Abends schmieden Raben Reime

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In den alten Almanachen

Schlafen tausend müde Drachen

Zahnlos kalt sind ihre Rachen

Während uns’re Red’ verflacht

Habt acht! Habt Acht!

Würden jemals sie erwachen

Ihren Zorn vertausendfachen

Die Blinden pfeifend weitermachen

Auf den Zinnen keine Wacht

Zu spät oh Freund. Dies mit Bedacht

Wer wird den nächsten Sturm entfachen

Alle Sicherheiten krachen

Ins Bodenlose und verlachen

Was wohlfeil ward in Anbetracht

Gold’nem Kälbertanz erdacht

Und wenn sie dich erstachen

Bevor sie sprachen

Wohlbedacht

Dir noch eine Nacht

Vor jener Schlacht

Dann ohne Fracht

Hinaus

Es brennt Dein Haus

Habt acht!

Wer lacht zur Nacht?

Es sind die Raben

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 (sommer 2015 / überarbeitet)

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Immer wieder Sonntags …

… ein Blick zum Himmel und in den Kopf / vier

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Seit drei Wochen jeden Sonntag ein Blick in den Himmel im Kopf. Stelle mir vor, ich begebe mich in den Winterschlaf wie ein Bär. Erwache erst, wenn der ganze Mist vorüber. Träume mich durch alte Lieder. Ab und an hebe ich ein Augenlid, blicke in den Himmel und schaue nach, ob es sich lohnt, mich wieder zu bewegen. Jeden Sonntag. Seit drei Wochen.

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ich hatte gestern

als das erwachen mich nahm

einen moment jener klarheit kurz nur

kurz streifte mich

warum war jene nacht so kurz

kürzer war diese nacht

als ich wach wurde dachte ich wie kurz doch

jene nacht und so warm und

ich werde sie nicht mehr erleben

jene nacht

ich werde sie in die schubladen

in die schubladen meines gedankenschrankes

abgeheftet dort die nacht wie ein schmetterling

mit spitzer nadel gesteckt hinter glas

staub auf den durchsichtigen schwingen

zu betrachten hinter glas die nacht

als etwas was war

die nächte

waren

und hinderten dich daran

nach hause

nach hause und heim

heimzugehen

heim

heim

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Immer wieder Sonntags …

… ein Blick zum Himmel und in den Kopf / drei

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Seit zwei Wochen jeden Sonntag ein Blick in den Himmel im Kopf. Stelle mir vor, ich begebe mich in den Winterschlaf wie ein Bär. Erwache erst, wenn der ganze Mist vorüber. Träume mich durch alte Lieder. Ab und an hebe ich ein Augenlid, blicke in den Himmel und schaue nach, ob es sich lohnt, mich wieder zu bewegen. Jeden Sonntag. Seit zwei Wochen.

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ich hatte gestern

also ich war eingeladen

ich sollte und bin dann

zu dieser hochzeit

ich trug einen schwarzen anzug

den trug ich

anläßlich dieser hochzeit

trug ich den und ich war

allein

ohne dich war ich dort mit schwarzem anzug

in meinem gesicht und davor hingen meine haare

hingen mir in die sicht

schwer

naß

der regen hatte sie schwer

gemacht und sie hingen und ich ging hinab zum fluß

dann den hügel hinter dem fluß

dort hinauf

du warst nicht dabei als ich

den hügel hinter dem fluß hinauf

hinaufgestiegen bin

und der himmel war kein dach

als ich hinauf blickte in den taschen wühlte und eine münze

fiel

kullerte

ruhte und

lag da

ich mich bückte

im weißen anzug auf dem weg

auf dem weg zu einer

beerdigung

in der nächsten bar würde ich schlafen

schlafen mit dieser nacht

unter den schwarzen blättern

des herbstes ohne dich

ohne

ganz ohne

ein fühlen

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In memoriam Arik Brauer: ein Reim

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Stünd ich nach meinem letzten Stündlein dann

Am Pult des Grossen Gautama

Er lächelte wie stets er‘s tut

Spräch: „Liaber Bub, da bist Du ja!“

Mir in die Hos‘ das Herzerl rutschte

„Hoff‘ ich bin nicht zu spät!“

„Geh sorg Dich nicht Du Hosenscheißer,

mir kaaner durch die Lappen geht!“

Darauf griff ich dann voll des Mut’s

Zu meiner letzten Frage

„Was ist denn mit der Wiederg’burt?“

Das wär‘ es was ich sagte

Der Gautama grinst breiter gleich

Und bohrt sich in der Nas‘

I sag: „Im nächstn Lebn an Weaner Künstler,

geh bitte, dös wär doch was.“

„Mein Bub, geht dös vielleicht

ein klein wenig genauer,

wärst lieber so an Heller – Typ

oder sowas wie der Brauer?“

Ich dächte hin und dächte her

Das dauerte Minuten

„Geh Hosenscheißerl, ich hab an Durst,

kannst Du Dich jetzt mal sputen?“

Es donnerte sein Gottorgan

Und mich hauts um, ich sitz

Am Hosenboden, der Gott, er lacht

Und erzählt ein Witz

Dös tut er schließlich stundenlang,

Vergißet seinen Durst

Und i hock da und lach mich tot

Und es ist mir wurscht

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Mir fällt es heute nicht ein, wo es war, daß ich öfters Arik Brauer hörte. Konschtanz, Köln, Tübingen? Ob ich die Platte hatte? Oder ein Freund, ein Kollege? Wurscht! Weiß nur noch, zu Schauspielschulzeiten, ein lieber Kollege wollte mir den Heller nahebringen (ja, hatte er auch geschafft), aber der Brauer war mir irgendwie näher. Auch wegen der Minute 2:50.

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