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Saß ich einst beim Glaserl Wein
Ließ Fünfe ungerade sein
Als eine Taube ungefragt
Sich auf meine Schulter wagt
Und gurrt und nickt den Taubenkopf
Rupft Haare mir aus meinem Schopf
Und taubt recht frech auf dieses Buch
Worinnen ich die Wahrheit such‘
Das müd‘ auf meinen Knien ruht
Ich kraulte durch die Wörterflut
Und ließ die Taub‘ gewähren
Und die Gedanken allzuschweren
Die aus meinem Hirn dem leeren
Fielen in den Hinterhof
Lagen rum und ziemlich doof
Die Taube von der Schulter runter
Pickt die Gedanken froh und munter
Ring sich durch zu einer Frage
Ich sage nur, dann frag‘, ich sage
Und das Viech, dumm, aber froh
Fragt nur: Was machst Du so
Den ganzen lieben langen Tag
Während wir Tauben sammeln
Und die Mimen gammeln
So vor sich hin
Wo ist der Sinn
Ich griff zum nächsten Glaserl Wein
Und ließ die Taube Taube sein
Weil ich ja auch nicht höre
Wenn mir das Leben rät
Dann ist es meist zu spät
Du mich nicht störe
Aus der Sonne geh‘
*
Im vino ist kaum veritas
Im Keller hab‘ ich noch ein Fass
Jedoch auch tausend nackte Fragen
Ich richte meinen Kragen
Die Taub‘ hatte drauf geschissen
Ich hätt‘ es wissen müssen
Ach ja was stand im Buche
Was der Taube Suche
Hat ich es gelesen
Sehr lange ist’s wohl her gewesen
Der Rhein der floß am Dom vorbei
Aus meinem Herzen tropfte Blei
Und sie sammelte Schuhe
Doch ich fand nie die Ruhe
*
Der Mensch lernt selten
Meistens nie
Säg‘ Dir doch ein Loch ins Knie
Und stelle dort den Christbaum rein
Mit allen Wünschen
Kugeln Sterne
Die aus Stroh
So sprach einst der Vater gerne
Depressiv doch lebensfroh
Bevor er sich vom Acker machte
Kalter Himmel müde lachte
*
Am Fluß an jedem Vorstadtufer
Steh‘n sieben einsame Rufer
Jedoch der Flößer streikt
An manchen Tagen
Was wollt‘ ich sagen
Dann bleib‘ ich noch was sitzen
Und laß‘ den Fluß gewähren
Bei einem Glaserl Wein
*
(Mix aus: Konstanz 1973 / Köln 1997 / Gießen 2006 / Kiel 2021)
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