Vom Gratismut oder wie das germanische Schaf blökt vor sich hin ergriffen

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Ich gestehe, ich kann mich nicht wehren gegen alte Reflexe und sitze heute Abend wohl mit mehr oder weniger Getränken vor dem Fernsehapparat – hoffe selbstredend auf einen ungarischen Sieg, wohl wissend daß dies Wunschdenken bleiben wird – und werde sogenannte Vorberichte über mich ergehen lassen, fluchend. Die beste Gattin aller Zeiten wird mir raten umzuschalten oder gar abzuschalten, ich jedoch bleibe verliebt in meine Wut*in und werde sehen, wie Doitschland sich die Lippen fusselig labbert darüber, wie es den Regenbogen entdeckte von BILD bis SZ über Brisant oder GALA und sogar bis nach Schalke und die seit heute wieder geöffneten Bordelle. Werde sehen, wie etliche Balltreter, die in Diensten des FC Bayern Katar stehen oder für Manchester Gazprom oder Borussia Hinsense mit Milliarden gefüllte Kugeln durch die Bedeutungslosigkeit treten, ihre ach so weitentwickelte politische Feinfühligkeit öffentlich abfeiern, aber ihre gewiß hundertfach vorhandene Homosexualität mit eingeklemmten Schwänzen verleugnen. Werde mich fragen, warum keiner auf die Idee kommt, die katarischen und chinesischen Werbebanden abzuhängen oder zumindest die Kameras elegant daran vorbeigleiten zu lassen, statt sich an Ungarns Ministerpräsident, der ein genauso großes Arschloch ist wie die meisten Fensterredenheuchler im doitschen Bundestag, die mit Erdogans Beistand die Flüchtlinge in Moria verrecken lassen, wohlfeil gratismutig abzuarbeiten. Nachvollziehen mag ich es, ist doch die doitsch so demokratische Exportwirtschaft eher gen Peking und nicht gen Budapest orientiert. Ich glaube, es werden mehrere Getränke und viele Flüche. Und dann werde ich, wie stets in den letzten Tagen, zu Beginn der zweiten Halbzeit einschlafen, da Fußballspiele, die um 21 Uhr beginnen gegen die Menschenrechtskonvention der UNO und die Charta der doitschen Rentenversicherung verstoßen. Auf dem Wohnzimmersofa hingestreckt dringen so die Tagesthemen mir ins schnarchende Ohr und ich werde folgerichtig von Frau*in Slomkas Besserwisseraugen alpträumen und die verhallenden Stimmen der Experten werden die kommende Vollmondnacht in Segmente einer mir seit Jahren gewohnten Schlaflosigkeit schneiden. Hoffe nur, daß mich der „Scho au“ aus Baden nicht auch noch heimsucht. Oder gar zu träumen, wie die Jenny und der Basti? Schlaf, Kindlein Schaf!

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bagatelle dreißig / boomers lamento

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Vorbemerkung / Wenn ich so die Emanationen meiner Alterskohorte, also die Speerspitze der sogenannten Boomer, viele kurz vor und etliche schon drin in den Ruhejahren, lese, vor allem wenn noch die gute alte rote Fahne dezent oder eindeutig über den Texten flattert, und, geschätzter Leser, da rechne ich mich auch dazu, ist mir gerne frei nach Dylan, den ich diese Woche – Achtung Boomer, böses Jugendwort! – „abfeiere“, mal wieder in fremde Schuhe zu schlüpfen. Was ich im Folgenden aus aktuellerem Anlaß mit großer Freude tue. Sonst nix.

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Von den Elfenbeintürmen narzißtischer Kränkung

Belle ich hinunter einem waidwunden Muezzin gleich

Meinen Ekel an der Welt beschalle die Passanten Paare Hunde

Mit Gesängen von einer versinkenden Welt die so

Es nie gab denn in meinen pinkfarbenen Erinnerungen

Mit dampfendem Bügeleisen glätte ich die verknitterten Reste meines

Mit rot blinkendem Verfallsdatum versehenen Lebens

Turbogetrieben mich echauffierend über die Bagatelle

Unermüdlich über Bildschirme wischender Mädchenfinger

Phantasiere ich herbei immer noch

Unermüdlich das Ph den Banausen entgegen schreibend

Den Weltuntergang Erwachet

*

Kinderlärm trifft meine sensible Seele härter als das

Brummen und Röhren der Bomberflotten die

Eltern einst in den Luftschutzkellern den Bunkern denen ich

Jahrzehnte lang den Großen Vorwurf vor die Spendierhosen geknallt

Abgründe Traumata maßgeschneidert handgearbeitet

Gedrechselte Einzelstücke stelle ich in das Schaufenster Reflektion

Angestrahlt in allen Farben des Selbstmitleides

In den Tagen und Nächten des Stöhnens und Lamentierens

VEB Eitelkeit

*

Niederlagen auf eigener Scholle selbstverschuldet Hingeschludertes

Wird erklärt ex cathedra in stolzgeschwellter Amnesie zu

Gloriosen Auswärtssiegen das entscheidende Tor eben selbst erzielt

Stets wird es gewidmet dem Heldentum der arbeitenden Klasse da

an den Stränden Griechenlands Hollands Goas vor den Geysiren Islands

Erholung finde ich vom Nachdenken über das arme Subjekt

Spieglein Spieglein an der Wand

*

Reckt jemand die Faust unter die Nase mir jedoch in Wortlosigkeit

Schlägt zu meine Tür verriegelt sich hastige Rolläden rauschen hinab

Der hektisch klappernden Tastatur schwillt der Bizeps und holt aus

Zu beidhändiger Rückhand gegen den Bedeutungsverlust

Halt an Zeiger oh halt an

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Pflanzen wir doch Gurken

Oder

Helfen wir einem Kind

über die Straße

das alte Liedlein lediglich summend

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idiotenwinde pusten durch das land der germanen die keine mehr sein wollen aber dies verbissener sind nun denn je

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Die Sprachpolizei jagt Schwachmaten durch die Labberlandschaften grüne gelbe und anders angepinselte Balltreter pinkeln sich an die Schienbeine man scheucht sich gegenseitig auf die Palmen des Bösen die Bären bocken und ein verspießertes Land jammert sich in den Sommer der neuen Freiheit hinein alte Männer sollen schreiben Texte mit * und * wie auch * die sie in ihre Einlassungen einfügen mögen und so lassen ihr verflossenes Leben außen vor und schon wieder Bayern München man mag so grüner werden hinter den Ohren dieser Republik die sich Erlösung von der Erbsünde Reichtum erträumt ohne ihre Schulden begleichen zu wollen sondern weiterhin verdienen will sich dumm und krumm und dämlich küß die Hand Madame die anderen mit schwarzer Klappe vor den Augen jeder Wetterbericht der Regen ankündigt ist eine Beleidigung der neu erträumten Fröhlichkeiten also verlasse Du der nicht atmet in meinem Takte meinen Strafraum Elfmeter für alle gegen jeden sofort ich aber unschuldig stets angeschossen nur meine Hand so bleibe ich wohlverdienend und hysterisch und werde gut und besser mit jedem meiner wohlfeilen Worte nicht handelnd aber faltet die Hände um unsere Geldbeutel aller mit mir Amen

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Mancher aber wünschte Deutschland regte sich ab und die eigenen Haufen von der Fahrbahn klaube es grün gelb lila gesprenkelte Würste stinken mal so dann anders eben Spieglein Spieglein an den Wänden oder mal bremsen 

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Nachtrag: Obiges schrieb ich heute Nacht in nicht nur nüchternem Groll, heute lese ich dazu von einem schön nüchternen Soziologen. Sehr gut.

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wohin auch immer sich die waage auf dem marktplatz der eitelkeiten neigen möge es schreite ein der eichmeister

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Las unlängst eine Meldung. Weiß gar nicht mehr, ob auf Papier oder auf einer der etlichen Mattscheiben. Inzidenz in Köln – Hahnwald 0. Inzidenz in Köln – Chorweiler 543. Das tat mir erhellend richtig weh.

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Ich lebte lange in Kölle. Südstadt. Wenn man Richtung Süden am Rhing entlang spazieren ging wuchs das Einkommen der dort Ansässigen in 100Meter – Schritten exponentiell. Rodenkirchen. Marienburg. Hahnwald. Auf den letzten Metern in Hahnwald kam man sich vor wie ein Oscar – Gewinner. Von rechts und links im Visier der Kameras. Wir winkten dann immer in die Linsen. Wie damals Honecker. Oder die Queen. Manchmal royste leise ein Rolls vorbei. Oder Christof Daum. Oder halt Hans Gerling.

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1983 drehte ich meinen einzig nennenswerten Film in Chorweiler. Chorweiler ist eine dieser typischen sozialdemokratischen Frühsiebziger Sozialbau – Monsterburgen. Gut gemeint und übelst gelandet in der Realität. Ich spielte in diesem WDR – Werk (bekannter Alt 68er Regisseur / sein Motto: rein in die sozialen Brennpunkte, ich aber wohne in acht Zimmern in Neu – Ehrenfeld / mein Nachbar Wallraff hat nur sieben, dafür aber allein) einen Skinhead, Neonazi. Dumm wie Brot? Oder einfach nur verletzt vom Leben? Bei den Dreharbeiten machten uns dann echte Skins an. „Wat wollt ihr eijentlich hier, ihr Heiopeis? Allet besserwissen, oder watt?“

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Wenn ich aus dem Fenster schaue – siehe Foto oben – blicke ich auf ein Gebäude der Wohnbau Gießen. Als wir hier einzogen, wohnten da drüben hauptsächlich Rentner. Ruhige Nachbarn. Seit zwei / drei Jahren hat sich das geändert. Viele Kinder. Flüchtlingsfamilien. Es wird lauter und lauter. Stundenlang jagen und toben 20 und mehr Kinder übers Gelände. Unsere Bierbank unten im Hinterhof? Da gemütlich rumsitzen? Nicht mehr so dolle dort. Manchmal kotze ich, sitze ich doch hier oben an den Tasten und versuche meine coronabeschädigte Konzentration aufrecht zu erhalten. Warum eigentlich empöre ich mich? Oh du Sensibilität? Oder Arroganz?

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Vorgestern feierten sie da unten einen Geburtstag. Abstände? Vergiß es. Aber bevor ich meinen Moralfinger ausfahren konnte, dachte ich an die obige Meldung und sah die Kinderaugen strahlen und toben. Führen wir eigentlich die Diskurse an Orten, wo wir nicht betroffen sind? Gut möglich.

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Ich glaube, ich bin Mitglied einer Generation, der das Glück unter die Nase gerieben wurde. Wir durften unsere Eltern beschimpfen und wurden auch noch bezahlt dafür. Wir konnten aus unseren Traumata Geschichten basteln. Wir haben als ewige Besserwisser das Logo „Das wird man doch mal sagen dürfen!“ erfunden. Jetzt entzieht man uns halt das Copyright.

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Vorgestern regnete es wieder heftig. Möge es dies noch lange tun, spricht der Gärtner in mir. Ich ging nach unten, um den Müll in den Tonnen getrennt zu versenken. So 10 / 15 der Kinder tobten noch durch den Graupelschauer. Eines sagte: „Wir müssen jetzt rein!“ Antwort: „Nee, hier draußen ist doch viel toller als drinnen!“ So isses. Wollen wir wirklich wissen, was hinter den runtergelassenen Rolläden geschieht? Ich werde mich nie mehr wieder über lärmende Kinder in der Nachbarschaft aufregen. Das Schlauchboot mit dem ich mal auf dem Mittelmeer rumschipperte war nicht überlebenswichtig, sondern: FUN! Eben. Nachdenken ist anstrengend.

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nora tschirner sagt unfuckingfassbar

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Himmel hilf und schmeiß Hirn auf die Erdoberfläche. Klar, Corona macht uns tagtäglich blöder oder zu Säufern, falls man nicht Paketzusteller ist. Wenn man sich so anhört und ansieht, was aus purer Langeweile an Säuen durch die medialen Dörfer getrieben wird dieser Tage und Wochen, dann können wir davon ausgehen, daß es die nächsten 50 Jahre Schlachtplatte for free gibt. Den Vogel aber schießen jetzt meine prominenten „Kollegen“ mit ihrer seltsamen, angeblich satirischen Aktion ab. Ich verlinke das hier nicht, sondern nur oben eine sehr gescheite Antwort auf dieses, ja was eigentlich? Viele Fragen, außer dem „Warum das nur?“. Wer hat das initiiert? Hat da wer was inszeniert? Wer war in den Wohnungen? Führte da einer Regie? Alles eine Ästhetik! Ähnliches Licht! Das sind nicht die jämmerlichen Laptop – Kameras! Das ist alles ausgeklügelt geleuchtet und gesetzt. Alle sprechen diesen gleichen Werbesprech. Wer schrieb die Texte? Was haben die dafür an Kohle gekriegt? Und warum habe ich so eine kleine Wohnung? Warum dieses HAHAHA – ich bin so lustig Ironie Format wählen? Warum nicht eine tatsächliche Aktion, sondern über 50mal scheinbar originelle, individuelle, aber letztlich über einen inszenierten Kamm gebürstete Selbstdarstellung? Nee, wirklich, daß der Schauspieler sehr schwer zu intelligenter Äußerung durchdringt, habe ich an mir selber und an den Kollegen etliche Jahre schmerzlich erleben dürfen. Unser zentrales Benzin ist die Eitelkeit, vor allem wenn sie in gekränkter Form in den Thinktank geschüttet wird und da ist Empathie ein Fremdwort, was es ja auch ist. Nora Tschirner – siehe oben – fasst es wunderbar zusammen:

!UNFUCKINGFASSBAR!

Allein schon für die Wortschöpfung: Danke! Mann o Mann, was für eine Woche. Erst die Süperlügüe oder so, die schnellstens zusammenkrachte, obwohl auch das so was von wurscht ist, dann die Diskussionen über Ausgangssperren und und und, die es doch an Weihnachten auch schon gab und da waren es noch keine Menschenrechtsverletzungen und jetzt ein Jan Josef Liefers, der einen raushat, um sich dann natürlich von seinen neuen Fans zu distanzieren. Das kennt man doch von seinen neuen Fans. Also, das einen raushauen, um sich dann zu distanzieren. Und Nena singt dazu: Ab nach Kassel. Der Wendler kommt auch! Freue mich auf Jan Böhmermann und was der dazu sagt. Weil, der kann Satire. Die Kollegen sollten es sein lassen. Ist einfach ein anderer Job. Ziemlich klebrige Aktion.

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Update: der legendäre „Schauspielermut“ hat mal wieder zugeschlagen. Denn etliche ihrer Videos sind wohl schon offline. Da werden die Herren und Damen Sendergewaltigen bestimmt den Zeigefinger ausgefahren haben. „Du, Du, Du! Aus! Nächster Tatort sonst ohne Dich und dann mußt auch Du für den Mietdeckel demonstrieren gehen in Berlin, gelle!“

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Update zwo: Nachdem mein gestriger Zorn etwas verraucht ist: Was nun etliche der 53 tun und eingestehen, daß man daneben lag und erkennen, was das für ein Rohrkrepierer war: dafür einschränkt Chapeau! Immerhin! Trotzdem: Was sollte diese Aktion bezwecken? Gräben vertiefen?

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Update drei: Weiß nicht warum mich das immer noch so umtreibt, was die 53 Menschen da gestern verbreiteten. Vielleicht, weil die jetzt von den Claqueren sowie den Kritikern zu Generalvertretern unserer Zunft gemacht werden. Nein, sind sie eben nicht. Schön, daß auch andere prominente Kollegen dies so sehen, mit gebremster – aber doch auch – Wut. Hier!

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Update vier: Habe eben (Montag / 26.4.21) mit einem lieben Kollegen aus der freien aka freigestellten Szene telefoniert. Natürlich redete man über Professor Börnegroß. Zitat: „Hoffentlich fängt der jetzt nicht auch noch an darüber auch noch Lieder zu schreiben.“ Oh ja, lieber Golf spielen. Dann schrieb und postete ich die letzte Bagatelle und dachte, auch kulturelle Besserverdiener sind in der Lage eine sinnvolle Aktion zu starten. Dig it!

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Update fünf vom 30.04.2021: Sag ich doch!

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Nachträglich: Jungs, raus zum 8. März!

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Es ist ja eine der wesentlichen Lehren der Geschichte, daß, steckt die Karre im Dreck oder der Bub in der vollgeschissenen Windel oder geht es darum mal richtig aufzuräumen daheim oder vor der Türe die Trümmer männlicher Kriegsspiele zu beseitigen oder ist der Mann überfordert mit einer Erkältung oder gar Pandemie, die Frau gefragt ist und meist mit Ja antwortet. Hat sie eine Wahl? Die wuppen das schon, sagen wir dann, wir Jungs. Unterbezahlt und zu Hause? Ist doch heutzutage ganz anders! Pustekuchen. Corona dreht dieser Tage viele Rädlein wieder zurück, falls sie denn überhaupt nach vorne gedreht wurden.

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Während ich das hier schreibe, sehe ich nebenher (Weia, oh du Langeweile!) die Pressekonferenz zur Gelddruckmaschine aka dem Männerspielzeug No. 1 und ein Redakteur fragt Oli B., ob er sich vorstellen könne, daß eine Frau dem ewigen Jogi nachfolge. Selten so ein windschiefes Grinsen gesehen. Natürlich schließe man nie etwas aus. Also dann! Nur Mut! Ich bin dafür! Echt! Play the blues Lady and let the boys do the homework!

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PS: Am meisten fasziniert mich, wie Joanna Connor den eitlen Fatzke an der Trommel einfach machen läßt. Siehe ab 0:50 ff. Dann lediglich bemerkt: „Gonna make some noise now!“ Herrlich!

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Pandemie unser / Bitterlich´ Lamento

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Ein paar Gedanken in diesen Tagen, in denen ich es als etwas anstrengend empfinde Nachrichten zu hören oder zu sehen. Selbst das Lesen. Gar nicht mal wegen des Inhaltes, sondern wegen der Tonart, dieser permanent quengelige und dauererregte Sound. Hören wir mal rein.

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Ach wir Armen. Was ist nur los mit unserem Land? Fing es an im Sommer 2018? In der Vorrunde rausfliegen? Und nicht den Mastermind wechseln? So wird des nix. Und jetzt? Letztes Frühjahr noch von der ganzen Welt beneideter Troubleshooter. „Kini“ Markus rockt die Republik. Und jetzt, frage ich ein zweites Mal? Das reicht noch nicht mal mehr für die Relegation. Sogar der Boris Johnson zieht davon. Und hier? Business as usual. Verwirrung. Kleinklein. Deals. Weia! Wo sind sie denn unsere Goldmedaillen?

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Pandemie unser

Papa Deutschland der Du bist im Himmel

Unser täglich Nadel gibt uns heute und nicht nur in der Tagesschau

Wie auch die kleinen Flaschen voll der Rettung

Die da klimpern übers Fließband doch nicht den Britenmist

Und verschon uns mit den Toten jenseits der Grenzen unsres Landes wie Verstandes

Die da werden zusammengeknüppelt im Kampf für die geringsten Freuden der Freiheit

Verrotten in Lagern und sterben durch Willkür

Entferne Myanmar, Belarus, Moria und die Uiguren aus unseren digitalen Atlanten und Alpträumen

Die wir da leben hinter Masken gepresst in der Virusdiktatur der gnadenlosen Raute Wissenschaft

Verschone uns mit Liedern über die schrumpfenden Wälder

Die dahingehen tempolimitfrei in sengender Trockenheit

Sondern erlöse uns vom wuchernden Haupthaar und fülle unseren Tank für lau

Unser täglich Unzufriedenheit gibt uns heute und die Klagen über die Verfehlung der Anderen

Doch neige mild das Haupt angesichts unser aller Ungeduld und unserer Eigenliebe in den Grenzen von annodunnemals

Und führe uns nicht in Versuchung zu ertragen den Blick in den Spiegel

Sondern öffne uns die Stadien, die Schinkenstrasse  und die Fitneßstudios

Da die Urlaubskataloge schon aufquellen in den Kästen und die Bikinifigur noch so fern

Denn unser ist der Wohlstand, die Welt, wie sie uns gefällt und die Normalität

Wie wir sie definieren für den Rest in alle Ewigkeit

Amen und her damit

Und entsorge meinen Müll mir fehlt dazu die Zeit

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Tja. Was ist nur los mit unserem Land? Jedes sechste Kind unter 18 lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die sogenannte Schere öffnet sich von Tag zu Tag mehr. Die zu überspringen würde noch nicht mal mehr Evil Knievel schaffen. Ja, wir Armen. Geschäftle machen mit Masken ist halt mal die alte und neue Normalität. Beschwert Euch nicht. Gewinne privatisieren? Kosten verstaatlichen? Die Autobahn ins Glück? Tja.

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PS: Ja Heilandzack aber au. No schreib ich des über den Maschtermind Jogi na und hör e paar Minude später, dasser kapiert hott, daß es au mal over isch. Etz werde mir wieder Weltmeischter. Awa, mir sind´s scho, gefühlt halt. Tässle hoch!

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Kaliningradskaja Kletski ili zhe Prichina

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Schauen wir zurück in Sachen Knödelträume. Ich hatte den Coronablues gesungen, wurde davon rechtschaffen müd‘ und begann zu kochen, während ich träumte. Oder andersrum. Jedenfalls knetete ich einen Teig aus gemischtem Hack, Zwiebeln, Eiern, milchgetränktem, dann ausgepressten altem Brötchen, band alles mit Paniermehl und strich noch etwas Sardellenpaste mit hinein. Nach Erreichen einer schönen Geschmeidigkeit würzen und ab in die Brühe und mit Lorbeerblatt, Piment und Pfeffer köcheln, sprach ich zu mir. Und dann Mehlschwitze mit Sahne zu einer Soße rühren und mit Kapern und Zitronensaft abschmecken, hörte ich mich sagen. Zuviele Stimmen in meinem Kopf. Sie überschlugen sich. Ich muß doch den Klops machen! Ein bißchen Schutz ist immer gut! Die Alternative zum 2FPZwoLeknö (FFP2 – Leberknödel)! Für alle! Alles für alle wird nun gut! Kletski machen! Los! Ganz viele! Jeder weiß, daß er weniger schlecht sein könnte, als er von Natur aus ist! Erinnere Dich! Ich wollte einem Ei das Eigelb entnehmen, als der Traum mir entglitt. Der Kletski sprang aus der Brühe und die Kapern aus der Soße. Ich erschrak, ließ das Ei fallen. Ich wollte dem springenden, singenden Klops ausweichen. Ich rutschte auf dem Ei aus, mein Kopf – ich träumte ja – schlug weich auf auf dem Küchenboden und als ich wieder zu mir kam und dachte, was ein seltener Traum und bevor meine Frau nach Hause kommt, sollte ich unbedingt den Küchenboden wischen und desinfizieren, da saß auf meiner schwer atmenden Brust grinsend ein riesiger Kaliningradskaja Kletski. Die Kapern hatte sich wie Putzerfische bei einem Hai an seiner Oberfläche festgebissen und das Monstrum sah aus wie … Genau. Brennpunkt. Neue Graphik. Die Mutante. Dachte ich. Der Klops sang währenddessen ein altes russisches Lied. Schwarze Augen. Sang ich mit? Dann begannen die Kapern mit kleinen grünen Fingerlein auf mich zu weisen und kichernd riefen sie: „Der glaubt an Wunder, der Depp. An Wunder! Ein richtiger Mensch ist das. Thick as a Brick. Dumm wie Bohnenstroh. Seine schwarzen Augen sind schon zugeschwollen!“ Und der Kletski schlug sich auf die Oberschenkel, die ihm eben gewachsen waren, um seiner Schadenfreude mehr Ausdruck verleihen zu können. Doch es lachte nicht nur der Klops, sondern ebenso ein kleines gebeugtes Männlein, das auf dem Klops zu reiten schien wie einstens Münchhausen auf der Kanonenkugel. „Er ist es“, sprach ein schwarze Katze, die sich als die Erinnerung vorstellte zu mir, „jener an dessen Grab Sie im Herbst vor etwa vier Jahren gestanden waren!“ und ich sagte zu meiner Erinnerung: „Was will der Kant jetzt hier?“ „Miau, mio: Sapere audio.“

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„Hab Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Handle nur nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Eine Moral, die mehr als nur eine Illusion sein will, muss also von menschlichen Wünschen und Neigungen unabhängig sein. Du bist das vernünftige Wesen. Gedenke Deiner Pflichten, nicht vermeintlicher Tugenden. Sapere aude!“ Sprach das Männlein und ritt auf dem Königsberger Klops davon, mit Kapern jonglierend.

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Da sitzt er also in seiner Bibliothek untern Dach des alten Königsberger Doms, hinter Plexiglas, allein mit seiner Vernunft und grinst vor sich hin. Er hat es aufgegeben an mich zu glauben, den Menschen. Sollen sie doch, die da draußen. Ich erwachte. Ich mußte ja noch den Küchenboden wischen. Das wäre doch vernünftig. Oder?

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