For sentimental reasons / Erzähle Treue

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Hoyerswerda / Früher Sommer 2023

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Und so pinselten sie unter die Füße der eifrigen

Einkäufer ein Meme

Nachdenkasphalt

Wohin gehen die Tage

Wenn sie vorübergehen

Stand da zwischen den Schweizern

Die kaufgierig fluten seit Jahrzehnten die aufgesuchte alte Heimat

Die abhängig

Wer liest was schon unter vollem Einkaufsbeutel

Als ich stehenblieb und bemerkte und ich mich fragte

In meiner schlauen Manteltasche ein Zitat

Das Spiel, das wir Gesellschaft nennen ist zu einer Schlägerei geworden

Patient Gesellschaft Klient Familie

Stets und wieder das Karussell an den Ketten

Dreht und dreht sich

Die Erinnerungen minütlich alt und älter als

Der tote Kaiser angeleimten Armes über Mexikos Rasen schlich

Als der Mann dessen Namen auf meiner pubertierenden Zunge verging

Eine ewige Sonne herbeisehnend

Gigi Riva

Oder rombo di tuono

Das Donnergrollen tauften sie ihn wie ich las eben

An – ausgerechnet – Schnellinger vorbeirauschte

Ausgerechnet Schnellinger

Stahlblonde deutsche Sehnsucht nach Arkadien

Schiffe versenken Admiral Dönitz C 7

Verlierer sind wir alle allemal

Wenn uns die Tage verlassen

Wohin auch immer hin

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Nachklapp: Was ich nicht wusste, dass eben jener Luigi „Gigi“ Riva als Kicker auf Sardinien gelandet war, die Insel dann nie mehr verließ und mit dem Inselclub Cagliari Calcio sogar im Jahre 1970 Meister wurde. For sentimental reasons. Die Erzählung Treue.

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Jo iss scho wieder Weltuntergang? / Das Licht geht für immer / Wer gestaltet es denn nun? / Das Franzbrötchen?

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Gegenüber von Kiel an der Förde / Ein Pirat / Ein Fischkutter / Januar 2015

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Wir brauchen neue Kanzler*innen oder mit dem Volk nach vorne denken

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Heut‘ ist mal wieder Weltuntergang

Es schiebt leere Stühle

Sein Blicken so bang

Ein Wirt durch die Kneip‘

Hadert mit der Gäste Verbleib‘

Zu Haus‘ in den Nichtorten

Vor den Toren der Stadt

Warum nur mein Gott

Geschneiet es hat

Und blitzgeeist

Was heißt

Dass Straßen leer

Die Germanenseele bitter und schwer

Etliche Minuten ganz ohne Konsum

Der EßYouWie bleibt leider stumm

Seit halben Tagen

In beheizten Garagen

Sowie in des Wirtes Port du Car

Drei Benze schweigen wunderbar

Der Krisen mehr

Kommt bitte her

Dann werden

Woll’n wir wetten

Die Schreiber der Lokalgazetten

Wenn’s taut die Pfützen zählen

Und wird’s dann heiß

Derselbe Tastenscheiß

In kurzen Sätzen

Zum nächsten Weltuntergang hetzen

Give the people what they want

Anders sieht es Meister Kant

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PS1: Dieser Beitrag wurde nachträglich nicht mit KI scheinverbessert.

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PS2: Dieser Blog wird gelegentlich von einem gelernten Schriftsetzer kritisch beäugt. Das begrüße ich. Ernsthaft. Und augenzwinkernd.

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PS3: Ich schaue mir gleich die Trauerfeier in München an. Schlimm genug. „Weniger Licht! Stattdessen gestalten!“ Ist das ein Zitat von Goethe, der nicht für die Feierlichkeiten zur Verfügung stand? Der Uli, der Hoeneß, er war da!

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PS4: Die unfassbar gute Menschendarstellerin, die Thalbach, wird heute 70.

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In Zeiten leerer Auslagen voll Hoffnung

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Torgau (Sachsen) / Aufgegebenes Ladengeschäft / Sommer 2023

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In den Zeiten leerer Auslagen voller Hoffnung

Den Krieg den Hunger die Schuld

Noch im Profil der abgelatschten Stiefel klebend

In den Sand der Lausitz getreten

Schrieb der junge Schichtarbeiter Volker Braun

Kohlenstaubverschmiert

In seinem ersten Lyrikband

„Provokation für mich“

Den folgenden Reim nieder:

Kommt uns nicht mit Fertigem! / Wir brauchen Halbfabrikate / Weg mit dem faden Braten – her mit dem Wald und dem Messer! / Hier herrscht das Experiment und keine steife Routine. / Hier schreit eure Wünsche aus: Empfang beim Leben.

Heute spiegelt sich vor vollen Schaufenstern

Nicht als verlorene Wut

Auf die dahineilenden Zeiger

Die sich weigern rückwärts zu laufen

Revolutionen finden auf dem Sofa

Statt

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(Hoyerswerda / Sommer 2023)

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Wühle mich in den ersten nervig „positiven“ Tagen des Jahres durch ein großartiges Buch, welches mich ungemein erfreut in diesen Tagen der GROSSEN ANSPRÜCHE und des kleinen mutes zu VERÄNDERUNGEN.

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Auf Brigitte Reimann war ich erst gestoßen – typisch Mann, obwohl mir DDR–Literatur, vor allem Franz Fühmann, immer sehr nah war, blieb doch der größere Teil meiner Familie im Osten – als ich 2019 in Hoyerswerda für meine Gundermann–Abende recherchierte und sofort in Bann gezogen war von dieser Schriftstellerin. Da macht es jemand sich nicht einfach. Mit sich. Mit der Welt. Carsten Gansels Werk hat die Faszination vertieft. Ich lerne viel Neues über die Verfasstheit des Landes, welches meine Mutter mit mir im Bauch 1956 verließ. Es stellen sich über und über neue Fragen. Und die Verunsicherungen schleichen um alle Ecken. Es kippeln und wackeln die Erinnerungen, Einordnungen, Wertungen. Machen Platz für Neues. Gut.

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Betonung der Wiederholungen

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Schreibtisch / 4. Januar 2024

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den finger fest auf der repeat – taste

möge sich wiederholen die veränderung

dem scheitern eine vision aus den gebrochenen rippen

leierkastenmann

der rechte arm

bei mir der linke

schwillt an

popeye iss deinen spinat

trotz dieses kommafehlers

mama wußte davon nichts

sie las die falschen zeitungen

eisern treu den eigenen fehlern

gegenüber winken andere

vom ufer drüben dort

dieser see wird nicht mehr zufrieren

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(gießen / anfang `24)

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Positiv möge man in ein Neues Jahr blicken. Gesagt, getan. Uff!

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Kalimera 2024 / Ti kanis? / Kala? / Kala!

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der mann im spiegel

trägt meinen namen

lediglich zufällig

ob die geranie im hinterhof

diesen winter überleben wird

dies entscheiden andere

als der zeigefinger

der den zahnpastafleck

aus meinem auge wischte

da auf dem spiegel

der doch nicht störte

dich aber vielleicht

spiegelmann

deine frau stellte deine geranie in den keller

da sie sagte geh

du alter kugelschreiber

gern noch das haiku

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als sie sagte geh

du alter kugelschreiber

dann doch ihr haiku

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(gießen / mitte november 2023)

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Wo ist die Zeit? / Countdown JFK Two / Oder wenn die alte Stimme spricht

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Paul Celan hat dieses Gedicht übersetzt, nachgedichtet, von dem ich nur die letzte Strophe kannte, diese letztlich verwurstet als einen vielseitig interpretierbaren und / oder einsetzbaren simplen Merksatz. Oder eben Selbstvergewisserung in den dunkleren Stunden, von denen etliche in den letzten Jahren. Fand ich neulich in der FAZ. Lesenswert. Reim und Artikel.

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Wes diese Wälder sind, das weiß ich recht genau.

Allein im Dorf erst, drüben, steht sein Haus.

Der Schnee füllt ihm den Wald – steh ich und schau,

dann sieht er mich nicht, macht er mich nicht aus.

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Mein kleiner Gaul, der findets wohl verquer:

kein Haus, kein Hof – und dahier hält sein Herr;

ein Teich, gefroren, und nur Wälder um uns her;

der Abend heut – im ganzen Jahr kein finsterer.

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Das Zaumzeug schüttelt er – die Schelle spricht:

Ist das ein Mißverständnis – oder nicht?

Ich lausch und horch – ich hör sonst nichts;

doch, dies noch: leichten Wind, die Flocken, erdwärts, dicht.

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Anheimelnd, dunkel, tief die Wälder, die ich traf.

Doch noch nicht eingelöst, was ich versprach.

Und Meilen, Meilen noch vorm Schlaf.

Und Meilen Wegs noch bis zum Schlaf.

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(Aus dem Amerikanischen von Paul Celan)

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Robert Frost spricht von „der alten Stimme“, welche ihm das Gedicht eigentlich diktierte. Ich – obwohl bei weitem kein Poet – meine sie zu kennen. Ich versuche nicht nachzudenken. Las die Finger machen. Keine Zensur. Keine Selbstzensur. So wenig Korrekturen als möglich. Innerer Monolog. Fehler mitnehmen. Peinlichkeiten. Aus dem Moment heraus. Siehe unten Meister Dylan. Am nächsten Tag stehe ich vielleicht wie der Ochs vor’m Berg vor dem Erguß. Belebend sind die Zweifel. Und niemals ist eingelöst, was ich versprach. Nur wem? Rauf auf den Wachturm. Zwei Reiter in ferner Ferne. Nähern sich. Wissen sie Bescheid? Oder die Wildkatze.

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Wo ist die Zeit? / Countdown JFK Three

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Wahrscheinlich wiederhole ich mich. Aber nun tue ich es aus quasi aktuellerem Anlaß. Die Wiederholung: Wenn ich am Schreibtisch sitze und schreibe, schaut mir der älteste aller Altkanzler über die Schulter, garniert mit seinem „Lieblingsgedicht“, wovon ich wohl mal las und es sogleich verwurstete. Weil es mir gut gefiel stets und noch gefällt. Bisserl Olli Kahn: Weiter! Immer weiter! Schön naiv bleiben. Weniger klagen halt! Dinge tun!

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Letzte Woche sah ich eine Dokumentation über JFK im TV und guckelte nach. Das Gedicht ist gar kein Gedicht, sondern lediglich die letzte Strophe. Und gewünscht hat sich die Reime Kennedy zur Amtseinführung. Manchmal dauert es halt 60 Jahre, bis man was begreift. Oder nie. The complete poem:

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Whose woods these are I think I know.  

His house is in the village though;  

He will not see me stopping here  

To watch his woods fill up with snow.  

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My little horse must think it queer  

To stop without a farmhouse near  

Between the woods and frozen lake  

The darkest evening of the year. 

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He gives his harness bells a shake  

To ask if there is some mistake.  

The only other sound’s the sweep  

Of easy wind and downy flake. 

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The woods are lovely, dark and deep,  

But I have promises to keep,  

And miles to go before I sleep,  

And miles to go before I sleep.

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(Robert Frost)

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Robert Frost? Bob Frost? Seit etlichen Jahren, seitdem Dylan seine Platten selber produziert, was gut so ist, nennt er sein Produzenten – Alter Ego: Jack Frost. Mein zweiter Name ist Hans. Vater eben. Ich mag diese Coincidencien. Mit oder ohne jegliche Bedeutung versehen. Verbindungen.

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Wo ist die Zeit? / Umkleidekabinen

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Bank / Belgien / Wallonie / Weris / 11. Oktober 2023

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Der Kostümwechsel

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Auf die längeren Bänke geschoben

Vermeintlich aufgehoben

Irgendwann grüßt von ganz oben

Der Apfel an dem Schneewittchen sich verschluckte

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Die Sitzgruppe also leer

Ach so lange ist’s schon her

Mir war damals so schwer

Und man schwieg wenn es juckte

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Letzten Auftritt verpasst

Stattdessen fröhlich gehasst

Sich ins Koma gemaßt

War dies hier unser Ort

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Mancher Traum ungestüm

Braucht ein neues Kostüm

Verzichte auf’s Blüm –

Che schon länger fort

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Was war das Wort

Das stach zur linken Zeit

Allzeit bereit

Bevor alle fehlen

Und die meisten Bänke unbesessen

Langsamer vergessen

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Unten ein Lied eines alten und sehr wichtigen Weggefährten. Wir hatten uns dummerweise aus den Augen verloren. Schau’n wir nochmal nach.

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