papa wann sind wir endlich zu hause mama der hat die hat ich hab aauaaa

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Ein Renault 4. Hellblau. Baujahr 1964 oder 1965. „Unser“ zweites Auto. Das erste war ein Leukoplast – Bomber gewesen, ein Lloyd. Wer mein Alter hat, erinnert sich an die Beschaffenheit der Rückbank eines R 4. Die Mittelstrebe aus Eisen. Eigentlich war das eine schlecht gefederte Gartenbank. Meine kleine Schwester musste in der Mitte sitzen. Mein Bruder meist hinter dem Fahrer oder der Fahrerin – meine Mutter war eine ausgezeichnete Autofahrerin, meinem Vater standen der Autofahrerei gerne seine schwankenden Launen im Weg – ich also saß auf der Beifahrerseite hinten. Das habe ich dann auch den Rest meines Lebens im Wesentlichen so gehalten. Ein Autolenkrad ward mir nie zum erstrebenswerten Fetisch. Freiheit geht auch anders. Und – sage ich mal frech – es gab einige die mich gerne chauffierten oder mitnahmen – Daumen im Wind – da ich wohl recht unterhaltsam sein konnte. Zigaretten und so rollen, Bier aufmachen, Witze erzählen oder einfach nur Stuss reden. Zurück in den Renault 4. Natürlich wurde gezankt auf der Rückbank. Manchmal so heftig, daß mein Vater nur noch eine Hand am Lenkrad hatte. Die andere, meist rechte, versuchte hinter ihm für Ruhe zu sorgen. Was wiederum meine Mutter nicht so schätzte. Dadurch war der Zank in den Fond gerutscht. Und weshalb ich mich daran erinnere? Weil die Zankerei auf der Rückbank meist dann eskalierte, wenn man kurz davor war zu Hause anzukommen. Eine lange Fahrt hatte man halbwegs entspannt überstanden, aber kaum sah man den Münsterturm der Heimatstadt am Horizont blinken, ging es ab da hinten. Mein Vater, der ein paar erinnerungswürdige Bonmots sein Eigen nannte, sagte dann gerne: „Wenn der Esel den Stall riecht, wird es ihm zu wohl!“

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Sah gestern – dies eine letzte Bemerkung zur Aktion der „53“ Dichtmacher – Maybritt Illner. Die Traurigkeit und Zerstörtheit von J. J. Liefers hat mich – bei aller Kritik an seiner extrem unbeholfenen Nichtrechtfertigung der blöden Aktion – fast schon wieder angerührt. Man muß wohl aufpassen auf den letzten Metern der schrecklich anstrengenden Reise auf der Rückbank nicht die Nerven zu verlieren. Dort ging es auch immer der kleinen Schwester am schlechtesten. Die musste auf der Eisenstrebe sitzen und bekam abwechselnd von rechts oder links einen ab. Und jammerte kaum.

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Oben das Foto meiner ersten Impfdosis. Mitte Mai werde ich durch sein, vorerst. Die mir dadurch neu zustehenden Rechte werde ich dann bei E – Bay an besonders Ungeduldige auf den Rückbänken unserer Republik versteigern. Davon kaufe ich mir ein Bier. Nee, zwei! „Well, I woke up this morning, I got myself a beer. Future’s uncertain and the end is always near.“

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