnbrücke nach ewig langer Abwesenheit beim ersten Anblick des Domes in die Augen schossen, mitweinen.

Erste Risse wurden dieser Liebe zugemutet, als in den zunehmend selbstverliebter werdenden 80ern etliche Nachfolgebarden der Black Fööss Stolz und Heimatliebe als eine Art Geschäftsidee entdeckten und ein permanentes „Viva und Heil Dir, oh mein Kölle“ aus den Boxen schallte. Den alten Hymnen waren Ironie und Sentiment ausgetrieben und es war ein einziges Gröhlen und Kassenklingeln und besoffen durstige Karawanen, die durch das Vringsveedel torkelten. Ich nenne es gerne die Verhöhnerisierung der eigenen Herkunft. (Danke, gw!) Zur Strafe wurde der FC Kölle dann zur Fahrstuhlmannschaft degradiert. Doch die Sehnsucht nach diesem ganz besonderen Menschengemisch blieb und selbst als ich schon länger in der kleinen hessischen Provinzstadt lebte, verbrachte ich noch regelmäßig etliche Wochenenden oben am Rhing und feierte manchen Karneval, aber „et Hätz schlug nit mie Kölsch“. Too much Monkey Business.

Jetzt hat – es begann wohl vor vier oder fünf Jahren mit weit über zwanzigjähriger Verspätung, was schnell ist für Gießen – die Verhöhnerisierung der eigenen Herkunft auch meinen derzeitigen Wohnort erreicht. Man findet doch tatsächlich 111 sehenswerte Orte hier indem man jede überquellende Mülltonne oder eine das Stadtbild (Welches Stadtbild bitte?) verhunzende Fußgängerbrücke zu Kulturdenkmälern erklärt, jeden Viertelpromi, der hier mehr als drei Semester studiert hat, einfach mal eingemeindet oder die 100 Gründe in die Tasten haut, weshalb man seinen Geburtsort so ganz arg lieb hat, wobei ich vermute, daß neben der wohlfeilen Geschäftsidee, etwa 92,5 % der Gründe der Psyche einer Kleinstadt zuzuschreiben wären, sprich das ständige Pendeln zwischen Mittelmäßigkeit frei nach Büchner und dezenten Anfällen von Großmann*genderstern*frausucht. Ich möchte nicht der Weihnachtsbaum sein müssen unter dem diese Werke als Geschenk rumliegen.

Und noch so eine Buchkrankheit ist, auch hier liegen die Wurzeln in Kölle, Manuel Claus Achim Andrack (sic!), der Sidekick von Harald Schmidt started the fire, die grassierende Wander- und Waldbucheritis. Seit ich denken kann, mein Vater kannte da keine Gnade und ich erbte dies gerne, latsche ich an den Wochenenden durch Wälder, egal wo ich lebte oder arbeitete. Und es tut gut. Fertig! Nie aber käme ich auf die Idee davon zu radebrechen, wie der Wald meine Seele reinigt, das Wandern mich zu mir selbst und alle Probleme dann so klein und wie so ein gekochtes Ei in der freien Natur und dann diese Aussicht, also, diese Aussicht und das Bier danach, es perlt, ach und all die wohlfeilen Textbausteine, während die Harvester todbringend die Bäume umarmen und ich das dann auch noch tun und davon sprechen muß ohn‘ End? Die Vöglein schweigen im Walde, dichtete schon der Geheimrat.

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PS: Es halten die Touristeninfos, die Bahn und die Verkehrsverbünde seit eh und je wunderbare und kostenfreie Wanderführer bereit. Leider halt ohne Bildstrecken, welche die Verfasser beim „In – Wäldern – Posen“ zeigen.

PS2: Man sollte der Heimat nicht die Schmerzen, Irrtümer und vor allem nicht die Ambivalenzen austreiben. Geht auch anders. Siehe Gundermann.

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Moria oder Bethlehem

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Moria  ( A )

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 (Opening riff – lead guitar)

(Rhythm guitar)

C A F G A

C A F G A

[Verse 1]

A

Schlauchboote treiben leer übers Meer

D

An den Küsten des Wohlstands wartet das Heer

A

Kinderleichen liegen am Strand

G                       A

Zäune hoch gezogen bewachen das Land

[Chorus]

E

               Moria

A

Wer hört noch Deinen Schrei  

E

               Moria

A

Geht uns am Arsch vorbei

[Instrumental]

C A F G A

[Verse 2]

A

Des Reiches Flaggen auf den Reichstagstreppen

D

Neben Schwaben und Hippies lauter rechte Deppen

A

Die Freiheit für die sie schreien verzichtet auf Vernunft

G                     A

13000 leere Stühle es brennt die Unterkunft

[Chorus]

E

               Moria

A                       

Wer hört noch Deinen Schrei

E

               Moria

A                   Asus4  

Geht uns am Arsch vorbei

[Instrumental]

C A F G A

C A F G A

C A F G A

C A F G A

[Chorus]

E

 Gott mit uns Moria     

A

Hört man jetzt Deinen Schrei

E

 Benzinkanister Moria

A

Weiter am Arsch vorbei

[Verse 3]

A

Kinder sitzen unter den verkohlten Bäumen

D

Sie ham schon lange aufgehört weiter zu träumen

A

Wasserwerfer vor Verzweiflung toll

G                     A

Hauptsache unser Kühlschrank, der bleibt voll

[Chorus]

E

      Moria

A

Hört man jetzt Deinen Schrei

E

 Oh Gott Moria

A

 Weiter am Arsch vorbei

[Outro]

E

Ich sage nee nee nee ooh

A

 So kanns nicht weitergehen

So wird es weitergehen

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Unten hören und schauen von 18:30 bis 23:15: und dann spenden

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PS: Obige Fotos aus dem Netz geklaut.

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