Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 05

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Erfurt Hbf / Thüringen / 21. Juni 2023

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Was, bitte, wolltest Du eigentlich von mir? Sprich!

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„Nächster Halt Erfurt Hauptbahnhof! Der Ausstieg ist links! Next Schtopp is Öhrfut Meenschteschn! Exit iss on the left seid!“ Am linken Ausstieg ein Zettel. „Türe unbenutzbar!“ Der Zug rollt in den Bahnhof. Von der Tür nach links drei Mädel. Eines mit Kopftuch und zwei bauchnabelfreie Instagramfiguren. Die zwei Letzteren heben ihren Blick von den an ihren Händen festgewachsenen Kommunikationsgeräten und ziehen einen Wagen weiter. Ohne der wohl zu analogen Altersgenossin vor ihnen Bescheid zu sagen. Diese scheint verwirrt. Man hört die Bremsen des einfahrenden Zuges quietschen. Ich mache auf mich aufmerksam winkend und weise in Richtung des vorderen Wagens. Sie eilt den zwei anderen Mädels hinterher. Wenige Sekunden die Bühne leer. Dann Auftritt eines Mitfünfzigers. Bier formte seinen Körper. Hat wohl vor sich hingeträumt, mußte aufspringen vom Platz. Die Erkenntnis: „Scheiße, ich muß ja hier raus!“ Steht da wie der Ochs vorm Berg. Rührt sich nicht. Ein Legastheniker? Frühsenile Lesestörung? Winken hilft nicht mehr. Ich rufe ihm zu: „Da hängt ein Zettel!“ Er liest was, Gott sei Dank. Eilt davon, drei Mädels hinterher. Und er hatte noch ein in sich selbst versunkenes „Danke, Danke, Danke!“ in meine Richtung gemurmelt. Ich blicke aus dem Fenster rechterhand und suche die berühmten Buchstaben auf dem Dach des ehemaligen Erfurter Hofs. „Willy Brandt ans Fenster“. Sie sind noch da, rechterhand.

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Heute sitze ich zu Hause und lese, daß in den Umfragen die AfD die SPD überholt hat. In Thüringen, der Heimat meiner Vorfahren, regiert noch der Ex – Gießener Linke Bodo Ramelow. Noch. Mein Trost wäre, führe ich das nächste Mal wieder in den Osten, ist die Türe rechterhand unbenutzbar und linkerhand ruft man Willy ans Fenster. Deutsches Land, was willlst Du eigentlich noch außer einem neuen Bundestrainer und in Ruhe gelassen zu werden?

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Im Westen nichts Neues, dachte ich eben. Und natürlich möchte ich, auch wenn das senil klingen mag, lieber von einem depressiven Alkoholiker und Schürzenjäger regiert werden. Der empfindet wenigstens etwas. Aber ich bin nicht das Volk. Genauso wenig wie Du, Genosse. Und schon gar nicht das inexistente WIR.

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