PS: Seltsamer Wahlkampf. Ob aber obiger Song, den Rio Reiser 1976 für unseren Eisernen Helmut im Kampf gegen die Walz‘ aus der Pfalz einst auftragsgemäß (warum nur?) geschrieben hatte, Armin Baerbock, Olaf Laschet, Annalena Scholz, Markus Habeck oder gar Robert Söder über die Ziellinie tragen könnte? Mer waas et net, mer munkelt nur … Ei Gude wie!
Heute ist der Tag des Limericks. Schobert und Black waren da die unangefochtenen Weltmeister. Als wir auch Weltmeister waren. Nicht nur mit dem Bomber der Nation, der diesen Titel trug und ignorierte. Unter anderem eben im mehr Demokratie wagen. 1974. Heute habe ich mehr und mehr das Gefühl, ich werde als Altlinker ständig von den Junglinken rechts überholt. Dabei schaue ich selten in den Rückspiegel. Weil da keiner ist. Mein Fahrrad braucht keinen. Obwohl, die sich wie Karnickel vermehrenden rasenden I – Beiks? Die Zukunft von hinten rollt sie heran, sozusagen.
PS: Nein nein, obiger Nasentrompeter ist nicht der weltbeste Reimer und Sangesbruder, welcher bald 80 werden wird, sondern er hängt mit der Trompete nach unten im Hauptportal des Freiburger Münsters, rechts oben. Ich habe ihn mal etwas auf links gedreht. Jetzt liegen dafür die Engel, die sonst aufrecht stehen neben ihm auf ihrem Rücken.
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PS2: Weshalb i etz da druff kumm? Stand heute in einer mittelhessischen Bäckerei neben einem alten Herrn der gnadenlos Dialekt sprechend Brezzele (die heißet so und schmecke halt au wie se heiße!) bestellte. Der Verkäufer war etwas irritiert. Ich übersetzte dann ä wengele. Und denn noch so drei Mohnweck. Hätter au no gsagt. Und machet ses in ein Beutel! Und was macht etzt en Badener in Hesse? Ho, de Bub schafft do! I au! Des henn i denn gsagt. Isch aktuell it so, aber egal. Schöne Begegnung in Sachen Alte Heimat. Aus aktuellen Anlässen den Nasentrompeter aus dem Archiv geholt.
„Call me Snake!“ Die Augenklappe. Die Dystopie. Das Ende der Zivilisation. Ernest Borgnine, ungeschlagener Meister funkelnder Nebenrollen und der Lieblingsschauspieler meines Vaters als Cabdriver Cabbie. Harry Dean Stanton. Lee van Cleef. Ein Sammelsurium einsamer weißer böser – würden manche heute sagen – Männer. Die Not schweißt sie zusammen. Und die große Aufgabe. Nicht zu vergessen: Zynismus. Man rettet den Präsidenten, auch wenn er ein Arschloch ist. Pflichtbewußtsein mit Stinkefinger. Ich lieb(t)e den nun vierzigjährigen Film. „The name’s Plissken!“
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1981 war ein Jahr in dem die Apokalypse nicht nur im Kino abgefeiert wurde. Reagans Krieg der Sterne, SS 20, Waldsterben, Wettrüsten, ein andauernder Wirtschaftsabschwung, der die letzten Reste des guten, alten Jahrzehnts der Sozialliberalen endgültig wegfegen sollte. Mehr Demokratie wagen war der Wirtschaft inzwischen zu teuer geworden. Die RAF hat ihren Teil dazu beigetragen die letzten Reste einer gesellschaftlichen Utopie wegzubomben. Man begann hauptsächlich eigene Suppen zu kochen. Kohl ante portas.
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Las zum Frühstück in der SZ eine Würdigung Kurt Russells, der heute 70 wird. An dem einen Film kommt man nicht vorbei. Welcher Schwachkopf hat eigentlich „Escape from New York“ den deutsch – dämlichen Titel „Die Klapperschlange“ verpasst, fragte ich mich mal wieder. Ging dann raus, Mineralwasser holen. Und brauchte außerdem 2 neue T – Shirts. Mußte ich im Netz einen Termin machen. „Eine Stunde Shopping – Erlebnis buchen.“ So heißt das heute. Maske, Schlange stehen, QR – Code ausgedruckt, wird gescannt, es piept und rein ins Erlebnis und ich dachte, hätte man mir damals 1981 als bekennendem Apokalyptiker einen kleinen Ausblick in diese Tage geschenkt, hätte ich es geglaubt? Das Absurdistan vor der Haustüre? Wie man sich doch an Unvorstellbares gewöhnen kann? Wieder zu Hause guckte ich nochmal in meine alte Reimekiste und fand Folgendes.
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wegen carl im februar
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das war heute ein schöner tag. ich habe mich nicht getraut in den spiegel zu schauen. ich habe sie angelächelt. sie hat nichts merken dürfen. sie ist die fernsehansagerin.
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das war heute ein schöner tag. ich habe mich so stark gefühlt um einen mülltonne damit füllen zu können. ich habe mich nicht gefürchtet. er hat mich wieder mal gerettet. er ist die spinne.
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das war heute ein schöner tag. ich habe mit meiner zunge sanft meinen gaumen gestreichelt. ich habe meine zufriedenheit gehört. er war schneller in mir als er dachte. er war ein big mäc.
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das war heute ein schöner tag. ich habe den dunst der stadt mich grüssen sehen. ich habe krankheit in den gesichtern gerochen. sie zog ihre bahn. sie war die linie fünfzehn.
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das war heute ein schöner tag. ich habe die lichter aus der anderen welt gesehen. ich hatte den finger am abzug des erfolges. es tickte und klingelte orgiastisch. es war ein freispiel.
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das war heute ein schöner tag. ich habe die trübheit meiner augen geschärft. ich habe die letzten schwankungen der ewigkeit erraten. es trug mich auf einer woge ins pissoir. es war mein zehntes bier.
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das war heute ein schöner tag. ich habe über einen menschenleeren platz geschrien. ich habe autos um verständnis angefleht. er hielt sich raus. das war mein schöner tag.
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(köln / 19. februar 1981)
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Und hätte große Lust mich in diesen Tagen der Askese sinnlos durch die Nacht zu trinken, zu flippern und zu spinnen, um den bevorstehenden Weltuntergang zu feiern. Auch wenn er nur im Kopp rumtanzt. Oder eine trunkene Premierenfeier in der Parisiana – Bar ausklingen zu lassen.