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Man kann seit ein paar Jahren wieder in der Lahn baden. Sagt man, macht es. Ich tat dies ein paar Mal vor zwei Jahren, eher aus purer Verzweiflung, als uns in jenem Sommer eine unserem nicht wirklich gescheiten Lebenswandel geschuldete extreme Hitze überfiel. Ein Freund und Wegbegleiter – ihm verdanke ich eine der schönsten Theaterarbeiten meiner Laufbahn, obwohl und wohl weil diese Arbeit nicht am Stadttheater verwirklicht wurde – und vor allem auch seine Lebensgefährtin hüpfen seit einigen Jahren zweimal täglich und dies vom späten Mai bis in den Oktober, man munkelte gar von einem frühen November, in diese – Verzeihung – doch recht trübe Flut. Sage ich, der ich in unserer Ehe den Kampfnamen trage: „Der am Bodensee Aufgewachsene.“ Hugh, ich habe gesprochen!
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„Eisvogel (Alcedo atthis) (16 cm). Klein mit großem dolchförmigem Schnabel. Oberseite glänzend blaugrün. Unterseite rotbraun. Eisvögel sitzen oft stundenlang auf Ästen oder Zweigen, die über dem Wasser hängen, und lauern auf Beute. Typisch ist auch ihr geradliniger, pfeilschneller Flug, meist dicht über der Wasseroberfläche.“
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Diesen Sommer, der nicht ganz so wahnsinnig heiß war, dafür aber von anderem Wahnsinn gebeutelt, besuchten wir, meine Gattin und ich, die zwei befreundeten und ausdauernden Lahnschwimmer ab und an am Steg des „Männerbadevereins“ – heißt wirklich so, Frauen dürfen aber auch – um zu quatschen und, von unserer Seite aus, bestenfalls mal einen Fuß in die Lahn zu stecken. Und da sah ich ihn, nach Hinweis der Schwimmer, das erste Mal. Den glitzernden Alcedo Atthis. Beeindruckender Tiefflieger.
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„Streit gab es um die Frage, ob Eisvögel auch schillern. (Können die auch goethen? Gruß und alles Gute im Neuen Jahr. Euer Säzzer!) Schillerfarben sind solche, bei denen die Farbe sich mit dem Blickwinkel ändert. Paradebeispiele sind die Pfauenaugen oder auch die als ‚fliegende Edelsteine‘ bewunderten Kolibris. Für den irisierenden Effekt verantwortlich sind geordnete Nanostrukturen aus Melanin. Sie liegen in den Federstrahlen, die von den Federästen abzweigen. Einen echten Pfauenaugeneffekt zeigt der Eisvogel nicht – also auch keine echten Schillerfarben.“
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Seit Beginn der erneuten Schließrunterphasen Anfang November gehe ich täglich spazieren an der Lahn, da gibt es einen der wenigen Orte in Gießen, wo man ein bisserl weiter gucken kann. Übers Wasser. Siehe Foto oben. Manchmal scheint sogar hier die Sonne. Und bei jedem zweiten bis dritten Besuch iss er da: der Eisvogel. Glitzert vorbei auf Augenhöhe. Gestern, zum Jahresabschluß, saß er auf einem Pfahl, geschlagene zwei, drei Minuten und beobachtete mich aufmerksam, der ich auf das trübe Gewässer blickte und das alte Jahr an mir vorbeirauschen ließ sinnend und er schillerte und goethete. Wunderbar. Mein Freund behauptet, es gäbe mehrere Eisvögel an der Lahn. Ich glaube, es gibt nur den einen Alcedo atthis mittelhessensis.
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Ich kannte den Eisvogel bisher lediglich als Etikettentier des Bieres aus Lich. Schrieb einst mal sogar ein Lied über dieses Getränk. Da unten noch der böllerbefreite Mond der letzten Nacht. Prost Neujahr.
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