Wo ist die Zeit die Zeit die Zeit wohin

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Konstanz / Nikolai – Torkel / Linkes Fenster: Miete einen Tennisplatz / März 2022

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Wo ist die Zeit, die Zeit, die Zeit

Wo ist die Zeit, die Zeit, die Zeit

Wo ist die Zeit, die Zeit, die Zeit nur wohin

Wo ist die Zeit, die Zeit, die Zeit

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Und die Fenster muß man putzen und Amerika ist weit

Und Han Solo macht Besuch im Krankenhaus

Und wir kommen und wir gehen und bleiben immer da

Und das Leben spielt mal wieder Nikolaus

Und der Kranich sitzt auf seinem Pfahl, der Säntis winkt und schweigt

Auf den Brettern wird ein neues Stück erzählt

Auch wenn der Eine zetert, ein Andrer leis rumort

Ich hätte mir kein anderes erwählt

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Wo ist die Zeit, die Zeit, die Zeit

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(gießen / juni 2005 / zu singen auf diese melodie)

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Vergiß Westbahn! Dig Ostbahn – Kurti!

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Dös gfreit mi jetzt richtig. Wos zu schreiben, wos wirklich mit die Ränder zu tun hoad. Simmer gleichzeitig traurig und a ned! Vertikal und horizontal!

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Am Bodensee groß geworden sammer, aber net so recht gscheit. Am Bodensee, der etliche Ränder hat, gibt es ganz im Osten eine kleine Randerscheinung, die sich Felix Austria nannte, aber gar nicht Österreich ist, sondern Vorarlberg. Geh scheißn, denk net nach. Bis Vienna ist es weit.

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Man hat sie nie ernst genommen aus bundesrepublikanischer Warte, aber ich fand sie schon immer cooler, selbstironischer, musikalischer, mit mehr Humor gesegnet, der böse ist und sie können sogar Fußball spielen, die sogenannten Ösis. Cordoba et Alaba! Und kochen eh! So viel besser!

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Ambros und seine Dylan – Cover. Hände weg vom Herrn Zimmermann! War Dogma einst! Werde aber nie vergessen, wie wir im „Beese Miggle“ zu Konschtanz saßen und das erste Mal „Da Mensch in mir“ hörten. Peppi R., a Jud, zwang uns Zweifler und Puristen dazu. Und natürlich der unfaßbare nach uns bekifften Idioten rufende Watzmann. Es lebe die Gailtalerin!

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Irgendwann wurden die Ösis schick. Opus. Der Stern der Deinen Namen trägt. Schifoan. Das wäre ihr Schmerzblatt gewesen. Und man einigte sich auf seine eigene und so die erste allgemeine Verunsicherung. Hahaha auf höherem Niveau. Jeder sein eigener Herminator. Später kamen Wanda und Andere. Wurde es wieder besser. Neues Thema. Und noch gailtalerischer.

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Krimis schauen im TV ist Folter. Den Tatort auch. Aber es gibt wenigstens die Bibi und den Fellner. Und die Toten von Salzburg. Der Rollstuhl! Und nicht zu vergessen der Kottan, der ermittelte. Schäferhunde gab es auch. Viele meiner liebsten Kollegen waren Nachfahren der Kaiserin Sisi.

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Endlich beim Thema. Die Schmetterlinge. Die Proletenpassion. Linkes Pathos. Der Ostbahn – Kurti. Nach dem Leben als Geheimtipp dann alle Arten von lauter Unterhaltungsmusik. Viele hübsche Cover. Und wer kennt eigentlich schon Warren Zevon? Er. Siehe oben. Letztlich war es sein Name, der mich lockte ihm zuzuhören. Ostbahn – Kurti? Geh bitte! Geil!

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Und jetz hoit i die Pappn. Da spüat der Ostbahn – Kurti mit OPUS ein ewiges Liederl. Jetzt ist er droben im Himmel. Geh, grüß er doch bitte den Falco!

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Mit Ebenholzherz Vorfahrt gewähren

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Konstanz / Hörnle / März 2022

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DANKBARKEIT

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dankbarkeit nicht so leicht

wo’s grad mal für ein bitte nach dir reicht

oder mal ganz großzügig die vorfahrt geben

einer steifen oma einen cent aufheben

es macht dir angst, es mach dich klein

und das wolltest du nie wieder sein

drum bleibst du hart, drum bleibst du stolz

schnitzt dir ein herz aus ebenholz

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und manchmal geht’s dann doch

und du kriechst aus deinem loch

ein verknittertes lachen, ein holpriges lied

wahrscheinlich ist es mal wieder zu spät

scheißegal, es zählt jeder versuch

über den meisten leben da hängt ein fluch

fünfzigmal an den pfosten geschossen

und das einzige tor nicht mal genossen

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und manchmal geht’s dann doch

und du kriechst aus deinem loch

ein verknittertes lachen, ein holpriges lied

wahrscheinlich ist es mal wieder zu spät

scheißegal, es zählt jeder versuch

über den meisten leben da hängt ein fluch

fünzigmal an den pfosten geschossen

und das einzige tor nicht mal genossen

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(gießen / juni 2005 / zu singen auf diese melodie)

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Picknickdecke / Kirschen / Königreich

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Konstanz / Tennisplätze Nikolai – Torkel / März 2022

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Ich war dieses Jahr, teils freiwillig, dann wieder gezwungen, dann auf freiwilliger Flucht, daraufhin wieder asylsuchend in der alten Heimat am See. Unfreiwillig gewollte Entscheidungen. Lief rum. Guckte. Fiel blöd und dann fiel mir wieder was ein. Will in nächster Zeit mich hier immer mal wieder und unregelmäßig erinnern. Was mir um – oder reinfällt. Mal so:

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die picknickdecke war das königreich das hoernle der planet

der gummiring war niemals nie im

Aus

und im pudding steckten kirschen und wer die letzte aß

ging mit stolzgeschwellter brust nach haus

die tennisbälle wurden gelb und der sommer hatte zeit

gewitterwind septembersegel bläht

ein letztes Mal aufs große floß ein dachstuhl bricht entzwei

und die feuerwehr kommt immer viel zu spät

wo ist die Zeit wo ist die zeit

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(gießen / juni 2005)

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Oder mal so:

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wir sind wie schatten

auf einer wand.

wir huschen über sie hin.

verlieren uns in der

dunkelheit.

verschwinden und sind:

dahin.

wir sind wie träume

im morgengrauen,

die beim erwachen

vergehen,

wie echos leise und fern,

die mit den winden verwehen.

wir bauen häuser und mauern

und reißen sie nieder.

errichten uns monumente,

um kurz unsterblich zu sein.

und trotzdem wollen wir hoffen,

solange es irgendwie geht:

wenn zwei sich füreinander entscheiden,

daß dies für immer besteht.

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(jürgen ruf / hh / august 1995)

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Schrieb mir mein Bruder anläßlich meiner ersten Heirat. Schön. Hatte ich auch vergessen. Aber irgendwo abgelegt. Der Gedankenschrank ist demnach gefüllt und wird peu a peu entrümpelt. Freu mich auf die Fundstücke. Voila!

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Sich gegen die Welt impfen / Rentnerband / Wildschwein / Frieden / Elphi   

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Elbphilharmonie / Hamburg / Ende September 2021

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Mal schaun ob ich heute die Kurve kriege hier mal wieder ein bisserl zu schweigen und den kleinen Abgang elegant zu formulieren.

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Die Rente ist beantragt. Das Monster Langeweile steht im Vorgarten rum. Der Weinberg wird beackert wieder. Die Nächte sind kürzer. Das Alter. Das Dilemma: auch in diesem Krieg geht es doch nur um uns. So sind wir großgeworden, Jungs. Maulhelden. Ursula von der Leyen ist wohl mutiger.

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Es hilft nicht vom Kettenkarussel abzusteigen, indem ich den täglichen Horror abschalte, weil es zuviel ist, man hilflos ist, dummgescheit in den Spiegel glotzt, nein, es sind die aberwitzigen Reaktionen auf das Grauen, die mir die Türe zu einer der vielen unbedeutenden kleinen Fluchten öffnen.

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Ein Wildschwein in einem Wildpark wurde vor Jahren auf den Namen Putin getauft. Jetzt will der Besitzer es umbenennen. Der Vorschlag: Mir. Ist russisch. Heißt Frieden. Wie die alten Raketen der Sowjetunion. Wann löst sich die DKP in Gießen auf? Sollen sie nicht tun. Müssen sie halt durch. Man sieht sich beim Ostermarsch. Falls man nicht die Strassenseite wechselt.

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Und Gerhard Schröder gibt seine Mitgliedschaft bei Hannover 96 zurück! Der Mir ist also nah! Gerhard! Renn er nicht so! Er ist ein guter Mensch! Hat er seine Erbsen … Peanuts … Quatsch … seiner Frau Gebete? Ich hab’s gesehen. Was erlaubt er sich? Er hat auf die Straß‘ gepisst. Weia!

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Wie wäre es, wenn man einen ordentlichen Teil der was weiß ich wieviel Aufrüstungsmilliarden dafür verwenden würde, russische Kriegsgegner und Dienstverweigerer aus Moskau und dem Restreich auszufliegen? Luftraum? Mal bei Matthias Rust anrufen!

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Die Elphi. Da sind sie alle so scholzstolz drauf. Warum wird ein sogenannter Kulturtempel (Beten! Innehalten! Opfern!) im Stile eines eregierten Machtgebäudes hochgezogen? Protzschlotz! Vermeide den nachfolgenden Reim. Hatte mir das Ding mal angeschaut unlängst. Ernüchternd.

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Andererseits: Udo und das NDR – Orchester hauen dort nochmal Andrea Doria raus? Klar. Anna Netrebko ist dabei. Als Mädchen aus Ost – Berlin. Wird alles gespendet. Aber eine CD könnte schon noch rausspringen. Mit blau – gelber Likorelle als Zugabe. Für uns alte Katastrophisten. Damals noch mit Zwinkerauge. Der Untergang. Er lebe hoch! Einmal Kate Winslet von hinten umfassen dürfen!

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In die Osterpause nun ab mit einem hübschen Zitat: „Im Winter behaupten, man habe es nicht kommen sehen, kann dieses Jahr keiner behaupten!“ Kurioserweise aus FDP – Mund. Andererseits aber auch für mich so ein kleiner privater Nachhall in Sachen Hamburch. Dann man tau. Ich muß mal.

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Kiel / Restaurant an der Förde / Sanitäre Anlage / Selfisch / Ende Oktober 2021

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Helden / Sicherheitsarchitektur / Die Lieder der Naiven / Im Osten nix Neues  

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Wir waren naiv. Wütend. Dämlich. Scheißwelt. Die Revolution. Die Waffe in der pubertierenden Zitterhand. Ich, aufgewachsen im feisten Westen, zwar nicht so feist wie die meisten meiner Bürgerkinderkollegen, habe mich vor ein paar Jahren in Gundermann verguckt. Die Lieder. Die Reime. Die Waffe. Der Held. Werde ich benötigt? Seine Zweifel. Die Wut des Friedfertigen. Sich selbst aufzehren. Eine Aufgabe, die größer ist man selbst. Des „Vaters“ Lob.

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LANCELOTS ZWISCHENBILANZ II (Gerhard Gundermann)

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Mein halbes Leben steh ich an der Weltzeituhr

Und ich bin nicht mehr so jung

Und ich warte und ich warte

Und die rote Nelke trag ich immer noch am Helm

Obwohl sie mir schon lange verdorrte

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Und diese Zeitung halt ich noch in der Hand

Obwohl ich sie schon nicht mehr lesen kann

Und starre in den Nebel

Wann kommt der Mann

Der mir sagt, wir brauchen dich

Jetzt bist du dran

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Und ich weiß nicht

Ob ich noch springen kann bis an eine Kehle

Und ich weiß nicht

Ob ich noch singen kann bis in eine Seele

Und ich weiß nicht

Ob ich noch starten kann bis in die Welt

Und ich weiß nicht

Ob ich noch warten kann

Bis die Welt mich zählt

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Vom Schattenboxen hängt mir schon die Zunge raus

Ich zittre vor den Witzen

Der Feiglinge und Spötter

Und ich hol die Rosinante immer wieder raus

Zum letzten Gefecht

Gegen die Götter

Der Motor meiner Rosinante tuckert leis

Wir beide machen uns im Leerlauf heiß

Wir beide warten auf grünes licht

Für uns beide kommt es nicht

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Und ich weiß nicht…

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Von kalten Duschen gehn mir schon die Haare aus

Ich fühl mich zerschlagen

Und weiß nicht, von was

Heut vergeß ich meinen Namen

Heut verbrenn ich mein Haus

Heut hör ich auf zu klagen

Heut geb ich Gas

Langsam überrolle ich den roten Strich

Niemand fragt und niemand schickt mich

Niemand hat mir Weg und Ziel genannt

Nur die Drachen hör ich lachen im Niemandsland

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Und ich weiß nicht…

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Das Lied oben sang ich gerne und wütend, alle blöden Verletzungen hineinpackend, die überinterpretierten Kränkungen desgleichen, die tatsächlichen Verluste beweinend, in meinen beiden Gundermannarbeiten. Der Scheißkrieg halt, der in einem wohnt.

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Noch ein Foto aus Kaliningrad. Dieses Betonmonstrum (Nein! Da haben die Architekten nicht für die Elphi in HH geübt! Das Foto dazu kommt morgen!) sollte mal die KGB – Zentrale vor Ort werden. Dann ist den Russen das Geld ausgegangen. Herr, erhöre mein Gebet.

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Eine Architektur, die im Neubau schon den sicheren Tod feiert. Brutal.

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Kaliningrad / 3. September 2017

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Horst Eberhard Richter / Der 3. Weltkrieg ist das Elfmeterschießen des 2. Weltkriegs / Naiv bleiben? / Die Klette

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Kaliningrad / Denkmal des Mütterchen Russland / Im Gegenlicht / 2. September 2017

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Mama! Mütterchen! Russland! Mama Russland? Mütterchen? Für Dich kämpfe ich! Die anderen Weiber vergewaltige ich! Mama!!? Söhnchen!

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Scheißkrieg? Denken wir noch nach, Genossen? Als wäre der Krieg eine Neuerfindung. Hängt er in den Klamotten einer Familie, eines Landes, deiner eigenen Geschichte, dann hängt er an dir wie eine ewige Klette.

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Ich hatte das Glück über meine Gattin Horst Eberhard Richter kennenlernen zu dürfen. Er war ein anstrengender Zeitgenosse. Wenn er anfing zu sprechen, mußte sich das Umfeld auf ein Elfmeterschießen gefasst machen. Er war ergriffen von sich, aber auch von seiner Sache. Ein manisch bekennender Pazifist. Seine Eltern waren von russischen Soldaten erschossen wurden. Er suchte sein Leben lang nach Aussöhnung. Naiv?

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Meine Eltern haben den Krieg erlebt. Als Kind. Als jugendlicher Soldat. Unsere Familie hat das geprägt. Auch wenn es schwer fällt darüber zu sprechen. Die Gräben, die einmal ausgehoben, bleiben. Lange. Man benutzt die Gräben entweder um sich vor feindlichem Feuer zu schützen. Oder um die Toten zu versenken. Die fremden Leichen oder die eigenen. Leichen.

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Ich hatte vor Jahren ein Stück über Horst Eberhard Richter geschrieben und inszeniert. Eine intensive Arbeit, die – kein Mensch weiß warum – von der damaligen Intendantin nach drei ausverkauften Vorstellungen aus dem Katalog genommen wurde. Wahrscheinlich mochte sie dem Krieg, der in ihr tobte, nicht ins Gesicht schauen. Verständlich. Hier die Väter.

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Ich werde nie die Gespräche mit Bergrun Richter vergessen, die mir halfen die traurige, wuchtige, von etlichen Katastrophen, die aufrecht oder schief bewältigt wurden, geprägte Geschichte ihres Lebens an der Seite eines eitlen Naiven in Ansätzen zu begreifen und so niederschreiben zu können.

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Butscha? Wie hat es die Welt geschafft uns Auschwitz nachzusehen? Den Amis My Lai? Wie naiv darf man bleiben? Oder werden müssen? Tja!

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Der dritte Weltkrieg kann erst dann beginnen, wenn der zweite Weltkrieg endlich ausgefochten wurde. Morgen frage ich bei Gundermann nach.

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Königsberg / Kinder singen zu Ehren des Mütterchen / Putin hört zu / 2.9.2017

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Putins Krieg / Fragezeichen / Lampen / Zurückrudern und NORDOST revisited

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Stuttgart 21 / Im kläglichen Rest des Schloßparks ein trauriger Löwe / 5. März 2022

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Der Revoluzzer

(der deutschen Sozialdemokratie gewidmet)

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War einmal ein Revoluzzer,

im Zivilstand Lampenputzer;

ging im Revoluzzerschritt

mit den Revoluzzern mit.

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Und er schrie: „Ich revolüzze!“

und die Revoluzzermütze

schob er auf das linke Ohr,

kam sich höchst gefährlich vor.

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Doch die Revoluzzer schritten

mitten in der Straßen Mitten,

wo er sonsten unverdrutzt

seine Gaslaternen putzt.

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Sie vom Boden zu entfernen,

rupfte man die Gaslaternen

aus dem Straßenpflaster aus,

zwecks des Barrikadenbaus.

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Aber unser Revoluzzer

schrie: „Ich bin der Lampenputzer

dieses guten Leuchtelichts.

Bitte, bitte, tut ihm nichts!

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Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,

kann kein Bürger nichts mehr sehen.

Lasst die Lampen stehn, ich bitt , –

Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!“

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Doch die Revoluzzer lachten,

und die Gaslaternen krachten,

und der Lampenputzer schlich

fort und weinte bitterlich.

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Dann ist er zu Haus geblieben

und hat dort ein Buch geschrieben:

nämlich, wie man revoluzzt

und dabei doch Lampen putzt.

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(Erich Mühsam / 1878-1934)

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Ich war mal verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes für unsere Schülerzeitung. Das Ding hieß „Fragezeichen“. Trotz eines Wettbewerbes unter den Schülern der Mittel – und Oberstufe (Die Kurzen wurden natürlich diskriminiert!) und vor allem wegen der anarchischen Zusammensetzung der sogenannten Redaktion fanden wir keinen zu uns passenden Namen und benannten die Leerstelle als solche. Aber um ein kleines Zeichen unserer politischen Ausrichtung zu setzen, angerötet waren wir alle, druckten wir in der ersten Aufgabe obiges Gedicht ab. Voller Löwenmut. Den sozialdemokratischen Weg zu den sanitären Anlagen kannten wir aber auch in – und auswendig. Und nicht nur wir. Sich verpissen in der Not war schon immer ein anerkannt deutscher Volkssport.

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Woher kommt eigentlich der Begriff zurückrudern? Frage ich mich nach der allenthalben geforderten und zaghaft bis selbstkasteiend erfolgten Steinmeierei dieser Tage. Nützt das was? Fragt der Flagellant in mir.

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Wollte ich nicht schweigen? Aber das gestrige Lindenstrassenbild halt. Schon übel, wie ich finde! Und von kurioser Symbolhaftigkeit!

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Unsere Eltern und Großeltern – meistens über Umwege – haben wir ja pausenlos in Sachen Beteiligung am GROSSEN KRIEG genervt. Wer hielt das Gewehr in der Hand? Wer hat die Öfen gebaut? Wer fuhr den Panzer? Wer hat die Züge zusammengestellt? Da haben dann unsere Vorfahren gerne – auch hier meist über Umwege – geantwortet, das habe der HITLER gemacht. Ich dachte dann immer, der hatte ja mehr Arme als Ganesh und einen 2400 – Stundentag zu bewältigen und hat nebenher auch noch die Autobahnen gebaut. Der ADI! Das wiederholte sich nochmal vor etwa dreissig Jahren. Die beiden ERICHE waren es, die alle zu Tode liebten. Und nun dieses fast schon manische Mantra von SEINEM Krieg. German WC?

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Ich hatte vor ewigen Jahren mal NORDOST inszeniert. Jetzt kehren diese fürchterlichen und grausamen Gespenster aus Grosny, die Russland dort züchtete – damals war der „Krieg gegen den Terror“ hüben wie drüben und sogar hier so eine Art von moralischem Gebot! – wieder zurück und massakrieren in der Ukraine rum. Für den alten Feind. Gelernt ist gelernt.

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Sind wir nicht alle Fußgängerzonen – Punker, ein dickes Anti – Fa – Stickerchen auf der Joppe? Anti – Fa? Hä? Ich will mich nicht mehr ständig reinwaschen? Verantwortung? Schwer! Ganz schwer! Muß ich doch noch ein bisserl länger in den Spiegel gucken. „Wenn der Ozean nicht zu Ihnen kommt!“ Früher haben wir Seife gefressen, in der Hoffnung, daß wir Fieber kriegen und nicht in die Schule müssen. Schon blöd. Gelle! Statt zu lernen.

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