Immer wieder Sonntags …

… ein kleines Stück Dylan zum Frühstück

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Seit ein paar Wochen jeden Sonntag – ok, fast jeden Sonntag und wenn ich Lust und Zeit habe und nicht meinen Gemüsegarten gießen muß – ein kleines Stückchen Bob Dylan zum Frühstück. Frisch verwurstete Texte. Oder altes Material. Eigener Mist. Fremder Mist. Fundstücke. Auch das alte Brot muß man essen. Auf geht’s. Fast jeden Sonntag. Fast ist mehr als nüscht.

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Blues für Geächtete

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Nicht so einfach. Stolpern

Um mit dem Gesicht in einer lustigen Lagune zu landen

Nicht so einfach. Stolpern

Um mit dem Gesicht in einer lustigen Lagune zu landen

Vor allem wenn die neun Meter unter Normalnull liegt

Oder es ist drei Uhr am Nachmittag

*

Ich hänge keine Bilder mehr auf

Und schon gar nicht Bilderrahmen

Ich hänge keine Bilder mehr auf

Und schon gar nicht Bilderrahmen

Gut, vielleicht sehe ich Robert Ford ähnlich

Aber ich fühle mich eher wie Jesse James

*

Wünschte mir ich wäre auf so einer

Australischen Bergkette

Ich wünschte mir ich wäre auf so einer

Australischen Bergkette

Gibt keinen Grund dort zu sein, aber

Stelle mir vor das wäre mal eine Art von Veränderung

*

Trage meine dunkelste Sonnenbrille

Und schwärze meine Zähne denn so sehe ich besser aus

Trage meine dunkelste Sonnenbrille

Und schwärze meine Zähne denn so sehe ich besser aus

Aber frage mich nichts über gar nichts

Ich könnte Dir die Wahrheit erzählen

*

Bin mit einer Frau aus Jackson zusammen

Weiß aber gar nicht wie sie heißt

Bin mit einer Frau aus Jackson zusammen

Weiß aber gar nicht wie sie heißt

Sie ist eine Chicana

Umso mehr liebe ich sie

*

bagatelle einundvierzig / pere lachaise

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Bevor ich in den großen Schlaf sinken werde

Möchte ich daß Du den Schrei eines

Schmetterlings hörst

Sagte ich zu ihr

Die mich begleitete

Jene angebetete Schaustellerin der Liebe

Die stand irritiert vom Leben jenseits der Bühnen

Mit mir am Grab des Sängers

Der zu schön war für den Rock’n’Roll

Und in einer Badewanne landete

Als er den Blues entdeckte

Um einzuschlafen für immer

In der Stadt der Liebe

Die ich suchte festzuhalten dort

Vergebens und hörte wie

Alle Schmetterlinge entflohen meiner Brust als ich sah

Ihr gelangweiltes Gesicht

Ob meiner kindischen Freude

Und ihre Gewißheit den Sänger im eigenen Bett

Empfangen zu dürfen

Hätte sie nur wollen dürfen

Zwischen ihren überschminkten Augen glaubte ich

Dies zu lesen

Vor dem Friedhof in einem Bistro

Trank ich drei Pernod

Sie schwieg eisern

Wie mein schmerzendes Herz

*

(Paris / Frühjahr 1998)

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PS: Zum fünfzigsten Todestag. Weiß immer noch nicht, was ich von ihm halten soll. Dieses Lied mochte ich immer sehr.

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PS2: Das Photo oben hat mir Mick Jagger zur Verfügung gestellt.

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bagatelle vierzig / vom gemüse singen

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Knete rote Beete

Fenchel streicheln jäte

Kartoffelkäfer klauben

Weißkohl zerstört entlauben

Salate vor dem Sprießen

Nicht zu heftig gießen

Harke durch den Boden ziehen

Der Rucola ist gut gediehen

Am Zaun ein Kürbis lauert

Die Gurke noch was dauert

Die Bohnen kräftig ranken

Und mit dem Unkraut zanken

Doch eines wäre noch zu raten

Achte stets auf die Tomaten

Und binde sie an Stecken

Sonst werden sie …

Ach ja und der Spinat

Hält aufrecht sich und grad

Und diesen einen Rettich

Geerntet ihn fast hätt` ich

Da fiel mir ein

Da muß noch etwas Jauche rein

Ins Beet und der Kohlrabi

Braucht keine Matura

Es lebe die Natura

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PS: Dank an die Gattin für das Foto. Im Hintergrund rauchen die letzten Reste der Arbeiterklasse vor sich hin.

bagatelle neununddreissig

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also stehen sie weiter im türrahmen

ihre koffer schon vorausgeschickt

den fuß in der türe noch

salbadernd

den finger im bauchnabel

und streuen mehltau

auf ihre alten taten

und die neuen werke

ersticken unter ihrer agonie

keiner kommt rein

keiner mehr raus

totes haus

maden feiern feste

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Für Joachim Löw und all die anderen, die nicht erkennen können, wann ihre Zeit abgelaufen ist.

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bagatelle achtunddreissig

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als durch die alten folianten

noch worte die wir kannten

vom hirn ins herzelein rannten

und wir den bogen spannten

vom gestern bis ins abgestand‘ne bier

das heute trinken wir

und so wir schnell verbannten

gespenster absturzkanten

und blieben querulanten

vor uns’rem eig’nen bangen

der angst vor dem verlangen

wir nannten das unendlichkeit

und ruhten in fremden worten

an unbekannten orten

und auch in den folianten

die wir niemals erkannten

auf dieser reise ohne ziel

um zu begreifen ein leben

auf abgefahrenen pneus

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PS: Noch ein schönes Photo, welches die Liebste schoß. In Münster / Westfalen. Dort wird, erfuhr ich eben, eine Krimiserie gedreht. Wieder mal was gelernt.

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bagatelle siebenunddreissig

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zuviel himmel über dem kopf

immer zu wenig himmel über dem kopf

im kopf aber mittelalterliche gassen

der himmel lediglich ein lichtstrich

über dem kopf der nach hinten kippt

muskeln härten sich der nacken blockt bockig

der herzmuskel hechelt braucht nur

himmel über dem kopf

und wenige worte

der himmel über dem kopf schweigt

lieber brüllend

wie beckett

not me wurm!

watt?

wurm!

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PS: Waren vorletzte Woche ein paar Tage an der See. Die Rückkehr in die Enge der (auch mental) fußgängigen Konsumentenzonen erschüttert mich als Innenstadtbewohner jedes Mal aufs Neue. Vor allem hier vor Ort.

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PS2: Noch ein Dylan. Über den Himmeln. Ohne Worte. Einer seiner besten Texte.

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Immer wieder Sonntags …

… ein kleines Stück Dylan zum Frühstück

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Seit ein paar Wochen jeden Sonntag – ok, fast jeden Sonntag und wenn ich Lust und Zeit habe und nicht meinen Gemüsegarten gießen muß – ein kleines Stückchen Bob Dylan zum Frühstück. Frisch verwurstete Texte. Oder altes Material. Eigener Mist. Fremder Mist. Fundstücke. Auch das alte Brot muß man essen. Auf geht’s. Fast jeden Sonntag. Fast ist immer mehr als nüscht.

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Meistens

Weiß ich durchaus wo ich hin will

Meistens

Steh ich mit beiden Beinen auf der Erde

Komm nicht vom Weg ab, deute die Verkehrszeichen richtig

Bleibe dran während sich die Straße vor meinen Füßen abspult

Wenn ich stolpere ist das kein Problem

Ich bemerke gar nicht, daß sie mich verlassen hat

Meistens

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Meistens

Ist das alles richtig begriffen

Meistens

Ich würde es auch nicht ändern wollen

Ich kann mich an vieles anpassen und verliere mich nicht dabei

Ich kann mit der Situation umgehen bis an den Punkt wo es wehtut

Ich überlebe, ich halte das alles aus

Und ich denke nicht mehr nach über sie

Meistens

*

Meistens

Denke ich geradeaus, nach vorn

Meistens

Fehlt mir die Kraft um zu hassen

Ich ergötze mich nicht an Trugbildern bis ich davon krank werde

Ich habe keine Angst vor der Verwirrung, wie stark sie auch sein mag

Ich grinse der Menschheit ins Gesicht, das geht

Und kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie sich ihre Lippen auf den meinigen anfühlten

Meistens

*

Meistens

Verschwende ich gar keine Gedanken mehr an sie

Würde sie, träfe ich sie, gar nicht mehr erkennen

Sie ist so weit weg von allem

Meistens

Bin ich mir gar nicht mehr sicher

Ob sie jemals mit mir zusammen war

Oder ich es war, mit ihr

Meistens

*

Meistens

Bin ich halbwegs zufrieden

Meistens

Weiß ich genau auf was das alles hinausgelaufen wäre

Ich hadere nicht mit mir, renne nicht weg oder verstecke mich

Vor all den Gefühlen, die ich in mir begraben habe

Auf Kompromisse verzichte ich, mache mir nichts vor

Und es ist mir scheißegal, ob ich sie jemals wiedersehe

Meistens

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Vom Gratismut oder wie das germanische Schaf blökt vor sich hin ergriffen

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Ich gestehe, ich kann mich nicht wehren gegen alte Reflexe und sitze heute Abend wohl mit mehr oder weniger Getränken vor dem Fernsehapparat – hoffe selbstredend auf einen ungarischen Sieg, wohl wissend daß dies Wunschdenken bleiben wird – und werde sogenannte Vorberichte über mich ergehen lassen, fluchend. Die beste Gattin aller Zeiten wird mir raten umzuschalten oder gar abzuschalten, ich jedoch bleibe verliebt in meine Wut*in und werde sehen, wie Doitschland sich die Lippen fusselig labbert darüber, wie es den Regenbogen entdeckte von BILD bis SZ über Brisant oder GALA und sogar bis nach Schalke und die seit heute wieder geöffneten Bordelle. Werde sehen, wie etliche Balltreter, die in Diensten des FC Bayern Katar stehen oder für Manchester Gazprom oder Borussia Hinsense mit Milliarden gefüllte Kugeln durch die Bedeutungslosigkeit treten, ihre ach so weitentwickelte politische Feinfühligkeit öffentlich abfeiern, aber ihre gewiß hundertfach vorhandene Homosexualität mit eingeklemmten Schwänzen verleugnen. Werde mich fragen, warum keiner auf die Idee kommt, die katarischen und chinesischen Werbebanden abzuhängen oder zumindest die Kameras elegant daran vorbeigleiten zu lassen, statt sich an Ungarns Ministerpräsident, der ein genauso großes Arschloch ist wie die meisten Fensterredenheuchler im doitschen Bundestag, die mit Erdogans Beistand die Flüchtlinge in Moria verrecken lassen, wohlfeil gratismutig abzuarbeiten. Nachvollziehen mag ich es, ist doch die doitsch so demokratische Exportwirtschaft eher gen Peking und nicht gen Budapest orientiert. Ich glaube, es werden mehrere Getränke und viele Flüche. Und dann werde ich, wie stets in den letzten Tagen, zu Beginn der zweiten Halbzeit einschlafen, da Fußballspiele, die um 21 Uhr beginnen gegen die Menschenrechtskonvention der UNO und die Charta der doitschen Rentenversicherung verstoßen. Auf dem Wohnzimmersofa hingestreckt dringen so die Tagesthemen mir ins schnarchende Ohr und ich werde folgerichtig von Frau*in Slomkas Besserwisseraugen alpträumen und die verhallenden Stimmen der Experten werden die kommende Vollmondnacht in Segmente einer mir seit Jahren gewohnten Schlaflosigkeit schneiden. Hoffe nur, daß mich der „Scho au“ aus Baden nicht auch noch heimsucht. Oder gar zu träumen, wie die Jenny und der Basti? Schlaf, Kindlein Schaf!

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