Wo ist die Zeit? / Wiederholungstäter

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Eine Weinstube in Gießen / Abends / Fast schon Nacht / Ein Foto von Frau Haas / 28. Oktober 2023

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Wir haben es ein zweites Mal gemacht. Kennt man ja aus früheren Phasen gewisser Verliebtheiten als eine Art Befreiung. Man wird ein wenig dingser. Siehe da. Eben. Fremde Worte unten nun verwurstet. Gekürzt. Der Verfasser bleibe anonym. Obwohl man ihn kennt. Hätte es so nicht schreiben können.

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„Moin! / 1. War heute mal in der Weinstube, die Cheffinnen und einige Besucher waren immer noch berauscht – vom (…) Gig natürlich. Der brach wirklich alle bisherigen Maßstäbe und war auch für die Kneipe richtig lukrativ und sehr ermutigend künftig regelmäßig kulturelle Veranstaltungen (von vergleichbar hohem Niveau …) zu machen. Na denn! / 2. Wegen (…) XXXXXXX – offenbar etwas windiger Typ – gute Preis-Ansage – mal sehen, was draus wird. / 3. Sonntagmorgen keinerlei Bedürfnis nach weiterem Alkohol bis zum Lebensende, Sonntagabend dann doch schon wieder kompromissbereit. Die eine geschenkte Zusatz-Stunde war Gold wert. / 4. Noch ein bisschen ärgerlich wegen (…) Blackout am Anfang, aber auch recht zufrieden mit den schönen Passagen und ebenso den wilden Ausrastern – Undiszipliniertheit hat dann doch auch seine guten Seiten – Dynamik ohne Ende, die Wand hat gewackelt und die Leut‘ waren voll bedient. / 5. Fazit: Alles gut – zwei Gigs, die auf komplett unterschiedliche Art begeistert haben – Disziplin oder Anarchie – Hauptsache bis zum Exzess! / 6. Projekt: Schnelle Kommunikation auf Zuruf, Zeichen, Grimassen etc. verbessern. / 7. Kann man alles guten Gewissens anbieten und wird auch in der Weinstube nicht das letzte Mal gewesen sein …“

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So isset . Was singt der Meister dazu? Auch hier Dank für eine Weiterleitung.

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Wo ist die Zeit? / Alles Hallo in Wien

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Gießen / Mittelhessen / Gestern und heute / gleich November 2023

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Heute hatte früher mal Meister Martin Luther seine Thesen an die Pforten genagelt, erinnerte man sich damals. Der Gedenktag ist aber abgeschafft. Dort wo man katholisch in Mehrheit. Schade. Morgen könnte man dann auf dem Friedhof rumlaufen und die Schnauze halten oder sich selbige zerreißen über den Menschen auf dessen Grab man ein paar Heidekräuter platzieren mag.  Pflichten waren das mal einstens. Dieser Gedenktag ist ebenso abgeschafft inklusive des Erinnerns aka was so viel heißt, wie die Schnauze gelegentlich auch mal zu halten. Dort wo man evangelisiert ist in Mehrheit wird nun nix mehr geallerheiligt. Einfach nur genauso dumm. Voll Scheiße iss dein Gott? Hä? Hau dem Jud‘ auf die Fresse oder mache den Gazastreifen platt? Aber wir feiern heute ja Halloween. Das heißt REWE und Amazon und die mittelhessische Lebensversicherung GALERIA Karstadt tun es und am Ende sogar das kleine Mädchen, welches ich unlängst auf den Schultern ihres Vaters sah und die ein kleines Plakat in die traurige Gießener Luft hochstreckte: „Free Palestine!“ Oder war das Mädel dann doch nur ET? Wer ist aber noch ein Wir? Süßes oder Saures? Sagte der Krieg zum Frieden: Ich komm wieder alle Tage. Man bräuchte wohl mehr Fragen.

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Wo ist die Zeit? / Sehnsucht oder Sarah

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Belgien / Wallonien / Bastogne / Restaurant Wagon Lèo / 11. Oktober 2023

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Da isses: das Bündnis. Die politisch eierlegende Wollmichfrau. Sie sieht gut aus. Hat dies über Jahre vor allen willfährigen Fernsehkameras bewiesen. Schminkt sich mit Worten und Eyeliner ihre wohlwollende Härte ins doch sehr müde Gesicht. Endlich und bald auf den Wahlzetteln dann die Befreiung für all die zwischen Vergangenheitsbesingung und wohlsituierten Revolutionszuckungen hin – und her taumelden Rentner? Und deren ihren Lebensstandard sichernden etwas jüngeren Partnerinnen?  Die erotische Eisvogelin, die wir alle einst auf den Schulhöfen anstarrten, die sich aber letztlich für einen kleinen, dicken, häßlicheren und farbig blassen Nerd entschieden hat? Weil der gut so kochen kann? Oder einfach nur da man sich gerne in masturbativer Spalterei vereinte? Linke Politik seit Lieber’s Luxusburgen und Rosa’s Knechten wahrscheinlich. Die – gab es in der DDR schon Migration? – genetisch Gemischte will eins werden oder die EINE. Ach nee Ausländers im Sozialismus det jab es ja noch nich – det waren ja Freundschaftsarbeiter. Aber die Bedrohung aka Apokalypse menetekelte schon immer in unseren Denkmansarden rum. Drüben und mehr noch im arroganten Hüben hier. Das Leben zu simulieren, wenn man nur Worte in die Welt atmet, statt zu …. Ähem! Da fehlt doch das Fragezeichen. Eben.

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Zum Photo oben. An meinem letzten Ehrentag war ich in Belgien. Bastogne. Aß Muscheln. War nicht so billig. War aber eingeladen. Details? Belgisches Bier ist gefährlich. Treibt einen alten Mann um. Keine Details. Neben dem Eingang zu den Toiletten hing eine wunderbare Collage. Da hatten sie einfach das Küchenbesteck, welches im Laufe der Jahre vom Herd gefallen war, auf eine riesige Leinwand gepappt. Schöne Idee. Interpretiert natürlich mein trunkener Kopp: Muß man halt neue Messer kaufen, um das neue Steak auf dem Teller Wirklichkeit wieder zerlegen zu können. Ein kleiner Waggon alter mentaler Märklin – Eisenbahnen hing auch noch rum im Bild.

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Ich habe unlängst aus purem geschissenem Mitleid in Hessen die Linke gewählt. Mein Briefwahlstift schwebte aber auch wie eine Drohne oder ein halb verhungerter Rotmilan über der unaussprechlichen Partei. Da habe ich begriffen: weder Opas gegen rechts noch blöde Hymnen auf die gute alte BRD zu singen sind Option. Damals als man uns für das Maul aufreißen – selbstredend finanziell in Sicherheit – noch bewunderte: es ist vorbei. Einer schnellen Antwort werde ich mich weiterhin verweigern. Gelle, Madame BSW. Schön war’s. Auch wenn Leber und Bandscheibe anderes vermelden.

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Wo ist die Zeit? / Manchmal liegt sie da

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Liegende Steine / Weris / Wallonien / Belgien / 11. Oktober 2023

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Muß man sich zu Steinen aus dem digitalen Fenster tippend raushängen? Muß man nicht. Kann man aber tun. War natürlich ein Reflex. Der obligatorische Kauf. Doch die Überraschung war, daß sie eine gute Überraschung wurde. Ein mehrmaliges Hören macht aber nicht unsterblich. Was Herr Jagger hier zusammensingt? Und Paule zupft die dicken Saiten? Freude! Den Rest mag ich auch. Meist die Varianten alter Erzählungen. Und? Immer noch erfrischend lebendig. Bis Achtzig sind es noch dreizehn Jahre.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 13

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Regal / Keller / Gießen / Heute nachmittag / September 2023

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Aufräumen könnte man. Das Trottoir fegen. Nicht für sich, aber für andere. Also letztlich für sich. Das selige Geben. Remember? Lohnt es sich noch die Fenster zu putzen? Was liegt denn so rum im Gemüsekorb? Bevor es verrottet, noch Einmachgläser kaufen? Wenn der Herbst und der Winter, der diesen schon mal belästigen will, an die Pforte klopfen? Den Bart abnehmen? Oder nun das Gesicht mit Haarbewuchs wärmen vor kaltem Wind? Einmal noch mit der Mistgabel den Kartoffelacker durchwühlen? Und ein gelassener Blick zum Himmel, der dir früher oder später auf den Kopf fallen wird? Die Steine aus deinem Acker heute schon herauslesen oder warten bis zum nächsten Frühjahr? Wird der Winter deine Steine spalten? Alte Träumereien begraben? Mistgabel? Spaten? Man mag sich verzeihen.

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Vanitas! Vanitatum Vanitas!

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Wir rechnen jahr auff jahre/

In dessen wirdt die bahre

Vns für die thüre bracht:

Drauff müssen wir von hinnen/

Vnd ehr wir vns besinnen

Der erden sagen gutte nacht.

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Wie viel sindt schon vergangen/

Wie viell lieb-reicher wangen/

Sindt diesen tag erblast?

Die lange räitung machten/

Vnd nicht einmahl bedachten/

Das ihn ihr recht so kurtz verfast

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Wach‘ auff mein Hertz vndt dencke;

Das dieser zeitt geschencke/

Sey kaum ein augenblick/

Was du zu vor genossen/

Ist als ein strom verschossen

Der keinmahl wider fält zu rück.

(Andreas Gryphius / Exzerpt)

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Vom Schreiben auch dies: Es ist tatsächlich eine Freude in den Keller gehen zu können und dort Eingemachtes zu erblicken. Die Mägen sind voller als die Seelen. Ab morgen grüßt nun der Oktober, der liebe Geburtsmonat. Da übernehmen die Genossen wieder. Nach der Rückkehr aus einem Ausflug in die Ardennen. Mitte Oktober. Vanitas aka Eitelkeit benötigt stete Pausen. Zumal Herr September sich als ein recht kindischer Mai präsentierte. Spiegel der Gesellschaft nun. Pubertät bis in die Kiste. Hier Frankie Boy. Wie am Anfang, so am Ende. Als der September noch ein Erwachsener war.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 12

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Russland / Sovetsk / Bank wartet auf die Rückkehr des Sozialismus / September 2017

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Jazz auf der Autobahn

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Jazz summend auf der Autobahn

Zwei Spuren die reichten

Den etwas Eiligeren

Deren mit Altersflecken verschönerten Hände

Umklammern das Lenkrad

Noch immer wie ein Stück Brot in der Wüste

Oh Manna Manna vom Himmel falle

Unter dem faltigen arbeitslosen Arsch aber

Wackelt gewaltig die Bank der Gewißheiten

Immer öfters prügele ich mich in meinen Träumen

Mit älteren Freunden

Wache auf verstört betört

Von der Weisheit des eigenen Gehirns

Und verzweifle an den Spiralen der Synapsen

Ein Lied noch aus den Rippen geschnitten

Das keine Wiederholung

Einen Schorf noch vom Knie gepult

Der nicht antik

Einen Popel noch unter die Parkbank geschmiert

Den der Blinde in mir mag lesen am nächsten Tag

Eingetrocknet

Als ein Versprechen

Herbsterwachen

Der Sheriff ist gestorben

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Mein heutiges Morgenlied in Sache Apokalypsen. Countdown September.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 11

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Turm / Alte Fabrik in Heuchelheim / 9. September 2023

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„Aufrecht steh’n, wenn andere sitzen

Wind zu sein, wenn and’re schwitzen

Hoffnung haben beim Ertrinken

Nicht im Wohlstand zu versinken“

(Bettina Wegener / Gebote)

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Saß gestern im Cafe´ und las Zeitungen mit Grauburgunder. Rituale. Eigentlich sollte ich in Wien wohnen. Im SPIEGEL meine Lieblingskolumne des wunderbaren Alexander Osang. Ein Gespräch mit Bettina Wegener, die ich, wie die meisten wohl, auf die „Kleinen Hände“, die ich gräßlich fand, reduziert hatte. Ein Fehler! Der Gesprächsabend stand unter dem Motto: „Missverstehen Sie mich richtig!“ Wie wunderbar. Und davon, daß man sich öfters gestatten sollte, zu vielem einfach keine Meinung zu haben. Notfalls aber handeln muß. Um eigenen Gedankenmüll von dem Anderer zu trennen!

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Und weil immer noch September ist und der September seit 2001 ein anderer September ist und bleibt, auch wenn die Welt gern schneller vergißt als es angemessen wäre, nochmal Alexander Osang. Der lebte am 11.9. in New York und hat über diesen Tag ein Buch geschrieben. Zusammen mit seiner Frau Anja Reich. „Wo warst Du?“ Mal wieder lesen. Oder halt hören.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 10

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Gießen / Vitos – Kapelle / 22. September 2023 / (v.l.n.r.) Fischer Lugerth Manz Bonica

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Das war ein guter Abend letzten Freitag in der Gießener Vitos – Kapelle. Ein richtiges Septemberprogramm. Lieder des alten Meisters. Vom Kommen und Gehen. Vom Aufbrechen und Stillstehen. Über Traurigkeiten und die wilde Freude. Gestern statt heute. Heute statt gestern. Der letzte Frühling im nächsten Herbst. Ein Herbst im gegenwärtigen Frühling. Oder doch noch Sommer? Man steht wieder mal vor einem rotierenden Kinderkarussell. Sinnierend. Ein schönes Wort. Es verzichtet auf Thesen und Gewißheiten.

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Was macht Herr Dylan eigentlich dieser Tage? Er feiert mit den alten Herzbrechern eine Art Erntedankfest und spielt wieder mal Gitarre.

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The September of my years (Frank Sinatra)

One day you turn around, and it’s summer

Next day you turn around, and it’s fall

And the springs and the winters of a life time

Whatever happened to them all

As a man who has always had the wandering ways

Now I’m reaching back for yesterdays

‚Til a long forgotten love appears

And I find that I’m sighing softly as I near September

The warm September of my years

As a man who has never paused at wishing wells

Now I’m watching children’s carousels

And their laughter’s music to my ears

And I find that I’m smiling gently as I near September

The warm September of my years

The golden, warm September of my years

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Ja ja ja, der September dieser Tage wärmt in vielerlei Hinsicht. Überraschend. Aber auch seltsam. Und recht aggressiv. Ich mag mich der Kinderfreude über immer noch mögliche Badetage nicht anschließen. Die nach uns kommen, werden dafür bezahlen müssen. Das ganzjährige „Draußensitzen“ ist mir suspekt. Eine dieser neugermanischen Marotten. Der Schädel eines Menschen ist kein Cabrio. Sagt der Hutträger in mir.

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