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Gestern das neueste Werk von Bob Dylan aus dem Briefkasten gefischt. Neu? Fünfzig Jahre alt. Und frisch wie eine eben aus dem Teich gezogene Regenbogenforelle. Ein dickes, fettes Buch voller junger, ewiger Lieder. Angerissenes, Variertes, Eigenes, Fremdes, mäandernd. Viel Spaß an der Arbeit ist zu hören. Und ein ehemaliger Beatle spielt auch ab und an mit.
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Ich machte mich auf den Zigeuner zu sehen. Er wohnte in einem großen Hotel. Als er mich kommen sah, lächelte er. Er sagte: „Gut. Gut. Gut.“ Sein Zimmer war dunkel und vollgerümpelt. Kaum Licht, runtergedimmte Glühbirnen. „Wie geht es Dir?“, sagte er zu mir. Ich entgegnete die gleichen Worte. Ich ging hinunter in die Lobby. Ich tätigte einen kurzen Anruf. Eine hübsche Tänzerin stand da rum. Sie schrie mich an: „Geh wieder zum Zigeuner. Der krempelt Dich komplett um. Nimmt Dir Deine Ängste. Er führt Dich hinter den Spiegel. Dafür war er bekannt in Las Vegas. Hier führt er das fort!“
Draußen die Straßenlichter. Der Fluß Träne glitzerte in ihrem Schein. Ich betrachtete alles aus der Ferne. Musik klang in meinen Ohren.
Ich machte mich ein zweites Mal auf den Zigeuner zu sehen. Der Morgen dämmerte. Die Tür zum Zimmer des Zigeuners stand weit offen. Der Zigeuner war weitergezogen. Die hübsche Tänzerin ebenso. Sie war nirgends zu finden. Also schaute ich der Sonne beim Aufgehen zu. Ich kam aus dieser kleinen Stadt in Minnesota. Ja, ich war gekommen aus dieser kleinen Stadt in Minnesota.
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„Die Reise ist mein Zuhause“. Dies schrieb einst der Meister des Haiku: Basho. Der Vorgang des Suchens ist mindestens genauso von Bedeutung wie ein anvisiertes Ziel. Das Wie eines Schaffensprozesses erzählt vom Künstler ebenso wie das Ergebnis des Suchens, sein Werk.
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Ich werde mir eine Blockhütte bauen in Utah. Ich werde heiraten. Ich werde Regenbogenforellen fangen. Ich werde eine ganze Schar Kinder haben, die mich „Pa“ rufen. Ich glaube darum geht es. Das muß es sein, um was es geht.
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Bob Dylan wird so zitiert: „Im Leben geht es nicht darum, Dich selbst zu finden oder überhaupt irgendetwas zu finden. Leben handelt davon sich selbst zu erschaffen!“
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„Natürlich ist die drei CDs umfassende Sammlung kaum mehr als ein Stück Pop-Archäologie. Kurz vor dem 80. Geburtstag Dylans aber verweisen diese Hervorbringungen aus dem Jahr 1970 darauf, dass Kreativität und Zeitgenossenschaft nicht nur etwas mit der Gunst des Einfalls, sondern auch mit der Bereitschaft zum Üben zu tun haben.“ (Harry Nutt / Frankfurter Rundschau)
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