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Jetzt gehe ich hinaus, sagt sie. Und wieder steht sie vor dem Spiegel ihres Badezimmers. Da ist was, pflegt sie zu sagen, da ist was. Da neben der Nase, da auf der Stirn. Eine – herrliches Wort – Hautunreinheit. Wieder und wieder kreisen ihre Fingernägel um einen kleinen Fleck, bearbeiten, kneten, drücken, schaben. Es gibt mich nicht. Es gibt nur das, was ich Spiegel sehe. Ich kann mich nicht fassen. Ich bin ein Loch. Ich bin eine These. Ich ich ich ich ich ich ich ich ich: nichts. Alles. Ich fasse meine Haut, der kleine Schmerz macht mich sehen, aber ich sehe nichts, keine Zeit, Stillstand. Milch. Butter. Salzstangen. Schokolade mit Mandeln. Fisch. Fischfilets. Tiefgefrorene Fischfilets. Da muss doch noch was sein unter meiner Haut, ich gehe unter meine Haut, es blutet. Ich blute. Blut. Was ist hinter dem Blut. Türe um Türe stoß ich auf und finde nichts, nichts. Fisch. Fischfilets. Tiefgefrorene Fischfilets. Das hatte er gesagt am Telefon. Gemüse. Auberginen. Ich habe wieder ein Loch in meine Haut gemacht. Keiner darf eindringen in mich, er wird nichts finden und gehen müssen. Abdeckstift, wo ist mein Abdeckstift. Ich bin mein eigener Verputzer. Es ist wie Weihnachten, damals, ich habe das Paket aufgerissen, ich muss es wieder verpacken. Noch eine Kordel. Keiner darf etwas sehen, nicht mal ich. Fischfilets und Abdeckstifte. Nico singt. „I`ll be your mirror.“ Jetzt ist es, jetzt ist es gut. Wie rieche ich, kann ich mich riechen. Eine Paste tilgt meinen Geruch, kann ich mich riechen, jetzt bin ich null und trage auf noch eine Creme. Jetzt rieche ich wieder. Wie. Wie er. Wie was. Jetzt gehe ich einkaufen. Fisch. Fischfilets. Tiefgefrorene Fischfilets. Tiefgefrorene Alaskafischfilets. Ich bin ein Fischfilet. Aber ein Fischfilet mit einem Plan. Kalt und ausgeliefert. Sie greift eine Einkaufstasche. Jetzt geht sie raus. Hinaus. Wer geht da raus. Geht doch alles zum Teufel.
Auf dem freien Feld steht Woyzeck und hört Stimmen. Still ist alles, so still, als sei sie tot die Welt. Zwei Hasen fraßen ab das grüne, grüne Gras. Und es geht etwas. Über uns, unter uns, neben uns. Woher kommen die Momente, wenn sich in dir plötzlich alle von den Alltäglichkeiten zugenagelten Türen öffnen und eine gräßliche Klarheit die Eingeweide streift. Sara, Sara, wie er geht, wie er steht. Der Löw. Helmer jedoch kommt nach Hause und pfeift sein Vögelchen zu sich. Das Wunder wird niemals geschehen. Ich bin doch ein schlecht Mensch. Ich könnt mich erstechen. Marie, sie lacht. Sie dreht sich, ihr Rock flattert. Ach, was Welt. Geht doch alles zum Teufel, Mann und Weib.
Der Andere hat eine Hoffnung. Was ist, wenn seine Freundin auf einmal auf der Toilette bliebe. Einfach so. Für immer. Wenn die Klospülung sie mitnimmt und hinausspült in ein Land, wo lauter trostspendende Hände von den Bäumen baumeln, sie nehmen, aufnehmen, übernehmen und er … ach. Die Klospülung rauscht und vertraute Finger fahren über und in sein Gesicht. Er murrt. Keine Premierenerektion. Zigaretten. Tränen. Abreisedrohung. Ach, Du, bleib halt. Wir werden immer mutiger.
Da ist ein Haus. Die Sonne lacht. Da ist Papa. Papa kommt von der Arbeit. Mama steht mit den Kindern am Gartentor und wartet auf Papa. Die Kleine rennt ihm entgegen. Papa hebt sie hoch und drückt ihr einen Kuss auf die Nase. Sie lacht. Den beiden Jungs streicht er über den Kopf, bevor er Mama einen Kuss auf die Wange drückt. Mama sagt, es gibt Koteletts mit Bratkartoffeln. Papa schmeißt seine Tasche auf die Eckbank in der Küche und sagt: Aha mein Lieblingsgericht. Die Sonne geht unter, alle lachen. Komm Herr Jesus sei unser Gast und segne … Guten Appetit … Gute Nacht Johnboy … Testbild. Auf dem Balkon sitzt Papa und raucht. Er möchte seine Kinder töten. Seine Frau hat mit einem Buckligen geschlafen. (Fragment, gekürzt)
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