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KN / Cafe Sud / 8.3. 2022
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Die alten fächer
Wir hatten sie nicht geteilt
Keine bewegung der luft
Während ich sitze
Und ziehe bilder an land
Die schon ertrunken
Sollten sie dies
Staubige schuhe
Ich fege den flur
Ihr ohr an der wand
Ist schmelzender schnee
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Den stift in der hand
Die zitzen des erinnerns
Müdes ritual
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Schrieb ich am Internationalen Tag der Frau, als ich wieder begann zu trinken, auf einen Bierdeckel. In der alten Heimat. Die Ärzte da unten machten meiner linken Hand Hoffnung auf eine Rückkehr an die Saiten. Davon später genaueres.
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Werde das Gereime oben nochmal überarbeiten. Steckt mehr drin. Aber so aus der Hüfte erbärmlich in die Welt geschossen, das mag ich auch.
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Lese eben ein neueres Buch von Frank Schulz. Anmut und Feigheit. Allein der Titel. Eine Freude. Und der Rest auch.
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Was ich gerne vergaß: Stand ich mal oben und begriff, wo ich eigentlich herkam und wie lange und mühsam der Aufstieg gewesen war? Eigentlich nie. Aber ich frage dann halt meine alten Knie, was die sagen, geht es wieder hinab. Steiler und schneller runter denn hoch. Nun der Rest der Rauchpause.
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RAUCHPAUSE / Teil 16
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Ich fand diesen Song immer bescheuert. Und den Roger Daltrey mit seiner blöden Fransenlederjacke und der nackten Brust. Aber Rache muß sein. Du kannst nicht einfach alles verraten, was eine Freundschaft ausmacht. Du kannst nicht alles, was war mit dem Etikett Vergangenheit versehen und in einem Herlitz – Ordner abheften. Und hoffen, daß dieser stillhält. Und schweigt. Nee.
Erst ging es ganz langsam. Sehr langsam. Heilige Nebel stiegen auf. Im Duett. Und dann ging es auf einmal ganz schnell. Hansis erschreckender Hustenanfall, mein COPD, eine sich öffnende Haustür und der energische Schlag einer geschulten Krankenschwester mit einer eingeschweißten Gurke auf meinen Hinterkopf. Direkt auf meine wunderbare Beule. Das Souvenir der letzten Nacht. Doppelschlag nennt man das wohl.
Innerhalb von weniger als 12 Stunden erwachte ich zum zweiten Mal aus dem Koma. Diesmal saß ich auf einem Küchenstuhl in der Wohnung meines alten Gefährten Hansi, in Handschellen, neben mir zwei Wachtmeister und am Küchentisch saß Gitti, die weinte. Die Tür zum Küchenbalkon war offen. Der 1.Oktober war ein erstaunlich warmer Tag, als wolle Gott den Giftkranken noch so eine Art Gnadenfrist gewähren. Draußen auf dem Balkon stand Hansi, versuchte mit dem Lasso einen Blumentopf mit Basilikum zu fangen und in seinem Mundwinkel hing eine Reval. Kalt, nicht angezündet. Er sang vor sich hin: „I´m free “ Den ganzen Song. Konsequent, wie er schon immer war.
(Hustenanfall) COPD. (drückt die letzte aus) Cold on parental device. Auf deutsch: Kalt auf elterliche Anordnung. (lacht) Ich glaub, ich sollte wieder rein. Immerhin hat der Sack heute Geburtstag. Und Gitti ist schwanger. Fast wie einer Soap. Wie sagte Dylan einstens: „Peace, love and happiness is one thing. But you got to have forgiveness too.”
Ok. 1 Jahr auf Bewährung wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Nötigung und – das fand ich jetzt etwas übertrieben – Körperverletzung. Nun habe ich eine Therapeutin und einen Bewährungshelfer am Hals. Fleischgewordene lange Unterhosen. Aber ich habe mich ganz gut gehalten. Noch kein einziges Mal habe ich gesagt, was ich nicht sagen darf. Noch nicht mal heute abend. (stumm artikulierend: Zigarette, Rauch, Feuerzeug etc.)
Heute Nachmittag war ich in meinem Büdchen. Stoff kaufen. Das geht ja noch. Bei meiner guten alten „Dealerin“. Ehemalige Hardcorekonsumentin. Kürzlich mußte sie für längere Zeit ins Krankenhaus. Und darf es nicht mehr tun. Eigentlich. „Nur noch 3 bis 3 und eine halbe am Tag genehmige ich mir.“ Sagte sie. Ich habe ihr eine geschenkt. Menthol. In memoriam Helmut Schmidt. So eine Art kleines Souvenir. Und wegen früher. “Once upon a time, there was a tavern / Where we used to raise a glass or two. / Remember how we laughed away the hours / Think of all the great things we would do? Those were the days, my friend.” (lacht, tanzt) “See me feel me touch me heal me.”
Sie hat sich übrigens gefreut. Über die Mentholzigarette. Wirklich.
So. Jetzt geh ich rein. Einen trinken. Ist noch nicht verboten. Und atmen. Frische Luft. „Freiheit.“ (grüßt in der Art der alten FDJ´ler und geht ab, hustend)
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(Gießen / Spätherbst 2009 / is now fertig)
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