bagatelle zwanzig / oh poem / gestern noch in weimar heute schon zu kalau

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ob und wie sie gewännen

wenn sie jetzt begännen

oder ob sie nur sie rännen

in düstere gass’

was sie ersännen

sich selbst dann betränen

oder leider begähnen

nur bescheidenen spaß

gewiß ist sie brennen

und sie werden nicht flennen

denn sie werden bekennen

daß ihre antennen

bis in die ardennen

wo oben die sennen

den mittag verpennen

statt fleißig zu trennen

die milch vom poeme

fließt hin nun ihr

gedankenstroeme

von hier bis von dennen

denn man muß sich stellen

auch den bagatellen

den weniger hellen

und solltest du schellen

dann bitte an sellen

den selbigen schellen

weil diese die anderen

sell schellen halt nicht

ein dummes gedicht

war heut meine pflicht

dem schiller die flöte

glück auf herr geheimrat

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(sommer 2015 / heute verlängert)

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bagatelle neunzehn

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Weil wir die Geschichten vergaßen

Wieder und wieder sangen wir

Die Lieder Perücken auf dem Haar und hielten

Den Frisierspiegel vor das Gesicht uns

Eitel

Sieh ob Deine Lippe sich noch bewegt und die

Umrandeten Augen noch im Glanz als die

Pailletten der Kostüme glitzerten die Schmerzen

Hinaus aus den Geschichten

Die zu erzählen wir

Vergaßen wieder und wieder

Hinter Masken

Die einzig zahlenden Zuschauer

Im Theater des eigenen Lebens blieben wir

Erfreut auf die Schenkel uns schlagend

Über jede Bagatelle die eine Erinnerung

An jene vergessenen Geschichten

Uns schlug ins getriebene Herz

Warum nannten wir uns

Schauspieler

Mimen

Traurige Clowns waren wir

Als Arbeiter an den Erinnerungen

Gescheitert leer gefallsüchtig

Ohne Zorn und Hader

Narren

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bagatelle 18 / woyzeck genua aug. `98

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Heute Nacht kehre ich zurück in

Jenes kleine Hotel am Hafen

Unter frisch bezogenen Betten

Die Schädelstätten der Erinnerung

Blechkisten randvoll mit Fotographien

Retuschiert angekokelt zerfetzt

Ein Vorhängeschloß verwehrt Zugang

Der Schlüssel zur Rückschau

Zwischen meinen Zähnen knirscht

Die Minibar brummt

Lakritze Ramazotti ein billiger Reim

Warmes Bier und kaltes Lachen

Ein Lied ungesungen Glied

Der Verkettungen

Sag mir Deinen Text

Kannst Du schon die Worte

Tanz Franz Tanz

Wie zwei Fliegen auf den Händen

Auf ihren Lenden sie treiben es

Unter ihren Fingern glänzet noch

Der silberne Abgrund

Geht doch alles zum Teufel

Franz zahl doch schon mal

Ruft es unter der dampfenden Dusche

Die Alte an der Rezeption trägt ihr von mir

Vergessenes

Gesicht das ich nicht mehr entziffern kann

Was ist über frage ich was meine Schuld

Fünftausend Lirascheine nur

Ach Bagatellen die gelangweilte Antwort

Auf dem Nachttisch oben hinterließ ich ein Senryu

Der Falke rüttelt

Am Gürtel des Jägers hängt

Die tote Nachtigall

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bagatelle siebzehn oder Vom selbstkritischen Wochenbeginn im Februar ’21

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Früher früher früher ja

War’s immer besser dadada

So braucht man nicht vom Früher weder

Sprechen auch nicht richten

Über die Momente

Diesen jeden Augenblick

Hals gedreht nicht auf zurück

Die durchlebte man mitnichten

in Gedichten

Nur in selbiger Sekund‘

Die vor ei’m stund

Der Zeitstrahl noch gericht‘

Nach vorn

Den Reim

Der Esel im Galopp verlor’n

Hat statt

Bagatellen und dem steten

Früher früher dadada

War’s immer besser jajaja

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PS: Danke Peter Handke für den Gedanken und Wolfgang „Kein Schlaf bis Hammersmith“ Welt für die Verwurstung

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bagatelle sechszehn

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Gemüdet von der ewigen Schönheit

Dem göttlichen Gleichmaß der Landschaft

Zu unseren Füßen erschöpft

Saßen wir auf jener Bank manchen Sonntag

Zu viert fünft oder mehr ich weiß es nicht

Überreif austrainiert bereit für die Welt

Unten stehen die reichen Auen unser Auenland geschaffen

So die Einheimischen

Geschaffen vom Herrn am letzten Arbeitstag Sonnabends

Noch ein Kleinod auf die Erde gezaubert sich zurückgelehnt

Und höchst zufrieden sprach ER

„Etzet Höri uff!“ Oh Hybris der Ureinwohner selbst der Schöpfer

Sei Badener während

Otto Dix dort unten stand

Bis zum Bauch im Weizen und wird zitiert

„Zum Kotzen schön!“ vertrieben aus Berlin von den Mördern

Der Älteste von uns drängte zum Aufbruch

„Was für ein fürchterliches Idyll! Hier muß man weg.“

Sagte er „Will man nicht selbst zu einer Bank werden, nur noch glotzend.“

Fügte er hinzu

„Ach, so schmerzhaft auch immer es ist.“

Keine Bagatelle zu gehen und

Das Herz mitzunehmen

Ganz oder bleiben

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PS: Diesen Ort fand ich wieder ohne zu irren im letzten Sommer. Vor Jahren hatte ich meiner Frau diesen wesentlichen Bestandteil „meiner Legende vom See“ gezeigt. Damals stand noch die „alte Bank“, der Blick hinab aber war zugewuchert. Nun eine neue, designte Bank und die grandiose Aussicht wieder freigesägt. Schon schön hier.

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bagatelle fünfzehn

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Wir krochen durch das Unterholz Sterne in den Augen wegloses Gestrüpp Baumstämme kreuz quer aufwärts altes Holz Der Graf ein Öko vor seiner Zeit und Besitzer des Waldes ließ liegen wuchern verfaulen Neues wuchs aus dem alten Moder Ein Urwald nicht weit entfernt von der Grenzstadt Jener Das – gehört – sich – aber – nicht – Stadt stets bereit jede Bagatelle aufzublasen zu Untaten Hier atmete man freier und wir standen unvermutet am jähen Abgrund erfasst ergriffen fast Ein weiter Blick hinüber nach Nußdorf Sipplingen Auf der Höhe Hof Haldengut Zu unseren Füßen rutschender Hang und der lange schmale Finger des Sees der sich in den Bodanrück bohrte gletschergeschürft

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Dies sei nun unser Britisch Kolumbien sprach der Freund der Wald seiner Lieder und ich sprach vom Vater dem Entfleuchten wie er nachdem der Krieg ihn ausgespuckt hatte in kanadischen Wäldern Holz geschlagen hatte mit Indianern echten die nicht zwischen unseren einst geliebten Buchdeckeln hausten und sich vom Weißen Mann das Fell über die Ohren ziehen ließen dies jedoch verkauften als Kampf für den Frieden zwischen allen Menschen Nein die alten Besitzer der kanadischen Wälder blickten fest und selbstbewußt in die Kamera auf den verwaschenen Schwarzweißbildern die der einstige Holzfäller hinterlassen hatte Bildete ich mir ein zumindest Das Sehnsuchtsland über dem Ozean und kipplig am Abgrund die Zehenspitzen über der Abbruchkante schwiegen wir schneller atmend

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Wir wußten nicht daß wir ein zwei Jahre darauf Ti Jean und Neal hinterher träumend den Kontinent queren würden Easy does it einmal West und zurück und wieder West ich und stand im Stanley Park unter den Totem Poles blickte auf den pazifischen Ozean sah Vancouver Island setzte über Davon wußten wir nichts vor diesem diesem jähen Abgrund Erwachsen werden

Sich fallen lassen oder

Fliegen

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PS: Später teilten wir, mein Freund und ich, diesen Ort mit etlichen anderen. Der engere Kreis weitete sich. Die Freundinnen alle dazu. Die kollektiven Räusche wurden von mal zu mal lauter und vertrieben die Magie. Letzten Sommer versuchte ich nach Jahren diesen Ort wiederzufinden. Ich irrte umher und war mir nicht mehr sicher. Wahrscheinlich lag es auch daran, daß man dort inzwischen mit schwerem Gerät einen breiten Weg durch das Unterholz geschoben hatte, entlang des Abgrundes. Der Blick aber war derselbe noch. Die Magie ein Echo.

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bagatelle vierzehn

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Depressionen schon lange habe er

Man entdeckte ihn am Sonntagmorgen Montags es

Stand in der Lokalzeitung lange schon

Gelitten habe er an diesen

Wovon ich

Nichts wußte was sie jetzt lasen

Nicht kannte das Wort

Das lasen die Nachbarn Lehrer der Mann im Kiosk

Die Bäckersfrau die Eltern der

Klassenkameraden sie schauten mich an wie ich

Zur Türe des Klassenzimmers hinein

Wacklig ein rohes Ei Schweigen schlagartig

Eine Woche danach

Die Gnadenfrist vor der Rückkehr

In den Trott weiter

Sprach der Klassenlehrer vor

Der Klasse der schweigenden weiter

Und weiter gehe das Leben

Legte seine Hand auf meine Schulter ohne mich

Zu berühren das rohe Ei

Und ich beschloß mich hart zu kochen

Fünfzehnminutenhärte das mindeste

Der Schmerz zur Bagatelle werde und

Zum Irrendoktor ich nie

Klang nach die Zornesstimme

Des Verschwundenen Vermächtnis

Viele Jahre

Tränenloser Wut

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bagatelle dreizehn

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Sein letzter Blick glitt über

Die Tennisplätze vielleicht hinunter

Zum See an diesem Morgen dunkel noch Schnee

Hing in der Luft wie nun er und

Man kam nicht umhin

Ihn zu finden den Hauptdarsteller

In der böse verzweifelten

Inszenierung seiner selbst

In jenem noch jungen Jahr

Da sie gelb wurden

Die Tennisbälle

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Dreissig Jahre zuvor fast ein Kind noch

Mußte er schießen auf andere Kinder tat er es

Er sprach nie darüber je

Doch sein Leben hing soviel verstand ich

Am Faden nur damals und heute

Das Übersehen der Bügeleisenschnur

Ist lediglich eine Bagatelle in diesem Stück

Das Gummiseil Erinnerung schnellt zurück

Wieder und wieder Bungee Jumping

Bis es ausgebaumelt die Fingerspitzen so sehr

Du sie streckst reckst

Den Boden Bodensatz berührst Du nie

Wund bleiben die spärlichen

Bilder

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