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Eisschollen knacken
Hoffnungsfrohes Erwachen
Öffne das Fenster
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Die Amsel schlägt an
Mag sie alleine singen
Ein Spiegelei brät
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Erinnerungen
So ein Tag so wunderschön
Schmiede einen Vers
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An den Rändern lauern die Erfahrungen.
Texte. Vergessen, wiedergefunden, wiedergekäut. Neues aber auch. Autor: Christian Lugerth
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Eisschollen knacken
Hoffnungsfrohes Erwachen
Öffne das Fenster
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Die Amsel schlägt an
Mag sie alleine singen
Ein Spiegelei brät
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Erinnerungen
So ein Tag so wunderschön
Schmiede einen Vers
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oder: Merkenau, wie sie singt und lacht
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Wenn Pflückebeutel hinter sich gebracht
Den kalten Tag und für die Nacht
Bezieht die kahlen Schlafesbäume
Ereilen manchmal böse Träume
Ihn von Städten oder Auen
Auf die im Flug hinunterschauen
Er konnte wohl in diesen Tagen
Wie in die Lüfte stiegen Klagen
Ihm unter seine schwarzen Schwingen
Davon könnt er ein Liedlein singen
Die Klage ist ein Elixier
Dem Menschen wohl und darum hier
Ein Reim gereimt zur Fassenacht
Und dann Gut‘ Nacht Habt acht!
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Es klagt und jammert Deutscher Michel
Mal Reichkriegsflagge mit Hammer Sichel
Grün oder schwarz auch liberal
Ach wie schön war’s dunnemal
Lechts oder rinks es ist egal
Germanenleben, welche Qual
Es singen nicht nur Onkels, Tanten
Auch alle and’ren Anverwandten
Selbst Michaela klaget mit
Denn Klagen ist ein Quotenhit
Es netzen ein ins Jammertal
Die Medien sich ach so sozial
Auch Deutschlands Funk und Schlaugazetten
Nicht nur die trivialen Blätter wetten,
Preisen aus, daß eine geile
Lauthals klagend` Titelzeile
Fühlt die Kassen und die Herzen
Singen wir von deutschen Schmerzen
Turbo stampft das Kapital
Der linken Rentner täglich Qual
Die wohl beheizt in großen Räumen
Von Revolutionen träumen
Tun, während die Gegenseite
Der Merkel gern den Gang bereite
An den Galgen heute noch
In vielen Hirnen schärt das Loch
Ich oh ich, ich leide doch
Mal ist`s zu kalt, dann viel zu warm
Und man entdeckt den eig`nen Darm
Dort wüten Pilze, Viren, Sporen
Die Freiheit, die ist auch verloren
Und wegen Schweinchen Corona
Komm ich nicht den Stränden nah
Es stehen an den Hängen Pisten
Dichtgedrängte Skiautisten
Die Kicker dürfen zum Frisöre
Singen uns die Medienchöre
Es klagt der Porsche klagt der Trabi
Es klagt sich mit und ohne Abi
Ausdauernd und tausendmal
Dreimal Helau im leeren Saal
Und ein Alaaf dahin geschmettert
Danach wird weiter dann gewettert
Jetzt auch noch Schnee
Ohjeminee
Keiner sieht mein Herzensweh
Die Welt die ist so ungerecht
Und mir ist schlecht wie weiland Brecht
Als er sprach
Mit Weh und Ach
Des Menschen Schicksal ist der Mensch
Ich aber Keiner niemals Täter
Stets ein Opfer nie Verräter
Aufrecht edel ohne Fehl
Ob Frau, ob Mann
Was bin ich dann
Tja eigentlich bin ich ganz anders
Komm selten nur dazu
Ene mene blinde Kuh
Ein Ho Narro
Ein letztes noch
Es pfeift auf seinem letzten Loch
Germania so wunderbar
Der Klage sei ein Trullala
Trulalla Trullala
Der Klage sei ein Trullala
Trullalaaaaaaaaaaa …
(Pflückebeutel schläft ein und träumt von der holden Merkenau)
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Am nächsten Morgen bitterkalt
Fliegt Pflückebeutel in den Wald
Dort ist es still
So Gott es will
Doch leider nicht gedeckt die Tafel
Zurück zur Stadt trotz des Geschwafels
Es quellen über ohne Zahl
Müllbehälter freie Wahl
Solang trotz Klagen füllen seinen Magen
All die Reste der Klagefeste
Mag er nichts sagen
Und kackt gerne
Unter Menschenbäume weiße Sterne
Und dies nicht nur zur Weihnachtszeit
Allzeit bereit
Und Merkenau
Die krächzt: Genau!
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PS: Plückebeutel ist der Fabelname des Raben. Besserwisserisch, diebisch, dumm, eitel, sagt man, sei er. Nennt man ihn Merkenau, ist es eine Krähe. Die sei naiv und leichtgläubig, behaupten die Fabulierer. Lassen wir das mal so dahingestellt sein.
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Kein Holz im Schuppen
Die Winde drehen auf Nord
Die Spatzen füttern
—
Der Frost spaltet einen Baum
Die Kraniche kehren um
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Gefrorener Weg
Der Krokus lässt sich noch Zeit
Jetzt das Beil schärfen
—
Auf dem Eis tanzt ein Esel
Bezähme die Ungeduld
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In den alten Almanachen
Schlafen tausend müde Drachen
Zahnlos kalt sind ihre Rachen
Während uns’re Red’ verflacht
Habt acht! Habt Acht!
—
Würden jemals sie erwachen
Ihren Zorn vertausendfachen
Die Blinden pfeifend weitermachen
Auf den Zinnen keine Wacht
Zu spät oh Freund. Dies mit Bedacht
—
Wer wird den nächsten Sturm entfachen
Alle Sicherheiten krachen
Ins Bodenlose und verlachen
Was wohlfeil ward in Anbetracht
Gold’nem Kälbertanz erdacht
—
Und wenn sie dich erstachen
Bevor sie sprachen
Wohlbedacht
Dir noch eine Nacht
Vor jener Schlacht
—
Dann ohne Fracht
Hinaus
Es brennt Dein Haus
Habt acht!
Wer lacht zur Nacht?
Es sind die Raben
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(sommer 2015 / überarbeitet)
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… ein Blick zum Himmel und in den Kopf / vier
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Seit drei Wochen jeden Sonntag ein Blick in den Himmel im Kopf. Stelle mir vor, ich begebe mich in den Winterschlaf wie ein Bär. Erwache erst, wenn der ganze Mist vorüber. Träume mich durch alte Lieder. Ab und an hebe ich ein Augenlid, blicke in den Himmel und schaue nach, ob es sich lohnt, mich wieder zu bewegen. Jeden Sonntag. Seit drei Wochen.
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ich hatte gestern
als das erwachen mich nahm
einen moment jener klarheit kurz nur
kurz streifte mich
warum war jene nacht so kurz
kürzer war diese nacht
als ich wach wurde dachte ich wie kurz doch
jene nacht und so warm und
ich werde sie nicht mehr erleben
jene nacht
ich werde sie in die schubladen
in die schubladen meines gedankenschrankes
abgeheftet dort die nacht wie ein schmetterling
mit spitzer nadel gesteckt hinter glas
staub auf den durchsichtigen schwingen
zu betrachten hinter glas die nacht
als etwas was war
die nächte
waren
und hinderten dich daran
nach hause
nach hause und heim
heimzugehen
heim
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Vor der Zeit schreien
Kraniche irren umher
Ein Schneeglöckchen sucht Licht
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Gestern gefrorener Pfad
Heute Wasser in den Schuh’n
Greif meine Hand, Gleichmut
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Knospen weiten sich
Der Glücksvogel kehrt zurück
Vergiß nicht zu atmen
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… ein Blick zum Himmel und in den Kopf / drei
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Seit zwei Wochen jeden Sonntag ein Blick in den Himmel im Kopf. Stelle mir vor, ich begebe mich in den Winterschlaf wie ein Bär. Erwache erst, wenn der ganze Mist vorüber. Träume mich durch alte Lieder. Ab und an hebe ich ein Augenlid, blicke in den Himmel und schaue nach, ob es sich lohnt, mich wieder zu bewegen. Jeden Sonntag. Seit zwei Wochen.
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ich hatte gestern
also ich war eingeladen
ich sollte und bin dann
zu dieser hochzeit
ich trug einen schwarzen anzug
den trug ich
anläßlich dieser hochzeit
trug ich den und ich war
allein
ohne dich war ich dort mit schwarzem anzug
in meinem gesicht und davor hingen meine haare
hingen mir in die sicht
schwer
naß
der regen hatte sie schwer
gemacht und sie hingen und ich ging hinab zum fluß
dann den hügel hinter dem fluß
dort hinauf
du warst nicht dabei als ich
den hügel hinter dem fluß hinauf
hinaufgestiegen bin
und der himmel war kein dach
als ich hinauf blickte in den taschen wühlte und eine münze
fiel
kullerte
ruhte und
lag da
ich mich bückte
im weißen anzug auf dem weg
auf dem weg zu einer
beerdigung
in der nächsten bar würde ich schlafen
schlafen mit dieser nacht
unter den schwarzen blättern
des herbstes ohne dich
ohne
ganz ohne
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Gefrorener Teich
Der Reiher steht geduldig
Gewicht des Winters
Tropfen brechen den Spiegel
Ein Fuß vor den anderen
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Tief der Himmel grau
Unermüdlicher Regen
Bäche schwellen an
An den Rändern nächtens Eis
Noch nicht die Zeit zu hasten
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