Eine der schönsten Filmszenen, die jemals gedreht wurde. Eine der schönsten Filmmusiken überhaupt. Und ein großer Kämpfer war er auch.
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Tanzen? Hast Du tanzen gesagt? Also los, mein Junge! Zusammen! Fangen wir an! Oppa! (Sorbas lacht) Nochmal.Upp! (Sorbas lacht) Jetzt. Herzlich willkommen. Boss! Ich habe soviel zu erzählen. Niemals habe ich einen Mann mehr geliebt als Dich. Hey Boss, hast Du jemals etwas schöner zusammenkrachen sehen. (Sorbas lacht, dann auch Basil) Du kannst also auch lachen. Du lachst. (Beide lachen) Und vor allem die Mönche. Nicht blieb übrig, nichts. (Sie tanzen)
Fußball war mal eine ganz einfache Geschichte. Der Junge saß mit Vater und Bruder auf dem Sofa und schaute in den zur WM 1966 angeschafften Fernsehapparat. Schwarz – weiß, schnörkellos wie die Trikots der Nationalmannschaft. Das war möglich weil die Spiele, sogar die Endspiele, meist zwischen 14 und 16 Uhr angepfiffen wurden und so der Junge ordentlich spätestens um 20h, plus rausgeschundenen 30 Minuten Lesezeit, in der Heia liegen konnte. Aus dem Lautsprecher knarzte gelassen die Stimme von Ernst Huberty oder Heribert Faßbender oder dem großen Rudi Michel. Wie ein Sufi – Tänzer auf dem Weg zur Versenkung wiederholten die Kommentatoren die Namen der auf dem grauen Rasen umherlaufenden Spieler. Kein selbstverliebtes Abfeiern vermeintlicher Emotion, keine in der Mittelstufe stehen gebliebene billige Ironie, kein Ablesen von Datenbanken, kein Hurz der vermeintlichen Experten. Der Betrachter durfte selber hinschauen. Der Vater war ein Anhänger – der Fan war Gott sei Dank noch nicht erfunden – der Bayern aus München. Da mußte der Junge dagegenhalten und entschied sich nach dem legendären 2:1 gegen Liverpool für Stan Libuda und also die Schwarz – Gelben aus Dortmund. Gelegentlich bemerkte dann der Vater: „Na ja, kein Schlechter der Libuda, aber dem kleinen dicken Müller kann er nicht das Wasser reichen!“ „Und was ist mit Emma? Und Sigi Held!“ „Hab ich eben doch schon gesagt!“ Und natürlich, was den Jungen ärgern mußte, hatte der Alte recht. Und vor allem deswegen saß man entspannt auf dem Sofa, weil alle wußten, selbst in der 85. Minute – die Nachspielzeitorgien von heute gab es damals noch nicht – mag es noch so eng sein, noch so anstrengend, der Gerd Müller schießt noch sein Tor. Oder besser noch: DAS TOR!! Und so geschah es dann auch. Fast immer.
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Das Finale von München unter der Leitung eines anderen Hochgeschätzten, dem Mann mit der Mütze, sah der Junge alleine. Heimlich rauchend. Der Vater war inzwischen tot. Gerd Müller sollte sein letztes Tor schießen für das damals vom angehenden Abiturienten überhaupt nicht geschätzte Vaterland. Doch hat er sich trotzdem gefreut wie Bolle. Dies gelang dem nun Erwachsenen weder 1990 (gar nicht gesehen!), geschweige denn 2014 (Sorry Baden!). Also frei nach Kinky Friedman: They ain’t making Müllers like Gerd anymore. Und keiner jubelte nach Toren wie er. Ehrliche Freude!
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PS vom 20.08.2021: Las in den letzten 24 Stunden am Stück das wunderbare Buch von Hans Woller„Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam“. Es ist nicht nur die Erzählung vom genialen, schweigsamen und freundlichen Landei, dessen Tore Weltkulturerbe wurden, sondern verhandelt auch die tragischen Verstrickungen eines sturen, nachtragenden, eifersüchtigen und traurigen Saufkopps. Die Rollen, die der Kaiser Franzl und vor allem der Lifestyle – Maoist Breitner einnahmen injenen – auch von mir gelegentlich – glorifizierten Tagen: Uff! Und nicht zu vergessen die Ambivalenzen des GroßenUli H. Vor allen Dingen, wenn man noch deren in der letzten Woche in Dauerschleife gesendeten Anekdötchen über Müller im Ohr hat. Mögen mehr Historiker vom Pöhlen schreiben und nicht nur die Auftragsschreiber und zu Autismus neigende Fans.
Ganz davon abgesehen, daß ich mich immer gefragt habe, wie die zwei Texaner es vermeiden konnten, daß sich ihre Barthaare in den Saiten verfingen, werden viele – auch ich – lange Zeit gar nicht gewußt haben, wovon die Herren in obigem Lied eigentlich singen. Ganz einfach ist es.
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„Herr, fahr mich bitte in die Stadt. So viele Wünsche habe ich doch nicht. Mir ging es oft gut, dann ging es mir wieder so richtig Scheiße. Ich war hier und dort ja auch gerne mal ein Arschloch. Aber auch immer mal wieder ein netter Kerl. Doch heute Nacht, in der Stadt, da suche ich nichts, nichts anderes außer einen Hintern (m/w/d?). Vor allem aber Herr, da ich dann nach Hause muß, unter Deiner Führung, bitte nicht allein. Mmh, geht das?“
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Wie böse die Welt damals doch war. Und heute? Macht man das nicht mehr?
Ich hatte unten geschrieben, daß ich meine Daumen für die 3 Löwen und besonders für Harry Kane gedrückt habe. Aber man sollte sich als Regisseur nicht über den Dichter stellen und auch als Fußballtrainer nicht über die Psychologie der Pöhlerei, die es zwar nicht wirklich gibt, aber da hatte Beckenbauer schon recht, als er die Buben mit den berühmten Worten, sie mögen bitte den Rasen betreten und dann halt kicken und sonst nix, an die Arbeit schickte. Zuviel des Denkens ist gerne Ausdruck tiefsitzender Ängste. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Aber bring das mal einem Chef bei, der meint eben auf dem Rücken des Geiers Erfolg übers Land zu segeln.
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Zum Thema. Bella Italia. Ich habe seit neuestem einen italienischen „Schwager“. Wir lernten uns kennen nach dem ersten Gruppenspiel der blauen Truppe und ich sagte zu ihm, radebrechend meine 50 Worte seiner Sprache zusammenstoppelnd: „Ihr macht das!“ Hat mich gefreut, daß ich nicht daneben lag. Trotz Sir Harry ohne Meghan! Italien hat die Pandemie offensichtlich sehr solidarisch bekämpft. Ohne Querdenker, BILD und Öffnungsdiskussionsorgien. (Grazie, Angela!) So haben sie gekickt – sagt man gecalciot? – und gesungen. Der Zustand von La Mann*innenschaft spiegelt das in Egoismen vor sich hinsuppende Germanien. Bockige Bären und Scheinregenbögen, wo man hinschaut. Man weiß, sie existieren, aber wo laufen sie denn? Klinsmän erfand den Diver bei den Hotspurs, Jogi hat das Abtauchen nach den Turnieren perfektioniert und jetzt ist der Bierhoff weg. Hoffentlich für immer. (Vergessen. Der iss ja in Katar. Kohle abholen!)
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Von Konstanz bis an die Riviera ist es nicht weit. Ende der 60er war es das aber schon. Ein Renault R 4, bis übers und unters Dach bepackt mit Campingausrüstung, drei Geschwistern und am Steuer der Herr Papa, der das hellblaue Gefährt im ersten Gang über – wahlweise – Gotthard oder San Bernadino prügelte. Er sammelte Alpenpässe. Unter uns fingen sie damals an die Tunnels in Richtung Gelati Motta zu graben. Und eine gigantische Brücke überspannte Genova. Neu damals, noch nicht ahnend ihren Tod.
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Gelati Motta. Eine richtige Bolognese. Die erste Pizza. Und – inzwischen leider, Signore Fascista Ferrero – auch das erste Panini mit Nutella. Geschmacksexplosionen. Dazu sang die Reibeisenstimme vom ewig blauen Himmel über uns. An meinem ersten Meerwasser verschluckte ich mich in Marina di Andorra nahe Imperia. Der Bub vom Bodensee ekelte sich erstmal vor der Brühe. Aber dann stellte er fest, daß man viel länger und ohne Anstrengung den toten Mann machen konnte. Die Lira damals hatte sehr viele Nullen. Ein Gelati Motta kostete irgendwas mit tausend. Staunen.
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Pane e coperto. Das Eintrittsgeld in die Taverna quasi. In den Siebzigern Pfennigbeträge. Später fast der Gegenwert einer Pizza Margherita. In den Jahren rund ums Abitur hatte ich mit ein paar Freunden Firenze entdeckt als Sehnsuchtsziel. Nachtzug ab Zürich. Zum Frühstück vor Ort. Später es den Freundinnen gezeigt. (Leider nicht mehr abrufbar die Euphorie des Buben.) Unser Ritual. La Prima: Cultura. Also Uffizien, eine Kirche, die Boboligärten und und. Secondo: eine Bar. Vino und Pizzastück und wichtig damals: nur eine Bar mit Flipperautomat kam in Betracht. Dolce: auf einer Bank in einem Park sitzen, Birra Peroni und jeder mußte seine Eindrücke in einem – mindestens – Vierzeiler festhalten. Die Hefte habe ich immer noch.
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Oder kurz vor Mitternacht in unserer Stammkneipe in Konstanz, sagte einer, er würde gerne in Milano frühstücken. Gesagt, getan. Den Käfer bepackt mit drei Zahnbürsten, Tabak und Schlafsack und ab. Ich erinnere mich, daß einer von uns die Musik beisteuerte. Eine Kassette. Die erste Platte von Tom Petty. Wir landeten dann auf der Isola di Elba. Und fuhren nach ein paar Nächten am Strand – es war im Herbst und dann schon etwas ungemütlicher – wieder zurück, im Kofferraum einen Sack voller Maroni, Eßkastanien selbstgepflückt. Die Zöllner in Chiasso guckten etwas irritiert und einer von uns mußte sein Messer abgeben. Italienische Grenzwächter hatten damals wenig Humor, wenn sie es mit Zottelhaarigen zu tun hatten.
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Eine Fenchelknolle. In Scheiben geschnitten. Olivenöl. Fertig. Damals pures Entsetzen, so 1981 bei Cagliari. (Ich weiß, das sind keine Italiener und jeder Sarde verwehrt sich auch dagegen!) Heute Leibspeise aus eigener Parzelle. Dann – wir trampten, Frau am Straßenrand, Mann rauchend im Gebüsch, hat stets funktioniert – lud uns eine Familie ein zu einem Fest (Geburtstag, Hochzeit, Heiliger – vergessen!) und als Ehrengast mußte ich den Wurm, mit dem sie dort einen besonderen Käse veredelten, verzehren. Ritual. Die Gastfreundschaft beinhaltet auch Pflichten. Mein erster Grappa. Ich glaube, ich wurde in den nächsten achtundvierzig Stunden nicht mehr geküßt.
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Es wäre mal wieder an der Zeit nach Italien zu reisen. Sie wälzen sich nicht mehr auf dem Rasen rum und jammern. Das macht inzwischen der Tedesco.
in dieser zweiten strophe die ein tönchen höherliegt
damit das ganze so ne art von wildem drama kriegt
versprech ich wenn wir uns wieder mal begegnen
und erinnerungen leise auf uns niederregnen
und wir sitzen dann in deinem kleinen stehcafe
und ich mache keine dummen alten witze ne ne ne
und berühre auch nicht beim fuchteln und beschreiben
deinen arm oder deine hand
was ist das nur für ein land
dein espresso und die cocktails werden von dir selbst gelöhnt
denn zu zahlen das hab ich mir schon lange abgewöhnt
denn wie kommt das auch rüber
rein gendertechnisch oder so
und wenn du plötzlich gehen willst verschwinde ich aufs klo
dann können wir das gastlokal auch getrennt verlassen
und beim gehen blick ich so als würde ich alle hassen
außer dich vielleicht außer dich
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3.
und die dritte strophe die ein weitres tönchen höher wandert
beschreibt nicht mal mehr wie es zwischen uns mäandert
beschreibt lediglich ein leeres blatt
das an den ecken nicht mal ecken hat
kein fluß tritt mehr lüstern über seine ufer
in der vorstadt stehen 43 einsame rufer
und es ist herbst
yeah
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(einschub: heartbreak hotel frei nach elvis)
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es ist im leben einmal so
den andren geht es ebenso
was man möchte und hätte es so gern
versteckt sich irgendwo
oder bleibt einfach fern
drum lobet den herrn
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(gießen, im mai 2006)
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PS: Hatte ich doch schon im Jahre 2006 ein Corona – Lied geschrieben. Ohne es zu wissen. Und die ganze Genderei gab es damals auch schon in Gießen. Die angewandten Theatralen waren ja immer ganz früh vorne dabei, liebe Frau Gerster. Viel Spaß im Ruhestand. (Was soll denn das schon wieder heißen? Fragt der Säzzer) Ähem, nur so.
PS: Ja, ich weiß. Schon wieder Früher. Aber immerhin nicht Früher Früher. An diesem Abend, der sich jetzt jährt, begann ganz leise und noch unbemerkt etwas was bis heute anhält. Davon demnächst noch ein paar Liedlein. Stay tuned.
das hier ist immer noch eine kulturelle einrichtung
ein grüner im landtag
das hier ist immer noch ein parlament
ein gardinenloses fenster
das ist immer noch exhibitionismus
der verteidigungsminister lächelt
das ist immer noch unsere sicherheit
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unser täglich not gib uns heute
und erhalt uns unsere pein
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das ist immer noch meine heimat
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(konschtanz, 14. juli 1980)
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Da wühle ich in alten Kartons. Und lese und lese und frage mich: Was hat sich nun verändert? Sicher nicht der Mensch. Vielleicht die Verhältnisse. Die sind eher so wie sie sind und bleiben das wohl auch. Oder?