Fragen, Klagen, viel und nichts sagen

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Rädlewirtschaft Marte / Nonnenhorn / Bodensee / 8. Oktober 2022

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Was willst Du? Nichts. Ich sitz hier rum und hoffe der Regen zieht an uns vorbei. Und die Nacht ist einfach nur eine Nacht. Ohne was? Was fragst Du? Wegen der Nacht? Hättest Du sie gerne nicht so finster? Gut, ich zahle hier seit Monaten für den Vollmond und Du schnarchst einfach nur die Tapeten von den Wänden. Und sage jetzt bitte nicht das würde keine Sau verstehen. Wenn ich schlafe, kann der Vollmond Purzelbäume schlagen. Wenn ich schlafe, schlafe ich. Du schläfst immer. Tagsüber. Nachts. Und den Rest dazu. Hast Du jemals die Gebärmutter verlassen, Du Schwachkopf? Du willst mich missverstehen. Oder? Habe ich denn eine andere Wahl? Das solltest Du vielleicht selbst entscheiden. Meine Worte an Dich habe ich nicht irgendwo gekauft. Es sind einfach nur meine Worte. Ich habe sie nicht erfunden. Wer dann? Dein rechter großer Zeh? Es ist mein müdes Hirn. Mein linker Fuß, mit dem ich morgens aufstehe. Mein dummer Schwanz. Ein einziges Mal würde ich gerne ein Foto von Dir machen, während Du schweigst. Würdest Du mich dann vielleicht verstehen? Nie. Aber vielleicht begreifen.

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Bob Dylan hat ein Buch geschrieben, ein schönes Buch. Anlass für eine weitere Assoziation. Morgen noch mehr davon. Erst mal ein Song dazu.

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Kurven, Lenkräder und plötzlich dann

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Nonnenhorn am Bodensee / 8. Oktober 2022

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Manchmal haut dich was aus der Kurve. Dann liegst du im Straßengraben, in der Hoffnung da wächst noch Gras und es tut nicht so weh. Du puhlst dir ein paar Kieselsteine aus den lädierten Knien, was sonst deine Mutter gemacht hatte. Aber die wohnt jetzt weit weg, da unten im Süden und du bist zu faul und zu stolz da runter zu fahren. Und dann auch noch mit Kieseln im Knie, wenn die Züge übervoll sind und die Schaffner keine Schaffnerinnen mehr sind. Natürlich haben sich deine Schnürsenkel beim Sturz gelöst. Du beugst dich runter und musst eine neue Schleife binden. Und suchst einen Schuldigen. Da lag doch dieser Stein mitten auf der Straße. Die Stare, die sich zum Flug in den Süden sammelten, nahmen dir die Sicht. Du hattest den Kopf im Nacken. Sie hatte dich gestern dort gekrault. Die Richterin, die dich letztes Jahr verurteilte, war in ihrem früheren Leben eine Wurstverkäuferin. Du hast sie geliebt. Gedichte für sie verfasst. Sogar nüchtern. Dein Hirn fährt Karussell. Jeden Morgen. Wie fielst du aus der Kurve? Es ging doch eigentlich geradeaus. Vielleicht warst du lediglich betrunken, hast vergessen das Lenkrad festzuhalten. Vielleicht hast du heute mit gestern verwechselt. Aber das ist egal. Vor allem ihr. Wenn es schmerzt, gibt es keine Zeit. Willst du das alles noch einmal durchleben? Du wirst wahrscheinlich keine andere Wahl haben. Dein Lenkrad hat ein anderer in seinen Händen. Denkst du. Möglicherweise hast du sogar recht. Aber du kannst abbiegen. Nach rechts. Nach links. Sogar geradeaus. Und dann klingelt dein Telefon. Du kannst rangeh’n. Sterben müssen wir alle.

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Bob Dylans neues Buch ist nun gelesen. Dickes Paket. Anlass für neue Assoziationen hier. Morgen mehr davon. Aber erst mal ein alter Song.

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