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der see läuft über
das ist noch lange keine apokalypse
einer hat die stechuhr zerschlagen
das ist noch lange keine revolution
die saure luft zerfrißt eine rentnerlunge
das ist hier immer noch ein luftkurort
eine zeitung vergißt
das ist hier immer noch die pressefreiheit
ein kindergesicht trägt rote striemen
das ist immer noch erziehung
eine frau voller prellungen
das ist immer noch liebe
ein haus wurde geräumt
das ist immer noch privateigentum
ein säufer liegt im strassengraben
das ist immer noch selbstbestimmung
ein lautes lachen nach zehn
das ist immer noch ruhestörung
eine theaterszene im foyer
das hier ist immer noch eine kulturelle einrichtung
ein grüner im landtag
das hier ist immer noch ein parlament
ein gardinenloses fenster
das ist immer noch exhibitionismus
der verteidigungsminister lächelt
das ist immer noch unsere sicherheit
*
unser täglich not gib uns heute
und erhalt uns unsere pein
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das ist immer noch meine heimat
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(konschtanz, 14. juli 1980)
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Da wühle ich in alten Kartons. Und lese und lese und frage mich: Was hat sich nun verändert? Sicher nicht der Mensch. Vielleicht die Verhältnisse. Die sind eher so wie sie sind und bleiben das wohl auch. Oder?
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