Der Schwarze Hund ist von der Leine 1

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Der schwarze Hund war ein Leben lang mein Begleiter. Wahrscheinlich habe ich in an jenem kalten Februartag im Jahre 1973 geschenkt bekommen. Das ist kein billiger Sarkasmus. Oder ein Rumgespiele mit dem eigenen Schmerz. Es ist tatsächlich ein Geschenk, so wie jede Aufgabe, ob man sie nun bewältigt werden kann oder nicht, ein Geschenk ist. Was und ob man begreift liegt aber in Sachen Schwarzer Hund nicht in der eigenen Hand. Dies erfahre ich in den letzten Tagen und Wochen. Mit Macht. Und Wucht.

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Ich wußte stets, daß der schwarze Hund ein gefährliches Biest ist. Lebensbedrohlich. Doch ich bildete mir ein, die Leine um seinen Hals hielte ich straff in der Hand. Ein kurzer Ruck, ein „Platz, Du Sau!“ würde mich verschonen vor seiner knurrenden Wut. Manchmal nahm ich den Schwarzen Hund mit zur Arbeit, band ihn auf der Probebühne an den Regietisch oder an die Heizung oder im Anschluß an die Aufführung saß er friedlich unter dem Kneipentisch. Ich habe ihn meinen Kollegen vorgestellt, jedoch seine wahre Herkunft und seine Gefährlichkeit gerne verschwiegen. Natürlich habe ich auch mit diesem Tag im Februar vor nun bald fünfzig Jahren kokettiert. Sehet, was ein Mensch – seien wir genau – ein MANN so alles überleben kann. Und daraus etwas destilliert. Für die Arbeit. Für das Private eher nicht. Da halfen die Destillate. Vermeintlich.

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Manchmal ist er verspielt der schwarze Hund. Streicht Dir ums Bein, grinst und fordert Dankbarkeit für das letzte Gedicht oder das letzte Lied – „Ohne mich wärst Du genau so ein Langweiler wie die anderen, mein Freund!“ – und dann bestellt er sich ein Bier. Unter den Tisch. Und Dir fünf. Zahlen mußt natürlich Du. Machst Du gerne. Eine lange, lange Zeit lang. Eines Tages ziehst Du den Geldbeutel aus deiner Tasche und der ist leer. Ebenso wie der Platz unter dem Kneipentisch. Der schwarze Hund hat sich losgerissen. Die Leine baumelt vor sich hin. Verlassen. Dann juckt es Dir am Hals. Du schwitzt. Bekommst kaum mehr Luft. Und der schwarze Hund hat sich um Deinen Nacken gelegt wie eine Stola. Und langsam, ganz langsam beginnt er zuzudrücken. Aber er trägt an dieser Situation keine Schuld. Er ist lediglich da. Erinnere Dich.

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An jenem Februartag begann es mittags heftig zu schneien. Als wolle die Welt etwas verschwinden lassen. Morgens noch war es für die Jahreszeit viel zu warm. Der Schneefall – wir liefen durch den Wald, wir, also die anderen Mitbesitzer des schwarzen Hundes – und die Stille war greifbar, heilsam und brach trotzdem die Herzen. Jahrzehnte noch schaute ich aus den Fenstern meiner Sorgen und sah es schneien. Oder ich wünschte es mir. Gnädiger Schnee, bedecke die Felder und laß diesen Moment der Ruhe wieder einkehren, bitte. Die Spuren, welche der schwarze Hund im Schnee hinterlassen hatte, Tag für Tag und vor allem Nacht für Nacht, ich übersah sie. Wollte ich das? Der schwarze Hund hat mich nie angefallen. Inzwischen habe ich begriffen, daß ich ihn schon viel früher hätte kraulen müssen. Hinter seinen traurigen Ohren. Doch ich hatte Angst. Nicht vor dem schwarzen Hund. Vor mir selbst. Sogar ein geduldiger schwarzer Hund wird irgendwann sauer, wenn man seine Existenz stets leugnet.

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(Gießen, 20. Juli 2022 / Von der Depression / Eine Art Tagebuch)

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Wo ist die Zeit? / Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Oder? / Sag an, Genosse!

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Lausitz / Tagebau Welzow – Süd / 11. Juli 2019

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„hier isses heute nicht besser als gestern / und ein morgen gibt es hier nicht“

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Vor drei Jahren weilte ich eine Zeitlang in Hoyerswerda. Ich sammelte dort Material und führte Gespräche für mein Gundermann – Projekt ‚Tankstelle der Verlierer‘. Auf den Tag genau heute vor eben drei Jahren nahm ich teil an einer Exkursion durch den Tagebau Welzow – Süd. Dort hatte Gerhard „Gundi“ Gundermann seine letzten Wochen auf dem Bagger absolviert und später Andreas Dresen Teile des Filmes ‚Gundermann‘ gedreht. Ich hatte damals die Genossen Hoy und Woy davon berichten lassen.

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Denke ich daran zurück, habe ich das Gefühl das war nicht nur eine Reise auf den Mond oder in eine untergehende Welt, nein, das war der Besuch einer anderen Galaxie in einer anderen Zeitzone. Nun vielleicht müssen wir wieder dorthin zurückkehren, wenn unsere Ärsche kalt und kälter werden und letztlich auf Grundeis kratzen. Die Kumpel wird es freuen, daß man sie nun wieder benötigt. Den Genossen Covidel Sarsowitsch auch. Je kälter, desto mehr Verbreitung. Freundschaft! Und Gundi winkt runter von seiner Wolke. Was gestern falsch, wird morgen richtig! Ätsch! Und die Engel über dem Revier müssen dann auch wieder richtig ran. Siehe ganz unten.

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Einschub in Sachen Wolke und Engel: Jener hätte heute Geburtstag.

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Wie die „Welt“ sich in den letzten drei Jahren schüttelte, rüttelte, verbog, belog, sich selbst betrog und was auch immer – ich weiß, das tut und tat sie schon immer, aber die Verdichtung dieser Tage ist schon immens – nimmt mir in stetig kürzer werdenden Abständen den Atem. Man kommt nicht mehr hinterher als alter Sack. Da hilft nur eines, sich an den Straßenrand setzen. Um zu warten. Und zu schweigen.

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Eine meiner liebsten philosophischen Petitessen: Als Indien noch Bestandteil des United Kingdom war. Ein Sadhu, ein heiliger Mann, sitzt am Straßenrand. Vorbei fährt ein englischer Offizier in seinem nagelneuen Auto. Das heißt sein Chauffeur kutschiert den Mann. Der Offizier lässt ihn halten. Bietet dem Sadhu an, ihn ein Stück weit mitzunehmen. Dieser willigt ein, nimmt Platz im Fond. Man fährt los. Nach wenigen Minuten gestikuliert der Sadhu, bittet zu halten und ihn aussteigen zu lassen. Er setzt sich an den Straßenrand. Im Lotussitz. Der Offizier fragt ihn, was er da tue und warum. Der heilige Mann antwortet: „Das ging mir alles viel zu schnell. Ich warte hier bis meine Seele nachgekommen ist! Gute Reise!“

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In diesem Sinne: wenn meine Seele sich wieder in Reichweite befindet … Bis denne! Darauf noch einen letzten Kumpeltod!

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Von den Bruttoregistertonnen und der Verdrängung / Ein Wurf dazwischen

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Bei Kamara / Leros / 19. August 2016

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Früher spielte ich mit meinem Bruder sehr oft Quartett. Autos. Lastwagen. Rennwagen. Ja, auch Panzer und Raketen waren dabei. Tiere und anderer Kuschelkram eher nicht. Nein, Jungszeug halt. Höher, schneller und so weiter. Weit vor der Postmoderne. Das Prinzip war einfach das MEHR. So konnte man zum Beispiel mit den vier Türen eines Ford 17 M (Mittelklassewagen!) locker einen Jaguar E – Typ (Spitzenklasse!) einkassieren. Oder mit dem Kofferaumvolumen eines Ford Stationwaggon die zwölf Zylinder (Hubraum!) eines Rolls Royce Silver Shadow in die Schranken verweisen. Natürlich gab es Diskussionen – manchmal handgreiflich – bezüglich des Gerechtigkeitsfaktors eines solchen Spieles. Zwischen Brüdern eben. Mein liebstes Quartett damals aber war ein Schiffequartett. Noch heute klingelt der Begriff Bruttoregistertonnen / Klammer auf / Verdrängung / Klammer zu / in meinen sich erinnernden Ohren. Dachte heute, alle Supertanker dieser Welt schlüge in einem noch zu erfindenden Quartett diese Karte: deutsche Urlauber im Jahre 2022. Oder doch die Karte: endlich wieder Festivals? Lassen wir uns überraschen!

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Ach, um aus aktuellem Anlaß, falls man nicht eine der oben erwähnten Karten gezogen hat, auf das Quartett mit den Panzern zurückzukommen. Der legendäre T 34 (siehe unten) durfte natürlich nicht mitmachen im Spielblatt der Firma Ravensburger. Sonst hätte man damals mit dem Einwurf: „Der T 34 hat Auschwitz befreit!“ alle anderen Karten einkassieren können. Ganz vorne dabei aber war der amerikanische Kampfhubschrauber Bell UH 1, welcher der schnellste aller Rotorblättler war, in Francis Ford Coppolas „Apokalypse now“ gar mit Wagner UND den DOORS harmonierte und ab und zu Napalm auf die Reisfelder Nordvietnams niederregnen ließ.

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Jede Zeit und Generation huldigt ihren eigenen Verdrängungen. Oder wie ich in letzter Zeit öfters von jüngeren Menschen höre: „Das feier ich jetzt ab!“ Was immer dies bedeuten mag.

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Zurück zum obigen Bild. Manchmal küßt mich die Naivität des Moralisten. Und ich wünsche mir die Verdrängung eines Kaikis würde zum Maßstab erklärt in Sachen Bruttoregistertonnen. Darauf einen Dalaras. Yamas!

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Sowetsk / Kaliningrad Oblast / Denkmal zu Ehren des legendären T 34 / 31. August 2017

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Von den leeren Zitzen des Erinnerns / Fangen wir wieder an zu rauchen 16

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Pfronten / Falkenstein / Mariengrotte / Gebetsbank / 14. Juni 2022

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KN / Cafe Sud / 8.3. 2022

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Die alten fächer

Wir hatten sie nicht geteilt

Keine bewegung der luft

Während ich sitze

Und ziehe bilder an land

Die schon ertrunken

Sollten sie dies

Staubige schuhe

Ich fege den flur

Ihr ohr an der wand

Ist schmelzender schnee

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Den stift in der hand

Die zitzen des erinnerns

Müdes ritual

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Schrieb ich am Internationalen Tag der Frau, als ich wieder begann zu trinken, auf einen Bierdeckel. In der alten Heimat. Die Ärzte da unten machten meiner linken Hand Hoffnung auf eine Rückkehr an die Saiten. Davon später genaueres.

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Werde das Gereime oben nochmal überarbeiten. Steckt mehr drin. Aber so aus der Hüfte erbärmlich in die Welt geschossen, das mag ich auch.

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Lese eben ein neueres Buch von Frank Schulz. Anmut und Feigheit. Allein der Titel. Eine Freude. Und der Rest auch.

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Was ich gerne vergaß: Stand ich mal oben und begriff, wo ich eigentlich herkam und wie lange und mühsam der Aufstieg gewesen war? Eigentlich nie. Aber ich frage dann halt meine alten Knie, was die sagen, geht es wieder hinab. Steiler und schneller runter denn hoch. Nun der Rest der Rauchpause.

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RAUCHPAUSE / Teil 16

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Ich fand diesen Song immer bescheuert. Und den Roger Daltrey mit seiner blöden Fransenlederjacke und der nackten Brust. Aber Rache muß sein. Du kannst nicht einfach alles verraten, was eine Freundschaft ausmacht. Du kannst nicht alles, was war mit dem Etikett Vergangenheit versehen und in einem Herlitz – Ordner abheften. Und hoffen, daß dieser stillhält. Und schweigt. Nee.

Erst ging es ganz langsam. Sehr langsam. Heilige Nebel stiegen auf. Im Duett. Und dann ging es auf einmal ganz schnell. Hansis erschreckender Hustenanfall, mein COPD, eine sich öffnende Haustür und der energische Schlag einer geschulten Krankenschwester mit einer eingeschweißten Gurke auf meinen Hinterkopf. Direkt auf meine wunderbare Beule. Das Souvenir der letzten Nacht. Doppelschlag nennt man das wohl.

Innerhalb von weniger als 12 Stunden erwachte ich zum zweiten Mal aus dem Koma. Diesmal saß ich auf einem Küchenstuhl in der Wohnung meines alten Gefährten Hansi, in Handschellen, neben mir zwei Wachtmeister und am Küchentisch saß Gitti, die weinte. Die Tür zum Küchenbalkon war offen. Der 1.Oktober war ein erstaunlich warmer Tag, als wolle Gott den Giftkranken noch so eine Art Gnadenfrist gewähren. Draußen auf dem Balkon stand Hansi, versuchte mit dem Lasso einen Blumentopf mit Basilikum zu fangen und in seinem Mundwinkel hing eine Reval. Kalt, nicht angezündet. Er sang vor sich hin: „I´m free “ Den ganzen Song. Konsequent, wie er schon immer war.

(Hustenanfall) COPD. (drückt die letzte aus) Cold on parental device. Auf deutsch: Kalt auf elterliche Anordnung. (lacht) Ich glaub, ich sollte wieder rein. Immerhin hat der Sack heute Geburtstag. Und Gitti ist schwanger. Fast wie einer Soap. Wie sagte Dylan einstens: „Peace, love and happiness is one thing. But you got to have forgiveness too.”

Ok. 1 Jahr auf Bewährung wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Nötigung und – das fand ich jetzt etwas übertrieben – Körperverletzung. Nun habe ich eine Therapeutin und einen Bewährungshelfer am Hals. Fleischgewordene lange Unterhosen. Aber ich habe mich ganz gut gehalten. Noch kein einziges Mal habe ich gesagt, was ich nicht sagen darf. Noch nicht mal heute abend. (stumm artikulierend: Zigarette, Rauch, Feuerzeug etc.)

Heute Nachmittag war ich in meinem Büdchen. Stoff kaufen. Das geht ja noch. Bei meiner guten alten „Dealerin“. Ehemalige Hardcorekonsumentin. Kürzlich mußte sie für längere Zeit ins Krankenhaus. Und darf es nicht mehr tun. Eigentlich. „Nur noch 3 bis 3 und eine halbe am Tag genehmige ich mir.“ Sagte sie. Ich habe ihr eine geschenkt. Menthol. In memoriam Helmut Schmidt. So eine Art kleines Souvenir. Und wegen früher. “Once upon a time, there was a tavern / Where we used to raise a glass or two. / Remember how we laughed away the hours / Think of all the great things we would do? Those were the days, my friend.” (lacht, tanzt) “See me feel me touch me heal me.

Sie hat sich übrigens gefreut. Über die Mentholzigarette. Wirklich.

So. Jetzt geh ich rein. Einen trinken. Ist noch nicht verboten. Und atmen. Frische Luft. „Freiheit.“ (grüßt in der Art der alten FDJ´ler und geht ab, hustend)

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(Gießen / Spätherbst 2009 / is now fertig)

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Blick ins Vilstal / 14. Juni 2022

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Vom Abnagen krachender Knochen / Fangen wir wieder an zu rauchen 15

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Pfronten / Dorfwirt / 11. Juni 2022

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Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald. Einst klang dies in den Ohren vor allem der Kinder wie eine Verheißung. Der monatliche Höhepunkt auf dem familiären Speiseplan. Papa holt ein / zwei Hähnchen aus Friedrich Jahns Gockelbude, Mama macht Fritten im Backofen. Und Mayonnaise ohne Ende aus der Tube. Und dann wird genagt bis das Zitronentuch zum Einsatz kommt und die Fettfinger wunderbar chemisch und frisch riechen. Es gibt solche und solche Nager. Die einen lassen was am Knochen hängen, die anderen nagen die kleinsten Fitzelchen bis auf die Knochenhaut runter und werden trotzdem nicht satt. Extremisten lassen sogar die Knochen krachen und saugen sie aus. So verfahren wir dieser Tage mit Mutter Erde. Wohlfühlmassaker allenthalben. Lassen wir was über.

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RAUCHPAUSE / Teil 15

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Meine Haustürklingel meldete sich, Sturmklingeln. Ich hatte keine 4 Stunden geschlafen. Ich öffnete. Vor mir ein Mann in Cordjacke. Er hält mir seinen Ausweis unter die Nase. Gesundheitsamt oder Ordnungsamt. Er übergibt mir ein Schreiben: „Wegen Verstoßes gegen das NRSG, Abschnitt 1, Paragraph 6 und weil sie nicht nur Gast, sondern Mitinhaber und als Exempel. Kurz und knapp: 2500€ Bußgeld.“ „Wie? Was? Wo? Und wann?“ „Heute nacht gegen 1Uhr27. Im „Wind und Wasser“. Finden Sie das eigentlich nicht einen bescheuerten Namen für eine Kneipe? Man hat sie gesehen, wie sie es getan haben. Sogar mit einer Rothhändle. Ohne Filter.“ „Zur Feier des Tages.“ antworte ich. „Haben Sie da noch eine übrig?“, fragt er mich. Also sitzen wir da zusammen in meiner Küche und zwei Rothhändle brennen. Er ist sehr freundlich: „Wissen Sie, ich tue nur meine Pflicht.“ „Kein Problem. Eine Frage nur, wer hat mich gesehen?“ „Eine Frau hat uns angerufen.“ „Danke, schon gut, will ich gar nicht wissen.“ Mein Schädel bummert und schreit nach Erlösung. „Ich überweise das heute noch. Kein Problem. Hier, die Packung Rothhändle schenke ich ihnen. Auf Wiedersehen.“

Das Lasso. Total bescheuert. Hansi und ich damals in Texas. Dieser uralte rote Toyota Corolla, den wir überführten vom Osten in den glorreichen Westen war zusammengebrochen und wir hingen in irgendeinem traurigen Kaff fest. Corpus Christi. Hosianna. Kreuzigt ihn. Hansi hatte die vollkommen wahnwitzige Idee ein Lasso zu kaufen, die Zeit zu nutzen und Cowboy zu trainieren. Also stehen wir zwei Tage in der Wüste, während die Mechaniker auf die Ersatzteile aus Yokohama warten und versuchen mit dem Lasso Gebüsche und Zaunpfähle einzufangen. Später haben wir das als kleines Ritual hier in der Heimat eingeführt. Einen leeren Bierkasten auf einen Holzpflock oder Tisch gestellt. Und wer als erster den Bierkasten fängt, gewinnt eine Packung Reval. Bißchen albern, gebe ich zu. Aber kreativer als Everquest oder Warcraft.

Nun gut, vor einiger Zeit im Rahmen von irgendeiner ominösen Basis – Fengshuisierung von Hansis und Gittis Wohnburg hat mir Hansi das Ding vermacht: „Paß Du bitte auf „Holden Caulfield“ auf.“ Holden Caulfield. So hieß das Lasso. Hansi hatte ja die Angewohnheit alle Gegenstände benennen zu müssen. Holden Caulfield. Der Fänger im Roggen. Hansi reichte mir das Lasso, sagte: “Nimm Du das bitte. Ich kann mit diesen seltsamen Energien nicht mehr umgehen. Verstehst Du? Was Erinnerung so auslöst. Körperlich. Und Gitti meint auch, man muß sich von Dingen trennen können. Zum Beispiel von der ewigen Pubertät, die gerade uns Männer öfters krankmacht und so. Verstehst Du?“ „Schon gut.“

Was jetzt kommt, darf ich gar nicht erzählen. Zu lächerlich. Obwohl so lächerlich, wie hier draußen stehen, frieren und klagen ist es dann auch nicht. Meine Fresse. Sehen alle so lächerlich aus, denen man was weggenommen hat? Der gute alte Verlust. Täusch ich mich, oder wird es gerade was wärmer. Selbstgratifikation. Ok. Das noch. Auf Bewährung. (zündet sich eine letzte an)

Ein bißchen komisch kam ich mir schon vor, als ich morgens um 9 mit einem Lasso über der Schulter und einer Stange Reval unter dem Arm durch die Gassen einer deutschen Kleinstadt stolperte. Bevor Hansi überhaupt realisiert hatte, was hier abgeht, hatte ich ihn mit dem dreifachen Nevadaloop zu Fall gebracht, fachgerecht verschnürt – Yeeha! – und an seinen Kühlschrank, den guten alten Gevatter Bosch gefesselt. „Holden Caulfield“ gehorchte mir wie in den besten Tagen. Dann zwei Reval angezündet und die eine, die seine, in seinen Mund gesteckt. „Und jetzt inhalier, Judas.“ Dann ging ich zur Stereoanlage und legte die CD mit seinem Lieblingssong ein – „I´m free“ von THE WHO – und drückte die Repeattaste:

I’m free. I’m free.

And freedom tastes of reality.

I’m free. I’m free.

And I`waiting for you to follow me.

If I told you what it takes to reach the highest high

You’d laugh and say, „Nothing’s that simple.“

But you’ve been told many times before, Messiahs pointed to the door

No one had the guts to leave the temple.

I’m free. I’m free.

And freedom tastes of reality.

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(Gießen / Spätherbst 2009 / to be fortgesetzt)

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Begriffe so lange kneten, bis sie nicht mehr wissen, was sie erzählen sollten / Fangen wir wieder an zu rauchen 14

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Reutte / Tirol / 16. Juni 2022

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Redlichkeit. Ein altes Wort. In Moralsaucen aller Art über Jahrhunderte mariniert. Aufrecht gehen. Ritterlichkeit. Fällt mir heute dazu auch noch ein. Einsicht in die Notwendigkeit. NOT. WENDIGKEIT. Sprich: Begreifen. Und was man spricht, nach Abwägung (noch ein schönes im Sterben liegendes Wort) vieler Aspekte der Not – Muß man hier und heute gar wenden? – redlich bedenken. Gelingt uns sehr selten. Und dann packen wir das schöne Wörtchen redlich in den fürchterlichen Satz „Das habe ich mir doch redlich verdient!“. Während wir mit 200 km/h über den Highway brettern und unseren Steuerberater anrufen, ob da nicht noch was gehe, prinzipiell. Nur für diesen kleinen bedeutungslosen Kick heute auch mal eine Lichtgestalt gewesen zu sein, die die absolute Kontrolle über sein beschossenes Fürstentum namens Leben für fünf Minuten zurückerobert.

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Vor kurzem sagte ein ehemalige Schauspielkollegin was sehr Schönes. „Ich kann das Wort gemeinsam nicht mehr hören. Machen wir es doch einfach zusammen!“ Wir müssen uns alle dringendst entfloskeln. Und das redlich.

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FRÜHER fuhren wir zum Beispiel nach Griechenland. Mit elterlichen Geldern. Entdeckten einen Strand. Griechenland war billig. Da iss keiner. Das ist mein Strand. Kann man unbehelligt dingseln. Änderte sich irgendwann. Haben wir uns bis an unser Lebensende das Recht auf ungestörtes Dingseln redlich verdient? So ein Blödsinn. Heute humpeln wir rentengefüttert durch die heimischen Wälder. Wenn wir es uns leisten können. Seit einiger Zeit tun dies auch jüngere Menschen. Nicht wirklich leiser als wir damals sind sie. Sie dürfen das. Oder? Habe ich mir die Stille, sobald ich die Bühne Wald betrete, redlich verdient? Warum? Ich finde darauf keine Antwort. FRÜHER gibt es nicht. Auch Vater hatte einen Vater.

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RAUCHPAUSE / Teil 14

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Gonzo hat sich dann bereit erklärt den Schlichter zu machen. Und er hatte eine geniale Idee. Die sogenannte Gerade-Ungerade-Tageregelung. Das „Aquarium“ – Verzeihung das „Wind und Wasser“ – wurde, wie ich es gerne ausdrücke, zu einer veritablen „Wendejacken“ – bzw. „Große Koalitionskneipe“. Gerade Tage Hansi und Gitti. Keine Luftverpestung, Tee und sonst nur noch alkoholfreies Weizen. Ungerade Tage und traditionsbewußtes Kneipenleben unter meiner Leitung. Das hatte auch noch seinen tieferen Sinn, weil, wie mir Gitti klarmachte, steht der gerade Tag für die positive Energie und umgekehrt der ungerade für die eher nicht so positive. Kann man akzeptieren. Kröten zu schlucken hatte jede Partei. Das Pärchen mußte nach meiner Schicht die ersten drei Stunden bei offenem Fenster arbeiten. Feng Shuisierung der Raumluft sozusagen. Ich durfte dafür zu Beginn meiner Schicht Teebeutel und Zuckertütchen aus den Aschenbechern fummeln und die Weizenbiergläser von frischen Schnittblumen befreien. Es war ein bescheuerter Kompromiß, aber jeder hatte das Gefühl, wir seien da alle mit einer Win-Winsituation raus. Funktionierte leidlich. Die Schnittmengen waren klein, aber vorhanden.

Kompromiß. Teilen. Sich entgegenkommen. Machen wir es doch so. Hier draußen Heizung und Gift. Drinnen gesund und kälter. Aua. Aua. So langsam dreh ich am Rad. Komm, geh rein, du sentimentales Rindvieh. Rede mit anderen. Nein. Haltung. In Ordnung, eine noch. (schmeißt noch ein paar Zettel ins Aschenbecherlagerfeuer und zündet sich daran eine an)

Jetzt hatte ich natürlich nicht mit diesem Tsunami NRSG gerechnet. Ich dachte, so ein Gesetz dauert und dauert. Pustekuchen. Es kam quasi über Nacht. Das Fallbeil. Die Wende. Das NRSG. Die ersten Warnzeichen – keine Cowboys mehr in der Kinowerbung, die hübschen Kurzgedichte auf den Packungen, seltsame Nachrichten aus Irland und Italien – hatten wir nicht wirklich ernstgenommen. Jetzt war es da. Von einer Sekunde auf die andere. Ab dem 1. Oktober 2007 gab es nur noch gerade Tage. Und plötzlich stehst Du so was von auf der falschen Seite. Gitti grinste ab sofort Tag und Nacht wie 30 Buddhastatuen. Hansi knetete unentwegt seinen Handrücken.

Der 30.9. war ein, obwohl gerader, sehr trauriger Tag. Das „Wind und Wasser“ war rappelvoll. Die Stimmung hatte was von Abiturfeier und Abschied. Ich hatte der treuen Kundschaft 10 Stangen Gift zur Verfügung gestellt. Ich sah Fluppen in den Gesichtern von Menschen, wo ich sie noch nie gesehen hatte.  Für Mitternacht, die Minute der Ankunft des Monsters NRSG hatten sich Gonzo und noch ein paar Hardcore – Giftler was Hübsches einfallen lassen. Punkt Mitternacht betraten sie die Kneipe mit einem dieser „Laubwegpustegeräte“ – ein wahnsinniges Gedröhne – pusteten damit die noch brennenden Todesfinger aus, schütten den Inhalt aller Aschenbecher in einen riesigen Plastikeimer, verließen die Kneipe und kippten sich den Eimerinhalt aufs Haupt. Dort stimmten sie einen lauten Wehgesang zu den Klängen von „Yellow Submarine“ an: „Wir haben schwer gesündigt und hörn jetzt damit auf, hörn jetzt damit, hörn jetzt damit auf. Verzeihet ihr Gerechten, drum die Asche auf dem Haupt, Asche auf dem Haupt, Asche auf dem Haupt.“ Eine große Geste. Fand ich.

Es mag vielleicht gegen 1 / halb 2 Uhr morgens gewesen sein. Ich hatte mir eine sozusagen „Letzte vor Ort“ ins Gesicht gesteckt, als es plötzlich mit aller Macht von draußen gegen die Eingangstüre donnerte. Ich erschrak mich zu Tode und ich fiel rücklings vom Barhocker und war weg.  Als ich wieder zu mir kam, sich die Schockstarre löste, lagen neben mir die restlichen 3 nicht konsumierten Stangen fein säuberlich zerbröselt und auf meiner Brust klebte ein handgeschriebener Zettel mit den Worten: „Dafür wird gebüßt, du Verpester.“ „Das war sie nun die neue Zeit!“, habe ich mir gedacht. „Nehmen wir alles nicht so ernst. Vielleicht war es nur ein Geist und ich träume bös.“ Ich schlich nach Hause. Mein letzter Blick in den Badezimmerspiegel zeigte mir, daß sich auf meinem Schädel eine beulenhafte Erhebung gebildet hatte. Sehr schmerzhaft dazu. Nun gut. „Solange dein Leben in Gefahr ist, weißt du, daß du lebst. Der Rest ist Fernsehen.“ Dann zählte ich Schafe. Ich schlief ein, komatös und von Alpträumen geplagt.

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(Gießen / Spätherbst 2009 / to be fortgesetzt)

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Von dem steten Menetekeln statt sich vor den Konsequenzen mal zu ekeln / Fangen wir wieder an zu rauchen 13

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Schwangau / 16. Juni 2022

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Da haut sich ein Gletscher ins Tal, weil er in den letzten Tagen das erste Mal in seinem gewiß mehr als 50000 Jahren altem Leben 10 grad Celsius PLUS erleiden mußte. Und nimmt ein paar Bergsteiger*innen (Verzeihung! Ich verzichte auch auf meinen Vortrag morgen an der Uni Sowieso!) mit in die Hölle. Da soll es ja noch wärmer sein als hier oben. Obwohl? Sicher dat?

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Hörte eben davon in den Nachrichten im Radio, während ich spülte. Das Wasser kommt so warm aus der Leitung, daß mein Wasserkocher binnen kürzester Zeit abschaltet. Na also, tu klagendes Germania, die finsteren Wolken über unserem Geldbeutelhimmeln, so schlimm können sie gar nicht sein. Ach, vergaß ich fast: dann noch mein Lieblingsspruch am Ende der Nachrichten. Konzentration: „AUCH DEUTSCHE UNTER DEN OPFERN!“ Die Opfer der Deutschen sind meist entschieden leiser.

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Weniger als fünf Minuten duschen? Weia! Abu Ghreb ante portas!

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Befürworte die Wiedereinführung des Prangers. Auf den wesentlichen Flughäfen des Landes werden die Nasen, welche nicht in der Lage waren die Dinger rechtzeitig zu Ende zu bauen und die Bösewichte, die für das „Chaos“ dieses Sommers zuständig sind, an die guten mittelalterlichem Schimpfpfähle gekettet und wir Selbstgerechten dürfen ihnen die ausgestreckten Zeigefinger ins rechte oder wahlweise linke Augen stechen. Das ist wahre Demokratie.

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Gibt es Flughäfen, die von einer Gletscherschmelze bedroht sein könnten? Die Suche nach den Schuldigen sei hiermit eröffnet.

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RAUCHPAUSE / Teil 13

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Wenn ich hier so stehe, möchte ich mich gar nicht mehr sehen. Nicht nur lange Unterhosen, ich glaube irgendjemand hat mir auch einen Morgenmantel übergestreift und ich habe es gar nicht bemerkt. Herr Marlboro sucht sein Pferd. Da bist Du kein Altbundeskanzler. „In allen Theatern herrscht Rauchverbot. Nicht für mich. Ich bin Teil der Inszenierung.“ Sagt der und gibt seiner Loki Feuer. Vom Schulhofheld zum Hinterhoffeigling. Große Karriere.

Nach einer Woche auf meinem AB die Stimme von Gitti. „Ruf uns mal an. Hansi und ich wir müssen Dich unbedingt sprechen. Es geht um das Aquarium.“ Das war vielleicht ein Treffen. Das erinnerte mich an die Abrüstungsverhandlungen Anfang der 80er. Rechts Reagan, links Breschnew, in der Mitte ein langer Tisch mit Kaffeekannen und Wasserflaschen sowie 10 Brötchen. Kalter Krieg und kalter Braten. Meist redete Gitti. „Also erst mal, wir haben uns verlobt.“  Meine Gesichtshaut erstarrt zur Maske. Bei Gitti kurzes Aufblitzen des Lächelns. Hansi nickt. Knetet sich den Handrücken und tritt mir unter dem Tisch auf den Fuß vor lauter Aufregung. Gitti: „Schau nicht so konsterniert. Ein ganz normaler Vorgang auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Zum Eigentlichen: Hansi ist ja noch ein bißchen labil. Und leider umgeben von verantwortungslosen „Freunden“, die nichts dabei finden, einem Rekonvaleszenten Alkohol und Nikotin einzuflößen.“ „Wie meinen?“ „Laß mich bitte ausreden, auch wenn ich nur eine Frau bin. Also ich habe gekündigt in der Klinik.“ Hansi: „Ja, der Job hat sie am Ende echt fertig gemacht.“ Gitti: „Du Mausebär, laß mich mal machen. Du mußt dich noch schonen.“ Mausebär? Ok. Wenn es der Wahrheitsfindung dient. Gitti: „Wir haben uns mal was überlegt wegen dem „Wind und Wasser“ „Wie, was? Wind und Wasser?“ „Der neue Name von der Kneipe. Auf chinesisch heißt das Feng-Shui. Wind und Wasser eben.“ Hansi: „Im Wasser lebt ja das Aquarium noch fort.“ Blödes Gekicher. Gitti weiter: „Mausebär, bitte. Also im Feng-Shui ist man bemüht durch richtiges Handeln und Betrachten der Dinge die Geister der Luft und des Wassers sinnbringend und positiv zu vereinen, um heilende Energie freizusetzen. Also Ihr habt, sag ich mal so, bis jetzt nur die Flüssigkeitsseite betrachtet, und das sehr exzessiv, und die Geister der Luft habt ihr tagtäglich mit Qualm gefoltert. Das spürt doch jeder, daß da kein Qi drinnen fließen kann. Und dem wollen wir ein Ende setzen. Wir wollen das „Wind und Wasser“ zur ganzheitlichen Kneipe machen. Was meinst Du, warum der Hansi eigentlich damals kollabiert ist? Unterversorgung mit Qi.“ „Ne, eher Überversorgung mit Grappa und Schwarzer Krauser. Und zu viel betrunkener Verkehr mit viel zu jungen Mädels.“ Scheiße. Wieder hatte ich es nicht geschafft mich zu beherrschen. Aber dieses immer im Nachhinein Bescheid zu wissen. Als hätte ich mein vorheriges Leben nur im Fernsehen angeschaut. Geht mir gehörig auf den Sack. Da neige ich zur Verwundung. Ich wurde etwas lauter. „Hansi, tut mir leid, aber das ist gequirlte Kacke mit Schlagsahne. Wir sind hier keine Krankenhauskantine. Sondern sozusagen ein Zuliefererbetrieb.“  Gitti: „Mausebär, wir gehen. Mich wundert, daß du es neben so einem herzlosen Monster überhaupt so lange ausgehalten hast. Du hörst von uns.“ Knall. Peng. Tür zu.

Ich würde ja gerne mal wissen, wie Mausebär auf Chinesisch heißt. Und ich würde gern mal wissen, wie Kälte auf Chinesisch heißt. Und warum da keiner mehr rauskommt. Aber bis ich die Geschichte zu Ende erzählt habe, halte ich durch. (holt einige seiner Zettel aus der Tasche, legt sie in den Aschenbecher, zündet sie an und wärmt sich daran die Hände) Worte können auch warm machen.

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(Gießen / Spätherbst 2009 / to be fortgesetzt)

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Wo ist die Zeit? / Leere Räume sollten leere Räume sein / Peter Brook ist tot

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Gotha / Ekhof – Theater / 7. Oktober 2021

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Zwei Meister waren mir Vorbild als Theaterschaffender. Der große Grummler George Tabori: „Und wenn Du mit Deiner Aufführung nur eine Seele im Publikum berühren konntest, hat sich Deine Arbeit gelohnt.“ Und der nun verstorbene Peter Brook: „Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte Bühne nennen. Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist.“

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Eines meiner beeindruckendsten Theatererlebnisse: 1983 Staatstheater Stuttgart. Gastspiel von Brooks Inszenierung. „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte.“ Vier unfaßbar gute, weil auf das Wesentliche reduziert inszenierte Schauspieler. Ein Musiker. Der Raum: ein Teppich. Zwei Stühle. Zwei Lampen. Ein Kleiderständer. Gehirne, denen man beim Denken zusehen durfte. Körper, die Erkenntnisse abbildeten. Im leeren Raum. Es zumindest versuchten. Er ließ sie machen. Ein großer Meister.

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Sein Hauptwerk „Der leere Raum“ habe ich bestimmt dreimal gekauft und noch öfters verliehen. Nie zurückbekommen. Muß wohl ein gutes Buch sein. Heute sind leere Räume selten. Hektische Projektionen überfluten sie. Setzen das Denken unter Wasser. Scheinemotionale Videos erzeugen Nähe aka Enge und kleistern die Türen der Erkenntnis zu. Es quillt so manches über. Die Flüße trocknen derweilen aus. Zurück zur Windmaschine!

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Will ich herausfinden, ob zum Beispiel ein Italiener einen mehrmaligen Besuch wert ist, bestelle ich beim ersten Mal eine Pizza Margherita. Oder Spaghetti Bolognese. Der Rest erledigt sich von selbst. Legt aber eine Grieche eine Orangenscheibe neben die gebratene Leber, muß ich leider aufstehen. Große Lieder auf kleinen Tellern servieren ist Blödsinn.

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